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Ziel dieser Sprachbadwoche war und ist es, für die beteiligten Polimodalklassen neben
der intensiven und beim offiziellen Programm ausschließlichen Verwendung der deutschen
Sprache eine Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der deutschstämmigen Kultur und
Tradition in Argentinien herzustellen und die SchülerInnen zu kritischem interkulturellem
Lernen zu erziehen. Diese Auseinandersetzung soll nicht im Sinne traditionellen
Deutschunterrichtes stattfinden, sondern projektorientiert in kursübergreifenden Arbeitsgruppen,
wobei sowohl das fächerübergreifende Lernen zur Einübung eines vernetzten Denkens wie
auch das selbstverantwortliche Erarbeiten von Sachverhalten trainiert werden. Die SchülerInnen
sollen diese Woche auch als Lernen für das Leben in Erinnerung behalten. Im Zentrum muss
aber die Beschäftigung mit der deutschen Sprache bei der Erarbeitung der Fachthemen stehen;
deshalb werden alle Projekte deutschsprachig diskutiert, vorbereitet, erarbeitet und für eine
spätere Präsentation protokolliert und dokumentiert.
Für den Lernerfolg einer solchen Veranstaltung des Lernens am dritten Ort ist die
funktionierende Kommunikation unter allen Beteiligten ausschlaggebend. Daher muss auch
neben dem Arbeitsbereich der Freizeitbereich mit sportlichen Aktivitäten, Spielen, Literatur,
Filmen u. a. geplant werden.
Projektthemen der Sprachbadwoche
- Zeitzeugen im Seniorenheim.
- Die Weberei Nils und Ilona Nille.
- Das Albertus – Magnus – Altersheim.
- Medizinische Grundversorgung und ihre Funktion.
- Die Rolle des Tourismus und das entstehende Deutschlandbild.
- Aufforstungsprogramm Cumbrecita: Konflikt zwischen Ökologie und Ökonomie.
- Der Tourismus in La Cumbrecita.
- Das Kutschenmuseum.
- Deutsche Schule Villa General Belgrano.
- Eigenproduktion fiktiver Texte nach Schreibmustern.
- Neue deutsche Musik.
Bei der Erarbeitung dieser Projekte mussten, wo immer es möglich war, die Biographien
prägender Persönlichkeiten berücksichtigt und präsentiert werden.
Ein für mich ausgesprochen wichtiger Aspekt wurde bei der abschließenden Evaluation
mit den Schülern vor Ort von einer Schülerin stellvertretend für viele Wahrnehmungen ganz
dezidiert ausgesprochen, als sie sagte, dass es die bisher einzige von der deutschen Abteilung
durchgeführte Studienreise der Schule sei. Sie betonte, dass sie diese für ganz wichtig halte,
weil sie die „deutschen“ Lehrer einmal von einer ganz anderen Seite kennen gelernt habe:
in der Arbeit und in der gemeinsamen Freizeit, konsequent und locker.
Auch so kann an einem Deutschlandbild gearbeitet werden, können Urteile und Vorurteile
überdacht und revidiert werden, findet interkulturelles Lernen statt – auf beiden Seiten!
Die Studienreise, und ich betone ausdrücklich diesen Begriff, war für meine KollegInnen
und mich ein voller Erfolg und hat uns viel Spaß gemacht.
Walter HOFFMANN (Fl. Deutsch)
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