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lichen Gedanken darüber, Kindergarten war schon seit langem vorbei. Nichtsdestotrotz komm ich
heute nicht umhin zu denken, dass Kindergarten nicht das Einzige ist, was vorbei ist. Nun ist auch
unsere Zeit an der Goethe-Schule vorüber. Ein sehr wichtiger Teil unseres Lebens neigt sich dem
Ende entgegen. Ich glaube, wir alle sind im Moment verzweifelt und voller Fragen: Was sollen wir
studieren? Wo sollen wir studieren? Was werden wir nächstes Jahr überhaupt mit unserem Leben
machen? Früher haben wir immer gewusst, dass egal, was passierte, wir im nächsten Jahr wieder
zur Schule gehen würden, unsere Zukunft war uns mehr oder weniger bewusst. Doch nun ist das
nicht mehr der Fall, auf einmal sind wir „allein“ im Freien, auf einmal müssen wir Erwachsene sein.
Das zweite Zitat stammt, wie bereits gesagt, von dem Schriftsteller Ray Bradbury, und lautet: „
Was ich wirklich hasse ist ein alter Römer namens Status Quo. Staunt euch die Augen aus dem Kopf,
lebt, als hättet ihr nur noch zehn Sekunden zu leben. Seht euch die Welt an. Sie ist phantastischer als
irgendein fabrikmäßig hergestellter Traum. Verlangt keine Sicherheit, das hat es in unserer Tierwelt
überhaupt nie gegeben: „Ich habe dieses Zitat gewählt, weil ich der Meinung bin, dass es ein tolles
Lebensmotto für die kommenden Jahre ist. Jetzt fangen wir eine neue, spannende Phase in unserem
Leben an, jetzt sollen wir uns die Welt ansehen. Auch wenn wir nun erwachsen werden müssen,
hoffe ich, dass niemand von uns jemals aufhört ein bisschen kindlich zu sein, ein bisschen naiv und
hoffnungsvoll. Wir wissen nicht, was in der Zukunft kommen wird, aber egal, was wir machen, wir
müssen es leidenschaftlich tun.
Wie alle wahrscheinlich wissen, waren wir vor einigen Wochen gemeinsam in Brasilien. Dort
haben wir tolle Erfahrungen gemacht. Eine, die sich besonders in meine Erinnerung eingebrannt hat,
ist eine Nacht, die wir gemeinsam am Strand verbracht haben. In dieser Nacht, gemeinsam um ein
Lagerfeuer versammelt, haben wir uns einige Versprechen gegeben und uns an unsere gemeinsamen
Jahre erinnert und uns dafür bedankt. Wir haben uns gegenseitig um Entschuldigung gebeten, falls
wir etwas getan hatten, dass den anderen gekränkt hatte. Diese war meiner Meinung nach, und
ich bin sicher, dass noch viele andere meiner Mitschüler derselben Meinung sind, unsere schönste
Nacht in Brasilien. Es war diese Nacht, in der wir uns als wirkliche Gemeinschaft gefühlt haben,
als eine Einheit, die, egal was passiert, zusammen bleiben wird. Wir blickten uns alle in die Augen
und weinten, wir weinten, weil wir wussten, dass alles vorbei war. Die 15 Jahre, die wir gemeinsam
verbracht haben, sind leider schon vorüber. Die Gedanken, die in dieser Nacht entstanden sind,
will ich heute wiederholen: Danke, für jeden guten Tag, Entschuldigung für jeden schlechten Tag,
und wir Versprechen, wir werden unser Bestes geben, um glücklich zu Leben und um so lange wie
möglich zusammenzuhalten.
Das letzte Zitat gehört einem Sänger aus Uruguay und lautet: “Cada uno da lo que recibe y luego
recibe lo que da, nada es más simple, no hay otra norma: nada se pierde, todo se transforma.” Was
grob übersetzt bedeutet: „Jeder gibt, was er bekommt und bekommt zurück, was er gibt. Nichts ist
leichter, es gibt kein anderes Gesetz: Nichts geht verloren, alles verändert sich um.” Ich will meine
Rede mit diesem Zitat beenden, weil es einen Gedanken enthält, der während des Lagerfeuers ent-
standen ist, nämlich: „Nichts geht verloren, alles verändert sich um“. Unsere Zeit in dieser Schule,
unsere Freundschaften, all die guten und schlechten Momente werden uns immer präsent sein, egal,
was passiert. Diese tolle Energie, die jeder Einzelne hat, all das, was uns zu der fantastischen 115
vereint, wird nie verloren gehen, alles wird bewahrt. Jetzt kommt es zu einer Peripetie in unserem
Leben, ab heute ändert sich alles um.
Vielen Dank!
Geraldine RUFFIER d´EPENOUX
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