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Abschied von Jochen Zerrath
Lieber Jochen,
es ist mir eine Ehre, für Dich ein paar Abschiedsworte zu formulieren. Nach 6 Jahren an
der Goethe – Schule verlässt Du diese nun, um an Deiner alten Stammschule in Niedersachsen
den Dienst wieder anzutreten, ebenso wie Deine Frau Iris. Das sicher nicht leichte Los eines
Mathematik- und Physiklehrers hast Du an der Goethe – Schule mit dem Dir eigenen trocken-
schelmischen Humor des Menschen aus dem Norden Deutschlands –- „das Leben ist hart,
aber ungerecht“ – und der notwendigen Gewissenhaftigkeit bis hin zu unzähligen Mesas
unkompliziert angenommen und ausgefüllt. Mich haben an Deiner Haltung als Lehrer und
als Kollege vom ersten Tage an die Konsequenz und Disziplin im Arbeitsprozess, die
ausgesprochene Fairness im Umgang mit Schülern und Kollegen und die absolute
Zuverlässigkeit überzeugt. Ohne große Worte warst Du immer präsent und hilfsbereit. Fast
in jedem Jahr in irgendeiner Form am Abitur beteiligt und damit endlosen Korrekturorgien
ausgesetzt, ging Dir doch nie die Freude an der Arbeit und am Leben verloren; dies drückte
sich in einer stets freundlichen und neugierigen Art aus. Wenn das letzte Jahr auch in etwas
gebückter Haltung auf Grund von Hüftbeschwerden bestritten werden musste, so ging der
Blick doch immer geradeaus, sachorientiert, mit dem Gespür für das Wesentliche.
So nebenbei betreutest Du auch noch die Astronomie – Ag und ließest dabei so manchen
Schüler und Kollegen die Sterne begucken. Damit sie aber nicht versanken im All, kam dann
irgendwann die Aufforderung: „So, jetzt machen wir `mal …“
Dass es neben der Schule auch noch andere Dinge gibt, die lohnens- und lebenswert
sind, beweisen Deine zahlreichen sonstigen Aktivitäten, bei denen, vom Fußball einmal
abgesehen, Deine Ehefrau Iris die Planerin und Managerin war; eben ein eingespieltes Team.
Erwähnen möchte ich auch so manchen guten Tipp, was die argentinischen kulinarischen
Lokalitäten anbelangt, und die Begeisterung für das Kino. Auf Deinen Reisen in Südamerika
hattest Du Dir schnell den Ruf eines stoischen und konditionsstarken Autofahrers verschafft,
der sich sehr gut auskannte. Ganz gut in Erinnerung sind uns noch Deine begeisterten
Erzählungen von Galapagos oder Patagonien.
6 Jahre lang prägtest Du mit der Präsenz und Präzision eines „Weser-Maradona“ die
Geschicke der Goethe – Fußballtruppe als Spieler, als Präsident, als Kassenprüfer und, im
letzten Jahr, als invalides Vollmitglied und Alterspräsident.
Als ganz besondere Leistung von Euch muss der von Euch ins Leben gerufene und 6 Jahre
lang in Eurem Hause durchgeführte Literaturkreis von Freunden und Kollegen erwähnt werden.
Auch solche Dinge gehören zu einer Gemeinschaft und zum Engagement im deutschen
ausländischen Schuldienst.
Uns fehlen in beinharten und lustigen Doppelkopfrunden jetzt schon Deine trockenen
Kommentare und Iris` Pique - Dame vor der Kreuz - Dame.
Wir wünschen Dir, lieber Jochen, noch zwei erfreuliche verbleibende Dienstjahre, und Dir,
liebe Iris, einen guten Wiedereinstieg in den deutschen Schuldienst nach 6 Jahren Abstinenz.
Den „Neubeginn“ in Deutschland, der ja immer nach langer Abwesenheit und langen
Lebens in der Fremde durchaus schwierig ist, werdet Ihr mit der Euch eigenen und der von
der Rückkehr aus Kairo bekannten Souveränität angehen und bewältigen. Wir wünschen
Euch dafür Gesundheit und Stehvermögen.
Prof. Walter HOFFMANN
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