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Unterrichtsarbeit, sondern auch von deinem konstruktiv-kritischen Geist bereichert. Als Fachleiter
konnte ich mich davon überzeugen, dass sich dahinter nicht miesepetrige Meckerlust verbirgt, son-
dern der aufrichtige Wunsch, deine Umgebung zu optimieren. Wer sich darauf einlässt, kann mit
dir viel bewegen.
Ich hoffe, du bleibst dir selbst weiter treu und kannst zukünftig in unserem gemeinsamen Hei-
matland Nordrhein-Westfalen wieder etwas bewegen.
In diesem Sinne-
Glück auf!
Mark WALBRUN
Frank Diener (Mathematik und Physik)
Von Frank Diener, der sechs Jahre an der Schule unterrichtete und davon vier Jahre lang mein
Kollege war, möchte ich drei Gegebenheiten erzählen.
Die erste ereignete sich beim gemeinsamen Mittagessen, als ich noch neu an der Schule war und
kurz zuvor die ungefähr hundert unübersichtlichen Informationen für Lehrer zum Schuljahresbeginn
gewälzt hatte. Als ich bemerkte, ich hätte trotz aufmerksamen Lesens noch mindestens zwanzig Fra-
gen, legte der mir gegenübersitzende Kollege gemächlich das Besteck neben den Teller, lehnte sich
entspannt zurück und forderte mich freundlich auf: „Na, dann frag mal...“ Er hatte Erfahrung und
Zeit, und war ganz offensichtlich auch bereit, beides kollegial zu teilen.
Dreieinhalb Jahre später sahen sich meine Klasse und ich im Deutschunterricht einer unlös-
baren Rechtschreib- und Landeskundeaufgabe zum Thema Herkunftsbezeichnungen (Bremer
Stadt¬musikanten, fränkischer Wein etc.) gegenüber: Bei der gewünschten Zuordnung entstand
große Verwirrung - heißt es Thüringer oder Bayrischer Wald, gehören die Würstchen nach Frankfurt
oder nach Thüringen, wer kocht die Klöße, und vor allem, was macht man mit dem übriggebliebe-
nen Substantiv „Gemütlichkeit“? Nur der Verweis auf den uns bekannten Lehrer aus Sachsen konnte
das Rätsel lösen: Man spricht von „Frankfurter Würstchen“, „Thüringer Klößen“ und – natürlich -
„Sächsischer Gemütlichkeit“!
Man sollte deshalb allerdings nicht glauben, Frank käme nicht aus dem Quark. Im Gegenteil,
er hat hier viel unternommen und ist weit gereist, hat Freundschaften geknüpft und gepflegt - und
vor allem hat er oft gut hingesehen. Wenn der ein oder andere von uns wieder einmal in Arbeit und
anderen Verpflichtungen unterzugehen drohte, sorgte Frank mit einem Vorschlag dafür, dass die
leeren Batterien wieder aufgeladen werden konnten. Manches Mal versöhnte er einen mit seiner
gelassenen Art auch mit landesüblichen, aber - bei genauerem Hinsehen - auch wieder nicht so
tragischen Besonderheiten.
Die eben geschilderte Situation im Klassenraum löste große Heiterkeit bei uns allen aus, und
später bei Frank selbst, als ich ihm davon erzählte. Auch das sagt Einiges über ihn aus. Da wir uns
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