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und Schüler, auch nach dem alten DaF-System, die Sprache bereits im Kleinkindalter
          und auf spielerische Weise erworben haben. Das heißt, dass auch der Terminus
          “Fremdsprache” nicht ganz stimmig ist.
          Aus diesem Grund haben die Deutschen Abteilungen der Primaria und der Secundaria
          beschlossen, für die letzten Jahrgänge ohne Immersion bis Ende des ersten Zyklus der
          Secundaria eine Übergangslösung zu finden, die mehr als eine bloße Umbenennung
          ist: die Gründung von Erweiterungs- und Grundlagenkursen, die die vormaligen M-
          und F-Gruppen ersetzen.
          Im Rahmen des  “E-Kurses - Erweiterungskurses”  haben  hochmotivierte  und/
          oder  bereits  sprachlich  starke  Schülerinnen  und  Schüler  die  Möglichkeit,  sich  mit
          Themen und Inhalten des muttersprachlichen Unterrichts auseinanderzusetzen. Die
          Lehrkräfte fordern diese Schüler sprachlich und inhaltlich im Hinblick auf die Ziele des
          DIA (Deutsches Internationales Abitur) heraus.
          Die Schülerinnen und Schüler des “G-Kurses - Grundlagenkurses” (Sprachförderkurs)
          vertiefen  Vokabeln,  Ausdrücke  und  grammatikalische  Strukturen,  um  ihre
          Sprachkenntnisse  zu  erweitern  und  haben  im  Rahmen  ihrer  Sprachkompetenzen
          und im Laufe der Sekundarstufe I oder am Ende dieser die Möglichkeit, in den E-Kurs
          zu wechseln und sich bei entsprechendem Interesse und Können für die Ausrichtung
          DIA zu entscheiden.
          Aufgrund  von  Sprachstandsdiagnosen,  die  das  Deutschniveau  unserer  Kinder  mit
          dem von gleichaltrigen Schülerinnen und Schülern in Deutschland vergleichen sowie
          der Beurteilung der Lehrkraft finden jährlich die Einstufungen in die jeweiligen Kurse
          statt.
          Mehr  als  zuvor  ist  also  weniger  die  sprachliche  Herkunft,  sondern  die  Leistung
          entscheidend für die Gruppenzugehörigkeit.
          Ausdrücklich zu betonen ist, dass es sich um ein Übergangssystem handelt, welches
          mit der hochwachsenden Immersion schrittweiser außer Kraft treten bzw. angepasst
          werden wird.

          DIE SPRACHSTANDSDIAGNOSE IM KINDERGARTEN
          Mit   nicht   ganz   ungerechtfertigter   Sorge   führten   wir   dieses   Jahr   die
          Sprachstandsdiagnose  der  Fünfjährigen  durch.  Die  große  Frage,  die  sich  dabei
          stellte,  war,  wie  die  Kinder  nach  einem  Jahr  Quarantäne  und  einem  halben  Jahr
          Hybridunterricht  sprachlich  abschneiden  würden.  Würden  sie  tatsächlich  die
          notwendigen Kompetenzen erreicht haben und für Anforderungen der Grundschule
          gewappnet  sein?  Durften  wir  am  Ende  bestätigen,  dass  die  zahlreichen  virtuellen
          Maßnahmen Früchte getragen hatten?
          Die Antwort fällt erfreulicherweise recht positiv aus, wenn auch mit Einschränkungen:
          Insgesamt haben 64% der Kinder ein sehr gutes, altersgemäßes Niveau.
          Es  lassen  sich  allerdings  sprachliche  Unterschiede  herausfiltern,  wenn  man  die
          passiven (rezeptiven) und aktiven Kompetenzen unterscheidet:
          Nur  44%  der  Kinder  können  sich  in  einem  gelenkten  Gespräch  befriedigend  bis
          sehr  gut  äußern,  56%  haben  dabei  zum  Teil  noch  Probleme  oder  brauche  mehr
          Hilfestellungen.
          Spontane  Äußerungen  zu  einem  Bild  fallen  nur  38%  der  Kinder  leicht,  allerdings
          versteht  die  Mehrheit  sehr  gut,  wenn  die  Lehrkraft  Personen,  Aktionen  und
          Gegenstände des Bildes benennt und darum bittet, darauf zu zeigen.
          Das bedeutet, bezogen auf das Gesamtverständnis sind wir auf einem guten Weg,
          allerdings  müssen  die  Kinder  der  zukünftigen  ersten  Klassen  in  ihrem  aktiven
          Sprachgebrauch noch stärker gefördert werden.

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