1933 | Winterprogramm – Humboldt-Schule


Zum Geleite !

Die Gestaltung des vorliegenden dritten Winterprogrammes erforderte bei den ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnissen der Gegenwart eine vermehrte Arbeitsleistung. “Einschränkung” ist heute das allseitige Losungswort. Trotzdem hat sich die Zahl der Geschäftsanzeigen in diesem Heftchen weiter vergrössert. Zu dem festen Stamme bewährter alter Freunde gesellte sich ein bestimmter Kreis neuer. Der Zweck der Aufgabe, die wir uns mit der Herausgabe des Programmes stellten, ist dadurch erfüllt. Die Mittel zur Beschaffung von Lehr- und Anschauungsmaterial sind für das laufende Jahr gesichert. Es ist dies für die Gesamtheit der Beteiligten ein erhebendes Gefühl der Genugtuung, das seinen Ausdruck findet in einem aufrichtigen Danke für alle Helfer und Mitarbeiter.

Die gesammelten Erfahrungen verwerteten wir gewissenhaft bei der Unterbringung der einzelnen Anzeigen. Mit viel Sorgfalt waren wir bemüht, den vielseitigen Sonderwünschen zu entsprechen. Durch Vermehrung des Bildschmuckes und der Textseiten versuchten wir, die Propagandawirkung der Anzeigen zu heben.

Den Lesern bieten wir gleichzeitig einen reichhaltigen Unterhaltungsstoff. Die spanisch-sprachliche Lektüre soll die Brücke bauen zu unsern zahlreichen argentinischen Freunden, die sich in engerer Fühlungnahme uns anschliessen wollen, in Anerkennung der grossen Verdienste, welche sich unser deutsches Erziehungswerk um den gesunden Fortschritt Argentiniens erwirbt.

Auch die engere deutsche Heimat hat diesmal unterstützenden Anteil an unserem Erfolge. Die Reichsbahnzentrale-Berlin stellte uns liebenswürdigerweise durch ihre Vertreterfirma A. M. Delfino hier eine Reihe gut aus-gewählter, vorzüglicher Ufa-Lehrfilme unentgeltlich zur Verfügung. Diese sind auf die acht Vorstellungen unseres Programmes verteilt, welches diesmal auch den allgemein freien Samstagnachmittag berücksichtigt.

Unser Winterprogramm versucht, den Werdegang der Humboldt-Schule in Wort und Bild festzuhalten. Durch seinen Inhalt und in seiner gefälligen äusseren Aufmachung soll es ein kleines Erinnerungsstück bilden für unsere Schüler, Lehrer und Eltern, aber auch für jeden Deutschstämmigen, der in Liebe und Treue aufrichtigen Anteil nimmt an den harten Kämpfen um unser Volkstum.

JOSEF ALBICKER

Verein ehemaliger Humboldtschüler

Wer im geselligen Kreise deutsche Gemütlichkeit sucht, wer das Band echter Kameradschaft enger knüpfen will, der werde Mitglied unserer Vereinigung! Jeder ehemalige Humboldtschüler betrachte seine Mitgliedschaft bei uns als Ehrensache! Durch seinen Beitritt beweist er am besten die Treue zu seiner alten Schule.

Auf regelmässig veranstalteten Ausflügen, Tanzkränzchen und Zusammenkünften streben wir nach der Erreichung dieser Ziele.

Anmeldungen jederzeit bei unserem Vorstande

Verein ehemaliger Humboldtschüler.

Unser Schulwappen

Von Ilse Völker

Wohl manches Kind unserer Schule hat schon einmal nachdenklich vor dem grossen bunten Fenster unseres Turn- und Festsaales gestanden. Es hat das deutsche Wappen mit dem Adler auf schwarz-weiss-rotem Felde gesehen und daneben, freundschaftlich gesellt, die blau-weiss-blauen Farben Argentiniens. Aber was bedeutet der dritte Schild, die deutschen Farben mit den Eichenblättern und Eicheln? Das Wappen unserer Humboldtschule. !

Als im Jahre 1920 das Hauptgebäude errichtet wurde, die heutige Knabenschule, schloss der weite Bogen des Treppenhauses, der jetzt den Aufgang zur Mädchenschule bildet, mit dem grossen bunten Fenster ab. Das hereinströmende Licht verstärkte die prächtigen Töne der vielfarbigen hohen Glaswand und die leuchtenden Symbole boten guten Gruss allen, die zum gegenüberliegenden Haupteingang hereinkamen.

Der damalige erste Vorsitzende des Schulvereins, Karl Springer, wühlte zielsicher und entschlossen für den dritten Teil des Fensters das Zeichen der Schule aus: die Farben, die für den Auslanddeutschen unveränderlich die vaterländischen sind, und Blätter und Früchte der Eiche, für alle Stammesbrüder deutscher Sprache Symbol der heimatlichen Erde.

Als im Jahre 1926 der Erweiterungsbau fertiggestellt wurde, Mädchenschule und Turnhalle, musste das grosse farbige Fenster dem Treppen-durchbruch weichen und erhielt seinen endgültigen Platz in der Seitenwand des Festsaales.

Eingedenk der aufrufenden Kraft eines gemeinsamen Symboles soll unser Schulwappen nun unser Sportabzeichen werden. Turnen, Sport, Spiel einen uns in gesunder froher Betätigung. In der freien Kameradschaft dieser Stunden gemahnt uns das bedeutungsvolle Zeichen: Vergesst nicht, dass ihr durch die Gemeinschaft mit unserer deutschen Schule teil habt an deutschem Volkstum!

Aus der Gründungszeit unserer Schule

Cäsar Prömmel

Unsere Handelsschule

Von Hans Weder

Vor etwas mehr als Jahresfrist verlautete, dass im kommenden Schuljahr unserer Anstalt zwei Handelsschulklassen angegliedert, werden. Alle Kenner unserer Schulverhältnisse versprachen dieser Erweiterung ein blühendes Leben. Sie sollten vollauf recht bekommen. Kaum drang die Kunde unter die Eltern, so folgte Anfrage um Anfrage, das Interesse wuchs. Als am 2. März sich die Pforten der Humboldt-Schule öffneten, lagen bereits so viele Anmeldungen für diese erste Handelsklasse auf dem Tische der Schulleitung, dass der letzte Platz der Klasse besetzt war. Die Mehrzahl der Schüler stammte aus unserer Schule, daneben waren aber auch andere Schulen vertreten. Es war eine Schülerzahl erreicht, wie sie wohl niemand für den Anfang erwartet hatte.

Am 2. März “stiess er ab, der brave Schwimmer”. Mit kräftigem Ruderschlag ging es an die Arbeit, und alle setzten tüchtig ein. Das Steuer liegt in sicherer Hand. Die Lehrkräfte der Handelsschule sind fachgeprüft und in der Lehrtätigkeit seit vielen Jahren erprobt. Wir dürfen ruhig behaupten, unsere Handelsschule ist auf guter Grundlage aufgebaut. Sie will das sein und werden, was die Eltern von ihr erwarten; nämlich eine möglichst gründliche, praktische Vorbereitung: für den kaufmännischen Beruf. Die Schülerin oder der Schüler sollen in verhältnismässig kurzer Zeit soweit, gebracht werden, dass sie im kaufmännischen Berufsleben sicher und rasch vorwärts kommen. Die Kosten sind nicht gross, wenn man sie vergleicht mit denjenigen so vieler privater Handelsschulen. Die Dauer ist kurz, wenn man bedenkt, wieviele

Jahre man braucht, um an einer staatlichen Handelsschule eine abgeschlossene kaufmännische Bildung zu erwerben. “Zeit ist Geld” heisst es, darum ist es für Eltern von grösster Wichtigkeit, dass ihre Kinder mit kleinem Kostenaufwand in kurzer Zeit in die Möglichkeit versetzt werden, ihr Auskommen zu finden. Jene guten alten Zeiten sind vorbei, wo man nur mit dem allernotwendigsten Wissen ausgerüstet Stelle und guten Verdienst fand. Heute besteht nur der den Kampf, der tüchtig ausgerüstet ist mit praktischen Kenntnissen und Arbeitsgeist. Beides will unsere Handelsschule ihren Schülern beibringen. Arbeitsfreude ist ein wichtiger Faktor im Leben des jungen Menschen, und den suchen wir zu

wecken durch ein kameradschaftliches Zusammenarbeiten in der Klasse, dadurch, dass wir ihnen die Erfolge unserer Landsleute zeigen bei Besuchen von grösseren und kleineren industriellen und kaufmännischen Unternehmen.

Freilich, heutzutage geht ein starker Zug nach den höheren Schulen. Viele starten, aber wenige gelangen an ein erfreuliches Ziel. Sie bleiben auf der Strecke, sei es, weil sie nicht die nötigen Fähigkeiten besitzen, welche ein langes Studium von ihnen verlangt, oder sei es, weil die finanziellen Mittel nicht ausreichen. Und wenn sie ans Ziel kommen, wird ihr Einkommen auch den gebrachten Opfern entsprechen? Wir wissen es nur zu gut, dass die akademischen oder sogenannten höheren Berufe an Überproduktion leiden, dass ein guter Kaufmann weit sicherere Aussichten hat. für ein gutes Auskommen und sein Einkommen zu vermehren.

LEHRERKOLLEGIUM 1933