1923 | 14º Jahresbericht – Germanischer Schulverein Belgrano


An die Mitglieder der Deutsch-Argentinischen Volksschule Belgrano, an die Freunde und Gönner unserer Schule!

Als wir im letzten Jahresbericht darauf hinwiesen, dass uns ein schweres Jahr bevorstände, gaben wir gleichzeitig der Hoff­nung Ausdruck, dass das unserer deutschen Volksschule so oft bewiesene Wohlwollen der deutschen Kolonie es uns auch in diesem Jahre ermöglichen würde, die Schule auf ihrer alten Höhe zu halten, möglichst ihre Schulden zu tilgen und endlich einmal an den Bau den gerade für unsere Schuljugend so notwendigen Turnhalle denken zu können. Leider liess sich trotz aller An­strengungen und bei strengster Sparsamkeit nur ein Teil unserer Wünsche verwirklichen. Wir dürfen auf Grund der am Ende des Schulberichtes veröffentlichten äusserst anerkennenden Zeugnisse der staatlichen Schulinspektors, Herrn Dr. Manuel J. Corvalän, wohl behaupten, dass das Lehrwesen an unserer Anstalt, dank der aufopfernden Tätigkeit unseres Rektors, Herrn Adolf Heidrich und des gesammten Lehrkörpers, dem wir hierfür aufrichtig Dank wissen, auf derselben hohen Stufe gestanden hat, wie in den Vorjahren, und das ist und bleibt letzten Endes die Hauptsache. Dagegen fehlt es in Bezug auf Lehrmittel häufig am Nötigsten, und besonders unser physikalisches Kabinett bedürfte dringend einer Erneuerung, die wir unter den obwaltenden Umständen nicht aus eigenen Mitteln anschaffen können, deren Fehlen aber den Unterricht auf die Dauer ungünstig beeinflussen muss.

Wenn es uns trotz unbedingt notwendiger Erhöhung der Lehrergehälter und trotz der vielen Freistellen – besonders an Neueingewanderte – gelungen ist, wieder ein Teil unserer Bau­schule abzutragen, so haben wir diesen Umstand, abgesehen von dem ausserordentlichen Entgegenkommen der Compañía Gene­ral de Obras Públicas S.A., der gesammten deutschen Kolonie zu verdanken, die uns auch dieses Jahr nicht im Stich gelas­sen hat.

Der Deutschen Regierung, die uns durch Vermittelung der Gesandtschaft, trotz der schweren Zeiten in der Heimat, wieder die gewohnte Unterstützung zukommen liess, den beiden deutschen Banken, den Geschäftshäusern und den Zeitungen, die uns durch Schenkungen, durch Ueberlassung des Zeitungsraumes für unsere Schulfest-Anzeigen und durch kostenlose Veröffentlichungen un­terstützten, den Damen Frau Oelsner und Fräulein Kaltheuner, die mit immer gleichem Eifer unserer jährlichen Sammlung zum Erfolg verhalfen, Herrn L. Jaccard, der uns mit seinen Getreuen das wunderschöne Weihnachtsmärchen: «Wie das Annerle Köchin beim Weihnachtsmann wurde» bescherte, unseren ehemaligen

Schülern und Schülerinnen, die sich beim Schulfest und bei der Theatervorstellung betätigten, sowie allen Damen und Herren, die sich in den Dienst unserer guten Sache stellten, ihnen allen gebührt unser herzlichster Dank. Auch den Herren Paul Seeger und R. Zähl vom Neuen Deutschen Turnverein sei für ihre auf­opfernde Tätigkeit zum Nutzen unserer Schuljugend an dieser Stelle nochmals unser aufrichtiger Dank ausgesprochen.

Und zum Schluss die dringende Bitte: Helfet weiter, damit wir imstande sind unsere Schule auch weiterhin auf der Höhe zu halten. Wir wollen und dürfen nicht stehen bleiben, sondern wir müssen vorwärts streben – heute mehr als je – um das zu werden, was unser Namen sagt, eine «Deutsche Volksschule» im idealsten Sinne des Wortes.

Der Vorstand

Schulbericht

Unter den deutschen Schulen der Bundeshauptstadt darf wohl die Deutsche Schule Belgrano Monroe 3061 den Ruhm für sich beanspru­chen, zur Zeit die relativ best besuchteste zu sein, wenn man als Richt­maß den Quotienten annimmt, der sich ergibt, wenn man die Zahl der Schüler durch die der an ihr wirkenden Lehrer teilt: 309:8.

Getreu dem bei ihrer Gründung ausgesprochenen Grundsätze, nimmt sie nur in ganz beschränktem Prozentsätze fremdsprachige Kinder auf, und dennoch erhöhte sich ihre Schülerzahl von Jahr zu Jahr, ein Be­weis, daß bei der Mehrzahl der Familien deutschen Stammes im Prinzip das Interesse für eine deutsche, den Landesverhältnissen angepaßte Er­ziehung nicht erloschen ist. Im verflossenen Berichtsjahre war beispiels­weise der Andrang zu unseren Mittel- und Unterstufen so gewaltig, daß die bis auf 50 Kinder berechneten Schulzimmer bis auf den letzten Sitz besetzt waren, ja zeitweilig diese Zahl sogar überschritten wurde. Die im Vorjahre eingeführte Teilung des 2. Jahrganges mußte im Berichtsjahre beibehalten werden wegen der außerordentlich hohen Schülerzahl desselben .