Page 131 -
P. 131

Guten Abend liebe Kolleginnen und Kollegen der Schulleitung, liebe Mitglieder des
            Vorstands, liebe Kolleginnen und Kollegen der Lehrerschaft, liebe Schülerinnen und
            Schüler.

            „Heute ist immer noch, das ganze Leben ist jetzt. Und jetzt, jetzt ist es an der Zeit, die
            Versprechen einzuhalten, die wir einander gegeben haben. Denn gestern haben wir
            es nicht getan, denn morgen ist es zu spät. Jetzt.“ Antonio Machado.
            Ich habe meine Rede so begonnen, wie man Reden zu beenden pflegt. Aber eigentlich
            habe ich mich dafür entschieden, eine Rede so zu beginnen, weil es schwer ist, euch
            zu verabschieden. Ich habe vierzehn intensive Tage mit euch erlebt, und ich denke,
            wir werden diese in Erinnerung behalten. Ihr kennt mich alle, Kinder, ich bin eine
            Heulsuse.
            In  dieser  Zeit  hatte  ich  die  Gelegenheit,  euch  näher  kennenzulernen,  was  in  einer
            so großen Schule gar nicht einfach ist. Die Schulleitung ist sehr weit vom Alltag der
            Kinder  entfernt,  denn  wir  stecken  in  der  Planung,  denken  über  die  Strategie,  die
            Zukunft und das Tagesgeschäft nach. Ihr werdet von allen Lehrkräften begleitet, die
            euch vom Kindergarten bis zum letzten Tag – bis heute und einige bis im Februar –
            mit all der Liebe, der Leidenschaft und dem Engagement unterrichten.

            Es stimmt, dass wir von der Leitung oft sehr wenig von den Schülerinnen und Schülern
            sehen. Jedoch hatte ich bei diesem Jahrgang das Glück, mit ihnen zu reisen, und ich
            habe sie ins Herz geschlossen.

            Wir sprechen oft über diese jungen Leute von heute, die für das Äußere leben, die alles
            Materielle in der Welt suchen. Das haben wir auf dieser Karte gesehen, wo alles digital
            ist. Dabei ist die Distanz zwischen Information und Gehirn kurz, alles ist auf einem
            Smartphone und alle veröffentlichen ihr Leben in sozialen Netzwerken und in diesen
            Publikationen. Manchmal sind diese nicht einmal sehr ehrlich, denn sie zeigen nur,
            was wir zeigen wollen. Die Fotos sind bearbeitet und durch einen Filter und andere
            Dinge verändert.

            Man könnte fälschlicherweise denken, dass junge Menschen heute keine innere Welt
            haben. Ich denke, dass ich in vielen Momenten, in denen ich mit jeder und jedem von
            euch gesprochen habe, das Gegenteil erlebt habe. Zum Beispiel in Garmisch, als ihr
            die Aktivität durchgeführt habt, bei der alle jemanden treffen konnten, der nicht zu
            den engen Freunden gehörte.

            Am letzten Abend, als jede und jeder von euch über das Erlebte reflektierte, habt ihr
            gezeigt, wie wunderbar und vielfältig eure innere Welt ist. Das ist ein Jahrgang, in
            dem alle einen eigenen Stil, eigene Vorlieben, eigene Ideen und Wege haben. Dies
            wird mehr als deutlich, wenn man betrachtet, wie ihr gekleidet seid: Alle bringen ihre
            eigene Persönlichkeit zum Ausdruck.
            Und ihr habt uns in einer Schule, die ein Begegnungsort der Kulturen ist, etwas gelehrt.
            Wir leben mit der Vielfalt, die manchmal Respekt und Toleranz für den anderen sein
            kann (was sie sein sollte), aber manchmal ist sie viel mehr. In der Vielfalt respektieren
            wir einander und wir lieben einander. Sie schafft Freundschaften und Bindungen. Ich
            glaube, dass dieser Jahrgang ein Beispiel für die Liebe in der Vielfalt ist.


                                                 133
   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136