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Stefan kicherte. Dabei wurde Frau Lohmanns Gesicht ganz rot und sie fragte: „Wieso
lachst du? Was ist denn so komisch?“
„ `Die phantastische Sechs`?, woher habt ihr den Namen denn? Aus einem Comic?“
„Sei nicht frech! Es war ein cooler Name, zu der Zeit wenigstens. Wir waren eben sechs
Mitglieder und wir waren phantastisch … Ich habe auch noch ein Demo mit unseren Liedern.“
„Spiel mal vor, Mama, bitte. Kannst du noch etwas?“
„Ich weiß nicht, seit fünfzig Jahren spiele ich nicht mehr.“
„Ach, wenn man was gelernt hat, vergisst man es nie. Vielleicht kannst du dich nicht
erinnern, aber vergessen hast du es bestimmt nicht“, erklärte Stefan.
Frau Lohmann dachte ein wenig nach und begann zu spielen. Am Anfang war es nicht
harmonisch, es hörte sich eher nach zerbrechenden Gläsern als nach Musik an, aber das
war nur, weil sie sich erst wieder daran gewöhnen musste.
„Das war natürlich nur eine kleine Probe…“, versuchte sie zu erklären.
„Ja ..klar…“, dachte Stefan und grinste. Dann sagte er, dass es besser sei, wenn sie zu
Bett ginge, da es schon sehr spät geworden sei; er werde sie am nächsten Tag wieder
besuchen.
Und so war es auch. Beide frühstückten und gingen dann zurück ins Wohnzimmer. Aber
sie waren nicht mehr alleine. Stefans Kinder waren auch mitgekommen, denn sie wollten
Omas Musik hören.
„Ich habe die Kassette gefunden, auf der unsere Lieder aufgenommen wurden. Hoffentlich
funktioniert sie noch… Sie ist so alt.“ Sie bereitete dem Kassettenrekorder vor und drückte
auf Play. Die Lieder waren ausgezeichnet. Es gab viele verschiedene Stile, aber alle waren
interessant und jedem, der sie hörte, konnten sie gefallen. Ein Beweis waren die staunenden
Gesichter von Stefan und seinen Kindern. Immer wieder hörte man jemanden, der Wow!
Oder Super! sagte.
„Das ist unglaublich! Der Name psst wirklich dazu!“
„Siehst du, Stefan. `Die phantastische Sechs` war eine berühmte Gruppe in ihrer Zeit.
Ich habe es dir schon gestern erzählt“, sagte Frau Lohmann stolz.
„Du solltest die Kassette einem Rock – Studio zeigen“, meinte Stefan, vielleicht hast du
Glück und kannst sie verkaufen und wirst nochmals richtig berühmt.“
„Nein …, mein Lieber. Ich werde so was nicht machen. Diese Lieder sind mein Schatz.
Außerdem bin ich schon sehr alt. Was würde ich mit dem Geld machen – falls ich Erfolg
hätte? Mir reicht es, wenn ich die Erinnerungen habe.“
Sie stand auf und ging zum Fenster. Der Himmel war blau und es gab keine einzige
Wolke.
Kerstin PREUSENTANZ - 2B
b) In einer produktionsorientierten Lyrikeinheit in einer MF – Gruppe, der 3D+, bestand
eine Aufgabe darin, einen Sachtext aus einer Zeitung zur Situation von Kindern in der Dritten
Welt in einen lyrischen Text mit appellativem Charakter umzuformen.
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