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KINDERCAMP
Annette-Kolb-Gymnasium, Sommerrodelbahn, Brotzeit, Edeka – Wörter und Begriffe,
die inzwischen Teil des festen Wortschatzes der Schüler des 6. Schuljahres geworden
sind. Der Grund dafür ist das Kindercamp, das sich zu einer lieb gewordenen Tradition
entwickelt hat. Seit 2015 fahren die Schüler der 6. Klasse für zweieinhalb Wochen nach
Marquartstein auf den Sonnenhof. Als das Projekt angefangen hat, waren es 24 Schüler,
die sich auf die Reise in eine neue Umgebung, ohne den Schutz und die Geborgenheit
der Eltern machten, ein echtes Abenteuer weit weg von zu Hause, auf das sich alle damals
eingelassen hatten. Aber es war eine tolle Erfahrung, Deutschland und seinen Alltag,
kulturelle Einmaligkeiten, Freizeitaktivitäten und auch den Schulalltag kennenlernen
und miterleben zu können.
Diese positive Haltung und Grundeinstellung konnte im Lauf der Zeit aufrechterhalten
werden, sie gibt auch weiterhin den Ton an und es lässt sich eine stetig anwachsende
Zahl an Teilnehmern beobachten. In den letzten zwei Jahren waren es um die 60 Schüler,
die mit nach Marquartstein fahren wollten, so dass wir zwei aufeinanderfolgende
Kindercamps organisieren konnten.
Ein Grund für das wachsende Interesse ist nicht zuletzt das reichhaltige Angebot
an kulturellen und sportlichen Aktivitäten, das auch den Schulbesuch am Annette-
Kolb-Gymnasium als einen zentralen, nicht wegzudenkenden Programmpunkt
aufgenommen hat.
Dieses Erfahren des Alltages in einer Umgebung, die nichts mit unserem normalen
sprachlichen Umfelt zu tun hat und die Notwendigkeit, die eigenen Wünsche und
Bedürfnisse in einer Sprache auszudrücken, die man bisher nur über die Schule
und vielleicht einige Mitglieder der Familie kennengelernt hat, ermöglichen es, eine
Autonomie und Unabhängigkeit zu erlangen, die die Schüler bisher noch nicht erlebt
hatten.
„Was heißt cambio auf Deutsch?” – „Das haben wir doch in der letzten Lektion schon
gelernt!” – „Warum heißt Salzburg so?” – „Ich muss schon wieder mein Bett selber
bauen und die Kleidung aufräumen?“ – „Guck mal, im Schulbuch steht das doch auf
Seite…“ – „Davon hat mir mein Opa etwas erzählt.“ – „Ich habe meine Brotzeit noch nicht
gemacht, nachher habe ich nichts zu essen.“ – „Wie kommt das Salz in die Alpen?“
Fragen, Kommentare und Erlebnisse dieser Art ergeben sich aus dem Alltag und werden
nicht vom Lehrer vorgegeben. Das ist auf einmal Teil der persönlichen Umwelt, die jeder
Schüler allein und mit seinen Freunden erlebt und bewältigen kann. Wie schon oben
erwähnt ist es eine tolle Erfahrung, die ein großes Maß an Selbst- und Eigenständigkeit
fordert und fördert, und in der persönlichen Entwicklung einen Meilenstein darstellen
kann.
Hoffen wir, dass das Kindercamp auch weiterhin diese positive Rückmeldungen mit
sich bringt. Die Überlegungen und Planung für das nächste Kindercamp haben schon
längst begonnen.
Frieder Seip
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