1920 | 11º Jahresbericht – Germanischer Schulverein Belgrano


An die Mitglieder bes Germanischen Schulvereins, an die Freunde und Gönner unserer Schule!

Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen der Fertigstellung und Einweihung des neuen Schulgebäudes, die Tätigkeit des Vorstandes musste sich deshalb hauptsächlich auf die Förderung der damit verbundenen Obliegenheiten beschränken. Und obgleich schwierige Arbeitsverhältnisse, Ausstände usw. auch unserem Bau nicht erspart blieben, so konnte doch die Einweihung schließlich am 3. Juni stattfinden. Wie erhebend die Feier war, wird noch in Aller Erinnerung sein. Hervorragende Vertreter der Landesbehörden, die Herren der Gesandtschaft und des Konsulats, Abordnungen sämtlicher deutscher Vereine und tausende von Festgästen beehrten uns mit ihrem Besuch. In ausgiebigen, gehaltvollen Artikeln haben sich deutsche und einheimische Zeitungen mit der Einweihung befasst, es ist der Schule dabei viel Lob gespendet worden, was sie zu größtem Dank verpflichtet. Die u. a. von den Herren Dr. Olshausen, Direktor Hayn und Prof. Dr. Keiper gehaltenen Ansprachen verdienten ihres gedankenreichen Inhalts wegen auch hier nochmals wiedergegeben zu werden, wenn dies nicht den Rahmen unseres Berichtes überschreiten würde.

Stattlich steht unser Heim nun fertig und berechtigter Stolz soll alle diejenigen erfüllen, die zum Gelingen des Werkes tatkräftig beigetragen haben unseres unauslöschlichen Dankes dürfen sie versichert ein. Mit dem neuen Haus sind ums neue Möglichkeiten zur Vervollkommnung der Aufgabe unserer Schule gegeben, so die Ausdehnung des Unterrichts bis auf 8 Klassen, Fortbildungskurse für der Schule Entwachsene, ferner praktische Handwerkskurse und vieles andere mehr. Eines tut aber vor allem not: dass die auf dem Bau laut nachstehender Aufstellung noch lastenden Schulden von rund 20.000 Pesos abgetragen werden, denn mit dem Bleigewicht einer solchen Verpflichtung lässt sich schwer vorwärts schreiten.

Wie in der Rechnungslegung der Festschrift vom 3. Juni 1920 ersichtlich, belief sich die damals veröffentlichte Sammelliste auf $ 137.036.81 an Schenkungen sind inzwischen neu hinzugekommen:

Cía. Mercantil Argentina 1.000.—, E. Pechholz 600.—, E. Böthlingk 500.—-, E.Fehling 500.—, R. Hohunann 500.—, A. von Harder 300.—, L. Levy 300.—, Wüst Hnos 300.—, A. Göttling 200.—, O. Lienau 200.—, Fr. Nlitzke 200.—, Penning & Busse 200.—, A. Preckel 200.—, F. Scheffel 200.—, C. Baumann 100.—, O. Billig 100.—, A. Bischoif 100.—, L. Fuchs 100.—, O. Pahl 100.—, A. Suhr 100.—Frau Frieda Bohm 50.—, W. Erdmann 60.—, E. Gund 50.—, N. Jousten 50.—, F. Thomae 50.—, C. Th. Tönny 50.—, Deutscher Theaterverein 2.100.—, Verkauf von Festschriften 471.70

Gesamt $ 145.708.51

Bankzinsen 1920 $ 432.95, vom Schulbetrieb vergütete Zahlungen $ 720.— vom Schulbetrieb vergütete Unkosten bei der Einweihung $ 757.35 $ 1.477.35

Gesamt $ 147.618.81

dagegen waren verausgabt laut Festschrift $ 131.273.60

Restsumme für Anlegung des Spielplatzes  700.—

Auslagen für Errichtung des Schuppens 159.30

Anbringung van Leuchtkörpern 85.—

Gardinen und Vorhänge für die Schulzimimer 335.—

Zahlung für den Bau an die Compañía General de Obras Públicas $ 13.195.28

Unkosten der Einweihungsfeierlichkeit $ 757.35

Gesamt $ 146.505.53

Einnahmen $ 147.618.81

Ausgaben $ 146.505.53

Verfügbarer Betrag $ 1.113.28

Noch zu leistende Zahlungen: Restsumme für den Bau an die Compañía General de Obras Públicas $ 13.500.—, Mauer auf die Straße Conesa 3.300.—, Leuchtkörper 1.450.—, Fehlende Inneneinrichtung 470.65, n 2.000.—

Gesamt $ 20.720.65

All den freundlichen Spendern nochmals unseren allerherzlichsten Dank! Wir freuen uns, auch in diesem Jahr die Ehrenpflicht erfüllen zu dürfen, dem Theaterverein und seinen immer tatbereiten uneigennützigen Künstlern unsern Dank zu sagen; wie Wenige wirken sie aus eigenem Antrieb für das Deutschtum und helfen, wo es zu helfen gibt.

Das neue Schulhaus, das bei allen Besuchern anlässlich der Einweihung einen so glänzenden Eindruck ausgeübt hat, erwies sich auch in der Praxis als durchaus zweckdienlich und gereicht dem Architekten Herrn K. A. Schmitt, sowie der Compañía General de Obras Publicas zur Ehre. Der Comp. General bleiben wir auch hinsichtlich ihres großzügigen Entgegenkommens in finanzieller Beziehung wärmstens verbunden.

Im Laufe des letzten Halbjahres ließ uns die Compañía Alemana de Electricidad eine ganz außerordentliche Unterstützung angedeihen ‘durch die Einrichtung einer starken elektrischen Leitung nach dem Schulhof, so dass dieser abends für Turnzwecke benutzt werden kann, und nicht minder durch die unentgeltliche Einrichtung und Lieferung des Stroms für das Bazarfest. Bei all diesen Gelegenheiten erwiesen uns auch die Herren Beamten der Sucursal Belgrano, an ihrer Spitze Herr Ingenieur Eichel, weit über ihre Pflicht gehende Dienste, indem sie außerhalb ihrer Geschäftszeit uns ihre Tätigkeit opferten.

Wie aus dem Kassenbericht ersichtlich, ergaben die Sammlungen Berichtsjahre $ 8620.—, ein Betrag, der leider nicht ausreichte, um unsere Betriebskosten zu decken; wir waren gezwungen, noch zu Schulschluss, wie schon erwähnt, ein Bazarfest einzuschieben, dessen Ergebnis von $ 4565.— uns eben über die Klippe der beiden stillen Monate Januar und Februar hinweghilft, um dann wieder vollständige Ebbe in der Kasse zu lassen. Wir bringen dies eindringlichst zur Kenntnis unserer Gönner, damit sie sehen, wie leider der ewige Kampf um das finanzielle Gleichgewicht nicht nur nicht behoben, sondern im Gegenteil durch die ungeheure Sammeltätigkeit in der Kolonie für sonstige Zwecke noch verschärft wird. Dazu kommt noch das völlige Versiegen der früheren Quellen wie Reichsregierung und Stiftungen aus Europa. Wir sehen uns also veranlasst, von dieser Stelle aus nochmals inständigst zu bitten, die Schule weiter ausgiebigst zu unterstützen, da es uns sonst nicht möglich ist, die gestellte Aufgabe zu erfüllen, noch weniger die auf ihr lastenden Schulden abzutragen. Die pekuniäre Lage unserer minder bemittelten Mitglieder hat sich leider auch nicht wesentlich verbessert, so dass wir weiter entgegenkommend für Freistellen sein müssen. Immerhin bitten wir die Eltern, Alles zu tun, um fremde Hilfe so wenig wie möglich in Anspruch zu nehmen und so viel es an ihnen liegt, dafür zu sorgen, dass sie für das Schulgeld selber aufkommen.

Außer den Geldspenden und den im Festbericht verzeichneten Zuwendungen erhielten wir von Herrn J. Albrich ein wertvolles Buch „Klassischer Bilderschatz“ und von Herrn E. O. Heidler eine Sammlung von 292 Büchern für unsere Jugend, wodurch mit einem Schlag unsere Bücherei so reichhaltig ausgestattet wird, dass sie fachmännischen Ansprüchen in weitgehendem Masse standhalten kann. Wir können Herrn Heidler nicht genug Anerkennung zollen für das verständnisvolle, von vaterländischem Geist zeugende Geschenk.Sehr bedauert haben wir das Scheiden des Herrn Pastor Babick aus unserer Mitte; nach der alten Heimat berufen, sahen wir den trefflichen Menschen und treuen Förderer unserer Sache ungern von uns gehen, und unsere herzlichen Wünsche begleiten ihn in seinem neuen Wirkungskreis. Ein seltener Schaffensgeist von kerndeutscher Gesinnung, opferte er seine ganze freie Zeit dem Gemeinwohl; es ist deshalb verständlich, wenn sein Weggang von Allen, die seine Tatkraft näher kennen und damit schätzen lernten, ganz besonders empfunden wird.

Einen herben Verlust hat der Verein erlitten durch das allzu-frühe Ableben des Vorstandsmitgliedes Herrn Ludwig Baumeister, dessen hingebender Tätigkeit die Schule immer Dank zu widmen gehabt hat.

Die für die Schule, ja für die ganze Kolonie sehr ehrenvolle Liste unserer lebenslänglichen Mitglieder übergeben wir heute vervollständigt der Öffentlichkeit; sie enthält die Namen aller Derjenigen, welche uns in schwerer Zeit mit Beträgen von mindestens 500 Pesos für den Schulbau unterstützt haben.

Den lebenslänglichen Mitgliedern steht das Recht zu, wie schon in der Festschrift mitgeteilt, auf den Hauptversammlungen persönlich oder durch Vertreter ihre Stimme abzugeben für oder gegen finanzielle Maßnahmen, die das Schulgebäude betreffen, wobei die Einladung zu solchen Versammlungen durch eingeschriebenen Brief zu erfolgen hat.

Mit ihrem Besuch beehrten die Schule im vergangenen Jahre unser früherer Minister Freiherr v. d. Bussche Haddenhausen, Herr Rechtsanwalt Dr. von Harder aus Mannheim und Herr E. Weissebach aus Amsterdam, ebenso mehrmals der staatliche Inspektor Herr Nicolas Bursico, dessen Zeugnisse im Schulbericht wiedergegeben sind. Wieder widmet er dem Rektor und Lehrerkollegium vollstes Lob, was wir gern und mit Befriedigung bekannt geben.

Zu unserer Freude haben wir gehört, dass Herr Professor Keiper von der Reichsregierung auf seinem Posten als Schulkommissar bestätigt worden ist; wir sind überzeugt, dass alle Beteiligten daraus nur Nutzen ziehen werden.

Wir möchten nicht verfehlen, unserer deutschen Tagespresse wärmsten Dank zu sagen für die verständnisvolle Unterstützung, die sie unseren Bestrebungen auch im vergangenen Jahre hat angedeihen lassen.

Unserem Gesuch um die Bewilligung der Personería Jurídica ist von der Regierung leider noch nicht stattgegeben worden, es befindet sich immer noch auf dem mühsamen Weg durch die verschiedenen Amtsräume.

Zum Schluss rufen wir allen Freunden die inständige Bitte zu: werbet neue Mitglieder, auf dass der Schule der Aufstieg zum höchsten Ziele – als Hort der Jugend – immer freier und ungehinderter werde.

Der Vorstand