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Von  all dem  habt  Ihr  schon  so  manches  mitbekommen.  Vielleicht  ist alles  noch
          nicht  ganz  ausgegoren,  darf  und  soll  sich  noch  entwickeln,  muss  noch  gefestigt
          werden. Aber obgleich es bei vielen von Euch nicht immer ohne Druck funktioniert
          hat, so denken wir doch, dass Ihr nun die Schule verlasst, nachdem Ihr viel Sinnvolles
          gelernt habt und dass eine gute Lernumgebung Eure Tage hier geprägt hat, die
          Euch möglichst große Freiräume verschafft und das Interesse für die verschiedensten
          Belange des Lebens geweckt hat.
          Ihr geht nun hinaus in die Welt und werdet Euch fragen, was das überhaupt für eine
          Welt ist. Gemäß dem Global Risk Report sind die folgenden die zehn drängendsten
          Probleme der Erde: der Klimawandel, Extremwetterereignisse mit Stürmen, Starkregen
          und Hitzewellen, der Verlust an Biodiversität, die soziale Spaltung der Gesellschaft,
          der Verlust der Lebensgrundlagen, Infektionskrankheiten, die Umweltzerstörung, der
          Verlust natürlicher Ressourcen, die Schuldenkrise, diverse geopolitische Spannungen.

          Bekommen wir nun selbst die Krise? Fragt Ihr Euch, warum wir Eltern Euch in die
          Welt gesetzt haben? Welchen Beruf, welches Studium, welche Ausrichtung sollt Ihr
          wählen? Ergibt das überhaupt alles einen Sinn?

          Nun antworte ich nicht nur als Schulleiter, sondern auch als Vater, der genau das
          seinen Kindern erklären muss. Natürlich ergibt das Sinn. Die Welt war schon immer
          schwierig. Es gab schon immer Krisen. Es haben immer Gefahren gelauert. Unsere
          Aufgabe  besteht  darin,  mit  dieser  Welt  klar  zu  kommen,  darin,  dass  wir  so  lernen,
          dass wir uns um uns und unsere Gemeinschaft, in der wir leben, kümmern, und darin,
          dass wir zugleich, vom Kleinen zum Großen, vom Mikro zum Makro kommend, die
          Welt weiter verbessern, entsprechend unseren Möglichkeiten. Geht die Themen der
          Welt an, verschließt nicht die Augen, sondern beschäftigt Euch mit ihnen, voller Mut
          und Zuversicht, Ehrfurcht und Tatendrang, Optimismus und Idealismus, Kreativität
          und  Engagement!  Jeder  Mensch  ist  klein  vor  der  Größe  der  Probleme,  aber  der
          menschliche  Geist  ist  groß,  und  gemeinsam  mit  Gleichgesinnten  könnt  Ihr  alles
          erreichen! Packt das an, traut Euch, und traut Euch das zu!

          Ralph Waldo Emerson, ein amerikanischer Philosoph und Dichter aus dem 19.
          Jahrhundert,  sagte  einst,  dass  die  Welt  dem  gehöre,  der  in  ihr  mit  Heiterkeit  und
          nach hohen Zielen wandert, und hiermit schließe ich den Bogen zum Beginn meiner
          Ausführungen.  Ein  hohes  Ziel  habt  Ihr  erreicht  -  ich  denke  durchaus  mit  einem
          gewissen  Maß  an  Heiterkeit  (zumindest  hoffe  ich  das)  -,  und  nun  werdet  Ihr  Euch
          nach einer kleinen Verschnaufspause neue Ziele setzen, zu denen Ihr dann wandern
          – oder auch Tauchen - werdet, mit Konzentration, aber auch mit der notwendigen
          Heiterkeit und der Faszination, die Euch bei einem Tauchgang einfach überkommen
          muss.

          In diesem Sinne: Lasst uns nun ordentlich feiern und tief durchatmen, bevor Ihr Eure
          nächsten Schritte angeht. Dazu, dass Ihr dies mit einem bestandenen Abschluss oder
          sogar mehreren tun könnt, gratuliere ich Euch von Herzen und wünsche Euch für
          Eure Zukunft nur das Beste. Behaltet Eure Schulzeit an der Goethe-Schule positiv in
          Erinnerung und haltet als Alumni die Verbindung zu uns aufrecht! Herzlichen Dank
          für Ihre und Eure Aufmerksamkeit!

                                                                     Philipp Wehmann


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