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Liebe Abiturienten, liebe Bachilleres, liebe
          Eltern,    liebe  Frau  von  der  Fecht,  liebe
          Mitglieder  des  Vorstands,  sehr  geehrter  Herr
          Hasenclever, liebe Kolleginnen und Kollegen,
          meine sehr geehrten Damen und Herren.

             Herzlichen    Glückwunsch,      liebe
          Bachilleres,  zum  deutschen  Abitur  und  zum
          bestandenen argentinischen Bachillerato.
             Auf  der  Glückwunsch-Urkunde,  die  euch
          in  dieser  Feierstunde  überreicht  wird,  wird
          Johann Wolfgang von Goethe zitiert: „Gleich
          sei keiner dem anderen…es sei jeder vollendet
          in sich“.
             Der Akzent liegt auf der Individualität des
          Einzelnen.  Jeder  ist  anders,  lernt  anders  und
          entwickelt sich anders. Das wissen eure Eltern,
          das wissen eure Lehrer.                                          Gerald SPLITT
             Der amerikanische Wissenschaftler Doman
          fand  schon  in  den  50er  Jahren  heraus,  dass
          bei Kindern die Entwicklung keineswegs synchron verläuft. Wir müssen den offiziellen
          Angaben, was ein Kind in einem bestimmten Alter können soll, im Schnitt plus/minus
          3.5 Jahre hinzufügen. Das schickt eine deutliche Botschaft an Eltern und Lehrer, aber
          auch  an  Kinder,  Jugendliche  und  junge  Erwachsene,  wenn  sie  sich  mit  anderen
          vergleichen. Mancher zündet schneller, mancher langsamer, und das ist ganz normal.
          Mancher  läuft  schon  in  der  Schulzeit  zu  hoher  Leistungsfähigkeit  auf,  bei  manchem
          muss man darauf noch etwas warten.
             „Gleich sei keiner dem anderen… es sei jeder vollendet in sich“ sagt Goethe und
          zielt  damit  auf  Entwicklung  und  auf  einen  Vergleich  mit  sich  selbst.  Hier  wird  kein
          Benchmarking der Persönlichkeit betrieben, sondern hier geht es darum, sich selbst zu
          übertreffen. Sich auf den Weg zu machen, sein Potenzial auszuloten und zu erweitern.
          Begleitet haben euch bis jetzt darin eure Eltern, die Erzieherinnen im Kindergarten und
          die Lehrerinnen und Lehrer in Primaria und Secundaria. Ab jetzt ist das eure Aufgabe.
          Ihr seid  erwachsen. Ihr entscheidet, wie ihr werden wollt. „Es kommt nicht darauf an,
          wer du bist, sondern wer du sein willst“.
             Wieso funktioniert das? Es funktioniert, weil wir ein schier unendliches Potenzial in
          uns tragen und eine Lernfähigkeit, die uns bis ins hohe Alter tragen kann.
             Noch mal Goethe “Das, was vor uns liegt, und das, was hinter uns liegt, ist nichts
          verglichen mit dem, was in uns liegt.“


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