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In dieser Minute wird jetzt in China irgendwo ein Kind geboren. Es macht zum ersten Mal die
Augen auf und schaut ein bisschen verstört und erstaunt und angestrengt auf die Welt. Es schreit,
weil ihm kalt ist, die Luft in seiner Lunge ist so neu...!
In dieser Minute wackelt in Österreich ein 14 Monate altes Kind ganz aufgeregt auf seinen dün-
nen Beinchen zum allerersten Mal von der Ofenbank zum Küchentisch, es plumpst auf seinen Hin-
tern und lacht ganz stolz.
In dieser Minute malt in Südafrika ein Kind im Kindergarten einen bunten Schmetterling.
In dieser Minute weint in Haiti gerade ein Kind vor Hunger.
In dieser Minute fällt in USA ein Kind von seinem Fahrrad und bricht sich die vorderen Zähne ab.
In dieser Minute winkt in Deutschland ein Drittklässler einem Mädchen zu, das er heute zum
ersten Mal in seiner Klasse gesehen hat. Sie hat so schöne Augen!
In dieser Minute rennt gerade in Indien ein 10 Jähriger atemlos vor einer Horde Jungs weg.
Sie schreien ihm nach, dass er hier nichts zu suche habe, weil er so blöd redet und so anders
aussieht.
In dieser Minute beobachtet in Brasilien ein Kind eine Ameise, die ein großes Blatt schleppt.
In dieser Minute sieht in Syrien ein Kind seine Mutter zum allerletzen Mal.
Es ist Krieg im Land und sie werden getrennt.
In dieser Minute schwitzt auf Madagaskar eine Schulklasse in einer Mathematikprüfung.
In dieser Minute fahren in der Schweiz Kinder begeistert einen Schlittenhang hinunter.
In dieser Minute freuen sich in ganz Südamerika Kinder auf die großen Sommerferien.
In dieser Minute sitzt in Argentinien du hier und denkst, es ist vielleicht doch etwas Besonderes.
Endlich Schluss mit der Primaria und dann zu den Großen gehören! Ja!
Hast du jeden Morgen die Kleinen vom Kindergarten gesehen, wie sie euch Große bewundert
haben?
So ist das mit uns. Wir stehen immer genau an dem Punkt, wo wir gerade stehen und haben
gerade nicht den Überblick über die Welt, über unser eigenes Leben.
Aber manchmal, wie eben jetzt in dieser Minute, ist doch etwas ein bisschen anders.
Ein Abschnitt endet und etwas Neues wird kommen und du wirst da hinein gehen.
Dazu wünschen wir alle, Uschi, Liliana und ich und alle deine Lehrer dir allen viel Mut und auch
ganz viel Glück.
Ich verrate euch: mir selber geht es gerade ganz genau so! Irgendwo in Deutschland sitzen jetzt
Schüler, die in ziemlich genau 2 Monaten mit großen Augen vor mir sitzen werden und jetzt noch
gar nichts davon wissen. Und ich weiß noch nichts von ihnen.
Aber ich bin schon sehr gespannt!”
Lieber Burkard, das Kollegium der Goethe Schule, die Eltern und die Schülergemeinschaft, das
Personal des Sekretariats, Liliana und Uschi sagen Dir „Alles Gute“. Danke für die Zeit bei uns und
alles erdenklich Gute für die Zukunft.
Ute BIRKMEIER de GÓMEZ
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