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• Berlin – Weltstadt in Deutschland: eine virtuelle Reise durch die gerade in den letzten Jahren
boomende Metropole. Welcher Kiez ist gerade hip? Was zieht junge Menschen Nacht für Nacht
in die In-Viertel? Sind Berlins und Buenos Aires` Lebensgefühl zu vergleichen?
• Die neuen Bundesländer – Ein interessanter Teil deutscher Geschichte im Gespräch mit Zeit-
zeugen: Experten ausfragen, Erlebnisberichte durchlesen und reflektieren. Gelingt es unseren
Schülern nachzuempfinden, was Teilung und Wiedervereinigung für die Deutschen bedeutet?
Die Freizeit kam natürlich auch in Entre Ríos nicht zu kurz. Wenngleich sich die Sprach- und
Kulturtage nicht als Ausflug zur Schulvermeidung verstehen. Unser Programm beinhaltete Wande-
rungen mit informativen Erklärungen zum einzigartigen Lebensraum „El Palmar“, Fahrradtouren und
Spiele in der Natur. Hier ergab sich zwar die Schwierigkeit der sachkundigen Führung auf Deutsch,
doch durch eigens mitgebrachtes Material in der Zielsprache konnte auch dieses Problem über-
brückt werden. Hier wurde schnell deutlich, welchen besonderen Status die Sprache Deutsch in Ar-
gentinien genießt und welche Chancen sich für Menschen eröffnen, die diese Sprache beherrschen.
Das kulturelle Rahmenprogramm war selbstverständlich auch 2012 auf Deutsch! Während des
Spieleabends erwies sich „Tabu“, das unterhaltsame Wörterratespiel, als der absolute Renner un-
ter den Schülern, die dadurch einmal mehr ihre Sprachkompetenz ins Spiel bringen konnten. Der
Kino-Abend zeigte, dass Deutschland mit seinen internationalen Erfolgen auch cineastisch etwas zu
bieten hat. Die Filmvorstellung wurde durch die Möglichkeit bereichert, sich anschließend mit an-
wesenden Experten, die Selbsterfahrung einbrachten, zum Thema auszutauschen. So lieferte Cansu,
unsere Praktikantin von der Uni Heidelberg, im Anschluss an das komödiantische Migrationsroad-
movie „Almanya“ reichlich eigene familiäre Hintergrundinformation zur türkischen Migration in
Deutschland.
Sobald es die Witterung zuließ, wurden die Sterne vom Himmel geholt und die Schüler durften
sich fragen, ob in Argentinien oder in Deutschland der Himmel Kopf steht. Die Sternenbeobachtung
mit dem Teleskop gehörte erneut zum Programm, gerade weil man endlich einmal die Dunst- und
Lichtglocke von Buenos Aires hinter sich lassen konnte.
Um Stars und Sternchen ging es auch beim erstmalig durchgeführten deutschsprachigen Karao-
ke-Abend. Musik interessiert Schüler, regt zum Austausch an und ist fester Bestandteil der Jugend-
szene. Unsere Schüler singen gerne, wir hoffen ab jetzt auch auf Deutsch.
Ja, es war eine arbeitsintensive Woche, für Schüler und auch für die fachschaftsinternen und
fachfremden begleitenden Lehrer. Die positiven Rückmeldungen der Schüler freuen uns besonders,
denn wir bemühen uns, ihren Interessen und Erwartungen entgegen zu kommen. Aber eines wird
immer wieder deutlich: eine aktive arbeitsfreudige Einstellung seitens der Schüler ist die Grundvor-
aussetzung für ein erfolgreiches Projekt. Die Sprach- und Kulturtage verstehen sich nicht als Service,
sondern als vielseitiges Angebot für interessierte Schüler, die bereit sind, auch außerschulische Akti-
vitäten und Lernprozesse aktiv mit zu gestalten. Wir freuen uns immer wieder über Schüler, die Leh-
rer nicht als Entertainer verstehen und selbstständig maximale Anforderungen erfüllen wollen. Dazu
braucht man auch Eltern, die die Schüler in dieser Richtung unterstützen und für die die Sprache
Deutsch sowie Deutschland einen besonderen Stellenwert haben. Solche Schüler und solche Eltern
gibt es, sogar viele. Für die arbeiten wir und engagieren uns gerne über den Schulunterricht hinaus.
Prof. Gabriela PARRY
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