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gestellt werden sollen, sie lässt den Menschen aufstehen und unbequeme Worte sagen. Ich
spreche von der Aufrichtigkeit und Standhaftigkeit in der eigenen Meinung, die nicht durch
Geld ausgeschaltet werden kann, und die den Charakter eines Menschen so unverwechselbar
prägt, auf dass er nicht zum Spielball der anderen wird. Das Sich – Einsetzen für den
Schwächeren, der allein steht und keinen Fürsprecher hat, dem Ungerechtigkeit geschieht,
die keiner sehen will, die Ehrlichkeit in kleinen Situationen des täglichen Lebens, von denen
man denken könnte, dass es hier doch nicht so darauf ankommt und dass es keiner merkt.
Diese Aufrichtigkeit ist es, die den Menschen vorwärts bringt. Nur ist sie verflixt schwer zu
leben.
Das wäre eigentlich meine einzige Bitte an euch, die ihr nun Schule und Elternhaus
verlasst und hinausgeht ins Leben: Lebt Aufrichtigkeit, zeigt Zivilcourage, denn eines müsst
ihr wissen, wenn ihr es nicht schon ahnt: Ihr seid unsere Zukunft. ihr, damit meine ich
natürlich euch und alle jungen Menschen, überall auf der Welt, die so wie ihr nun einen
wichtigen Lebensabschnitt erfolgreich abgeschlossen haben und nun wissen, dass nach dem
Spiel stets vor dem Spiel ist. Für euch, aus einer deutschen Auslandsschule kommend, passt
in ganz besonderer Weise das Wort Jesus an seine Jünger: “Ite missa est” – Gehet hinaus in
die Welt! – Tragt das Gute und das Positive mit zu den Menschen, auf dass unsere Welt ein
ganz, ganz, ganz klein wenig auch von euch im Vorbildhaften beeinflusst wird.
So komme ich nun zum Schluss meiner Rede. Vergesst in der Ferne nicht euere Lieben
und die Freunde – vergesst auch nicht die Goethe-Schule, die alles getan hat, um euch
neben der Familie für all die Jahre ein zweites Zuhause zu sein. Lasst von euch hören, die
Türen stehen euch offen.
Ich wünsche euch von Herzen alles erdenklich Gute und Gottes Segen auf euren Wegen.
Gottfried LANGER
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