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Baricco gibt eine Antwort auf diese Frage. Er argumentiert, dass wir durch die
          Erfahrung jeder dieser Ängste eine innere Bewegung, eine Reaktion, auslösen, die
          es uns ermöglicht, stärker zu werden. Er ist überzeugt, dass durch die Erarbeitung
          der Antworten auf jede dieser  Ängste jede und jeder von uns seine eigene Karte
          zeichnet, seine eigene Reise macht und irgendwann die Grenze überschreitet und
          die neue Zivilisation betritt. Das ist die Zivilisation, die ihr, liebe Absolventinnen und
          Absolventen, aufbauen wollt.
          Dieses Projekt, diese Reise, auf die ihr euch begeben und während der ihr durch
          die  Ängste  steuern  werdet,  bringt  mich  zurück  zu  diesem  Abend.  Heute,  in  dieser
          festlichen Nacht, wird jede und jeder von Ihnen das Füllen der Schultüte beenden,
          mit der ihr in der ersten Klasse der Goethe-Schule begonnen habt und die ihr euer
          ganzes  Leben  lang  als  Baumeisterinnen  und  Baumeister  dieser  neuen  Zivilisation
          tragen werdet. Aber die schließliche Last besteht nicht mehr aus Süßigkeiten, Obst
          oder  Keksen.  Was  ihr  von  nun  an  mitträgt  ist  die  Liebe  und  der  Stolz,  mit  denen
          eure Mütter und Väter euch in diesem Moment betrachten, die Zuneigung, mit der
          ihr von Lehrkräften und anderen Beteiligten in all diesen Jahren begleitet wurdet,
          und die  Freundschaft, die  ihr mit  euren bisherigen  Wegbegleitern geschlossen
          habt. Das Leitbild, das wir dem Diplom beigefügt haben und das ich euch einlade,
          aufzubewahren, basiert auf diesem stabilen Dreibein. Wenn ihr auf dieser fabelhaften
          Lebensreise, die ihr von heute Abend an als Erwachsene fortsetzen werden, jemals
          von irgendeiner Angst verwirrt werdet, dann nehmt das Leitbild heraus, öffnet die
          Schultüte, holt den Treibstoff aus dieser letzten Füllung und geht in Frieden weiter.
          Diese  neue  Zivilisation,  das  Werk  einer  kollektiven  Schöpfung,  in  der  ihr  wichtige
          Schaffende sein werdet, erwartet euch.
          Und noch zu den Schultüten: Diese Abschlussfeier gilt nicht nur diesem großartigen
          Jahrgang, der auf dem Podium steht.
          Heute machen auch Florencia und Mariana ihren Abschluss, und ich möchte sie zu
          mir auf die Bühne bitten.

          Florencia und Mariana hatten nicht das Glück, ihre Schullaufbahn als Grundschülerinnen
          an der Goethe-Schule zu beginnen, aber sie machen ihren Abschluss mit Auszeichnung
          im Fach „Begegnung der Kulturen“. Auch sie haben noch einen langen Weg vor sich.
          Deshalb werden wir sie auf ihrem Weg unterstützen. Tomas und Maggie überreichen
          ihnen  die  Schultüte,  die  ihre  Mitschülerinnen  und  Mitschüler  der  Primaria  für  sie
          zusammengestellt haben, und eine CD, die mit Treibstoffen, wenn auch materiellen,
          gefüllt ist.
          Zum Abschluss dieser Botschaft möchte ich im Namen des Vorstands all jenen danken,
          die mit ihren unterschiedlichen Beiträgen zum Leben all dieser Absolventinnen und
          Absolventen diesen Moment möglich gemacht haben.

          Viel Glück auf dem weiteren Weg, liebe Absolventinnen und Absolventen, viel Glück
          in den kommenden Jahren, Florencia und Mariana. Ich wünsche allen frohe Festtage.

                                                                     Andrés de la Cruz
                                                                    Vorstandsvorsitzender




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