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unter Druck, mit anderen Vätern und Müttern mithalten zu müssen. Zu wünschen
wäre hier, wenn die Schultüte ihren materiellen Charakter verlieren würde und die
symbolische Bedeutung in den Vordergrund gerückt würde. Denn eigentlich geht
es ja bei der Schultüte darum zu zeigen, dass der „Ernst des Lebens“ gar nicht eine
so schlimme Sache ist und Spaß macht, und dass Bildung der Türöffner für viele
Möglichkeiten im Leben ist. Meine Mutter teilte mir übrigens auf Nachfrage mit, dass
sie die Tüte „etwas schlicht gehalten“ hätte und ich die Tüte bekommen habe, die
schon meine zwei Brüder hatten. Auf dem Foto erscheint sie mir dennoch sehr groß
(es waren wahrscheinlich eine Menge Süßigkeiten drin, die ich vor meinen großen
Brüdern unterm Bett versteckte, um sie da dann bis zum nächsten Saubermachen
zu vergessen). Für mich symbolisiert sie noch heute den Anfang eines spannenden
neuen Abschnittes in meiner Kindheit, dem ich mit Spannung und Aufregung
entgegentrat.
*Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war. 20. Aufl. Zürich 1957, S. 89 f.
Jan Lauer
Papa von Justus, Klasse 2C
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