1926 | 17º Jahresbericht – Deutsch Argentinische Volksschule Belgrano (Humboldt-Schule)
Humboldt-Schule (auch Monroe-Schule genannt)
Der Vorstand setzte sich im Berichtsjahre wie folgt zusammen
Vorsitzender: Herr L. Finsterbusch
Schriftführer: Herr F. Scheffel
Beisitzer: Franz Schmidt, C. F. Markstahler, Cäsar Prömmel, Carl Bittermann, Bernardo Bahr, P. Bertzbach, A. Gustafson, F. Horn, A. Lempen, L. Silbermann.
An die Mitglieder der Deutsch-Argentinischen Volksschule Belgrano, an die Freunde und Gönner unserer Schule!
Bevor wir Rechenschaft ablegen über das 17. Jahr des Bestehens unseres Schulvereins, ist es unsere traurige Pflicht derer zu gedenken, die durch den Tod abberufen worden sind. Es sind dies die lebenslänglichen Mitglieder Arturo Pfeiffer und Hugo von Bernhardt und die ordentlichen Mitglieder O. Fahl, K. Pilli, P. Castritius und L. Jaccard, die alle unserer Schule treue Freunde gewesen sind, und deren Andenken wir stets in Ehren halten werden. Besonders schmerzlich hat uns der Verlust des Herrn L. Jaccard betrübt, der in früheren Jahren als Leiter der Theateraufführungen Deutscher Märchen nicht nur viele Kinderherzen erfreut, sondern auch schöne, finanzielle Erfolge für die Schule gebracht hat
Das Jahr 1926 bildet einen neuen Markstein in der Entwicklung der Schule. Im Laufe desselben wurde der Erweiterungsbau, den das Anwachsen der Zahl der die Schule besuchenden Kinder zur gebieterischen Notwendigkeit gemacht hatte, durchgeführt und am 23. Oktober seiner Bestimmung übergeben.
Er besteht aus einer schönen geräumigen Turnhalle, die gleichzeitig als Versammlungsraum Verwendung finden kann, 6 großen, luftigen Klassenzimmern, sodass nun unsere Schule im ganzen über 15 Klassenzimmer verfügt.
Die Einweihung des Erweiterungsbaues war mit einer schlichten Feierlichkeit verbunden, in der die Schüler der verschiedenen Jahrgänge durch Deklamation, rhythmische Übungen und Aufführung eines Theaterstückes ihr Können zeigten. Es war uns eine ganz besondere Freude und Ehre, dass der Gesandte des Deutschen Reiches, Herr Dr. C. Gneist, nebst Frau Gemahlin der Feier beiwohnten, sowie der nationale Schulinspektor Herr N. Búsico, nebst Familie, und eine große Anzahl Mitglieder, Freunde und Gönner der Schule.
Es ist uns Bedürfnis, auch an dieser Stelle noch einmal Herrn Architekten K. A. Schmitt, der uns in selbstloser Weise die Pläne für den Erweiterungsbau ausgearbeitet und dessen Überwachung übernommen hat, den herzlichsten Dank des Vereins auszusprechen : desgleichen sind wir der Baufirma Dykerhoff & Widmann für das uns erwiesene Entgegenkommen zu Dank verpflichtet, sowie auch den beiden deutschen Banken, die uns durch weitgehende Kreditgewährung in den Stand gesetzt haben, den Bau durchzuführen.
Auch unserem geschätzten Ehrenmitglied, Herrn Francisco Dietrich, gebührt erneut der Dank des Vereins; ohne seinen tatkräftigen Beistand hätten wir schwerlich den Anbau in Angriff nehmen können.
So erfreulich es für uns ist. durch die uns dargebrachte Hilfe den unsere Schule besuchenden Kindern die unumgänglich notwendigen Räumlichkeiten zu verschaffen, so schwer lastet andererseits auf unseren Schultern der Druck der finanziellen Verbindlichkeiten, die wir auf uns haben nehmen müssen.
Wie der Name unseres Vereins besagt, unterhalten wir eine Volksschule und beschränken daher den Unterricht auf 7 Schuljahre. Die Schülerzahl betrug im Berichtsjahre 482 gegen 430 im Vorjahre. Um den Kindern den gediegenen Unterricht geben zu können, auf den sie Anspruch haben, waren im Berichtsjahr 15 Lehrkräfte (12 im Vorjahre) tätig, einschließlich des Rektors. Für das Jahr 1927 werden noch zwei weitere Lehrkräfte notwendig sein. Die Lehrergehälter betrugen im Berichtsjahre $49.220.- (41.190.- $ im Vorjahre) denen an Schulgeldeinnahmen nur $ 28.127.- ($ 27.123.80 im Vorjahre) gegenüber stehen. Der für Freistellen und Schulgeldermäßigungen gewährte Nachlaß betrug allein $ 16.607.-. Hs leuchtet ohne weiteres ein, dass der Unterschied zwischen Lehrergehältern und Schulgeldern zu groß ist, um den Verein in den Stand zu setzen.trotz Beiträgen,Schenkungen,Sammlung und Schulfest, auch noch die Zinsen und Amortisation auf die aufgenommenen Darlehen aufzubringen Dieses muß aber unbedingt geschehen ! Der Vorstand sieht sich daher in die Notwendigkeit versetzt, das Schulgeld ab 1. März 1927, für vereinzelte Klassen um ein Geringes monatlich zu erhöhen. Der Vorstand hat sich nicht leichten Herzens zu diesem Schritt entschlossen, er hofft aber, daß er aus den dargelegten Gründen die Billigung der Mitglieder finden wird. Zugleich erlaubt sich der Vorstand, eine Bitte an alle die Mitglieder zu richten, deren Kinder Freistellen oder Schulgeldermäßigung genießen.
Unsere Schule will hauptsächlich den minderbemittelten Kreisen dienen. Es ist daher ganz selbstverständlich, daß Freistellen und Schulgeldermäßigungen im weitesten Maße gewährt werden. Es sollte aber auch genau so selbstverständlich sein, daß jedes Mitglied von diesen Vergünstigungen nur soweit Gebrauch macht, als unumgänglich notwendig ist. Unsere Bitte geht nun dahin, es möge ein jeder sich selbst einschätzen und von derSchule keine größeren Opfer verlangen, als er selbst zu tragen imstande ist. Jeder Peso, auf den wir monatlich rechnen können, ist für uns von Nutzen. Wir hoffen, auf den guten Willen aller rechnen zu können.
Die Zahl unserer Mitglieder betrug am Ende des Berichtsjahres 396. Wir möchten auch an dieser Stelle die Mahnung wiederholen, eifrig neue Freunde und Mitglieder für unseren Verein zu werben.
Unser diesjähriges Schulfest konnten wir in der neuen Turnhalle abhalten und waren so etwas gegen die Unbill der Witterung geschützt. Der starke Besuch, den das Fest trotz wenig ansprechenden Wetters aufzuweisen hatte, war für uns ein erfreuliches
Zeichen der Wertschätzung, die die Schule genießt, und soll uns ein Ansporn sein, immer weitere Kreise für das Wohl der Schule heranzuziehen.
Allen denen, die zum Besten der Schule, in welcher Form es auch sei, beigesteuert haben, ist der Verein zu großem Dank verpflichtet, an erster Stelle neben den beiden deutschen Banken, den deutschen Geschäftshäusern und sonstigen Gönnern, den in deutscher Sprache erscheinenden Zeitungen, sowie den Damen und Herren, die ihre Zeit und Tatkraft auf das gute Gelingen des Schulfestes verwandt haben.
Wie stets fanden auch in diesem Jahr die üblichen Inspektionen unserer Schule durch die argentinische Behörde statt. Die lobenden Zeugnisse derselben sind uns eine Gewähr für die guten Erfolge, die unser Rektor und das Lehrerkollegium auch im vergangenen Jahre in aufopfernder Tätigkeit erreichten, wofür ihnen an dieser Stelle herzlichst gedankt sei.
Herrn Dr. O. Behr als Schularzt und Herrn Zahnarzt Dr. R. Donndorff sprechen wir unseren Dank für die wiederholten Prüfungen des Gesundheitszustandes unserer Schüler aus.
Die Bande, die uns mit der alten Heimat verbinden, haben im Berichtsjahr durch zwei Ereignisse sichtbaren Ausdruck erhalten. Im Monat Mai wurde uns durch den früheren Gesandten des Deutschen Reiches, Freiherrn von dem Bussche-Haddenhausen, ein Bildnis des verehrten Präsidenten des Deutschen Reiches, Exzellenz von Hindenburg, mit dessen eigenhändiger Unterschrift als Zueignung übergeben, und im November hatten wir die Freude, den Besuch des früheren Reichskanzlers, Exzellenz Dr. Hans Luther, zu empfangen, der dem Unterricht in verschiedenen Klassen beiwohnte. Exzellenz Luther hat es trotz seines karg bemessenen Aufenthaltes möglich gemacht, nahezu alle deutschen Schulen in Buenos Aires zu besuchen, was ganz besondere Anerkennung verdient, und zweifeln wir nicht, dass der genaue Einblick, den Exzellenz Luther in die hiesigen deutschen Schulverhältnisse genommen hat, gute Früchte für das ersprießliche Zusammenarbeiten mit der alten Heimat zeitigen wird.
Dank des überaus gütigen Entgegenkommens eines Freundes der Schule, wurde es einer größeren Anzahl Schüler beiderlei Geschlechts der oberen Klassen ermöglicht, während der großen Ferien mehrere Wochen auf einer Insel im Tigre zu verbringen. Dem Gönner sei auch an dieser Stelle nochmals der herzlichste Dank des Vereins abgestattet.
Ein anderer Teil der Schüler hat während seiner Ferien den vom Neuen Deutschen Turnverein freundlichst zur Verfügung gestellten Siegfriedplatz in Vicente Lopez zur Benutzung gehabt und gebührt dem Neuen Deutschen Turnverein nicht nur hierfür der
aufrichtige Dank des Vereins, sondern ganz besonders für die aufopfernde Sorgfalt und Liebe, mit der die Turnleiter, Herren P. Seeger und R. Zähl, die Schüler in der Pflege des Turnsports unterrichteten.
Im letzten Jahresbericht haben wir den Mitgliedern des Vereins die Anregung unterbreitet, unserer Schule anstelle der landläufigen Bezeichnung „Monroe-Schule“ einen eigenen Namen zu geben und zu diesem Zwecke den Namen „Humboldt-Schule“ vorgeschlagen. Hiergegen sind Einwendungen nicht gemacht worden, und der Vorstand erlaubt sich daher, diesen Punkt auf die Tagesordnung der Generalversammlung zu setzen.
Dieselbe findet am 26. März, um 21 Uhr im Schulgebäude, Calle Monroe 3061, statt, und wird die Tagesordnung wie üblich durch Veröffentlichung in den deutschsprachigen Zeitungen bekanntgegeben.
DER VORSTAND.