1916 | 7º Jahresbericht – Germanischer Schulverein Belgrano
An die Mitglieder des Germanischen Schulvereins und die Freunde und Gönner unserer Schule
Während wir diesen Bericht vorbereiten, hören wir aus unserem grossen Vaterlande, dass unsere Regierung edelmütig den Feinden den Frieden anbietet. Hoffen wir, dass das Blutvergiessen bald ein Ende nehme, damit sich unser Volk kraftbewusster denn je jenen grossen Kulturaufgaben widmen darf, welche durch das Völkermorden unterbunden waren.
Hier am La Plata konnten wir ermessen, welch furchtbaren Einfluss eine feindliche Presse durch Lueg und Verleumdung auf denkfaule Menschen ausübte, solchermassen, dass man sich fragen musste, wozu Schulen, wenn dergleichen möglich. Es wird keine Feder geben, welche die Schmach beschreiben kann, mit der sich unsere Feinde und ihre Mitläufer im neutralen Lande durch Verbreitung der entsetzlichsten Lügen über uns, selbst bedeckten. Eines leuchtete uns entgegen. Der Auslandsdeutsche stand im grossen und ganzen auf höherer Stufe als seine Feinde und dieses soll uns kräftigen in der manchmal nicht leichten Aufgabe die wir uns stellten: Wir wollen weiter wirken für unsere deutsche Jugend.
Unserer deutschen Kolonie, die so viel Gutes getan, auch in diesen schweren Zeiten, gebührt unser wärmster Dank. Ohne ihre Opferfreudigkeit gelänge es nimmer, unsere Schule zu halten; aber wenn man bedenkt, welch’ grösser Zahl unbemittelter Kinder (60 % der Gesammtzahl) doch geholfen wird, dann werden wohl auch diese Lasten willig weiter getragen. Die Liste der freundlichen Geber lassen wir am Schlüsse dieses Berichtes folgen, allen nochmals herzlichsten Dank sagend.
Von unserer Reichsregieruug bekamen wir wieder die gewohnte Zuweisung, welche uns von der deutschen Bank freundlichst verzinst wird, bis der Kurs sich wieder bessert. Unserer Regierung aufrichtigsten Dank.
Auch von der Waldhansenstiftung wurden uns durch unseren Herrn Gesandten M. 1000.- zugewiesen. Diese Gaben sollen uns mit ein Ansporn bleiben, auch unsererseits nicht zu erlahmen; umsomehr als uns unser Lehrkörper, an der Spitze Herr Rektor Heidrich, über alles Lob erhaben, unterstützte. Die Schüler haben etwas gelernt; das dürfen wir behaupten.
Der Schulinspektor der Landesregierung besichtigte die Schule und drückte sich sehr lobend über das Wahrgenommene aus.
Wir würden es begrüssen, wenn auch von deutscher zuständiger Seite, der Schule öfters Besuche abgestattet würden. Eine solche direkte Einsicht in die Arbeiten derselben hätte daun zur angenehmen Folge, dass immer Urteile gefällt würden, die auf wirklicher Kenntnis der Tatsachen fnssten.
Auch die deutsche Presse stand uns, wie immer, treulich zur Seite. Der Deutschen La Plata Zeitung und dem Argentinischen Tageblatt unseren wärmsten Dank dafür.
Neben der üblichen Sammlung veranstaltete die Schule eine Kindervorstellung, diese hauptsächlich, um der deutschen Kolonie zu zeigen, wie fleissig die Kinder lernen. Der Erfolg war durchschlagend, wie alle Besucher wohl gern bestätigen werden. Neben den Kindern gebührt den Lehrern, vor allen Herrn Lehrer Hansch, für das Einstudieren des musikalischen Teiles und Besorgung des Stückes „Der kleine Sapperlot“ unser wärmster Dank. Dann aber für die glänzende Durchführung des Ganzen bleiben wir dem Deutschen Theaterverein, welcher sich freudig und uneigennützig in den Dienst der guten Sache stellte, herzlichsten Dank schuldig. Hervorheben müsseu wird besonders die Tätigkeit der Damen Frau Pickenhayn, Frau Fleischhauer und Frau Brühl, sowie der Herren Braune, Warnecke, Jaecard, Kummer und Gastauer, welche sich bei der Vorbereitung uud der Aufführung grosse Verdienste erwarben, die wir niemals genug würdigen können.
Durch so viel Hilfe haben wir die finanzielle Klippe glücklich umschifft, doch blieb der alte, von Jahr zu Jahr grösser werdende Übelstand — die zwei getrennt von einander liegenden Schullokale — Wir möchten der deutschen Kolonie — besonders unserer älteren führenden Schwester im Schulwesen — anheimgeben, ob es nicht doch möglich wäre, die verhältnismässig kleine Summe zum Baue des Schulhauses, das so überaus dringend nötig ist, in Form von Schuldscheinen aufzubringen, welche, uatürlich — wenn auch mässig (6 %) — gewissenhaft verzinst werden müssten. Die Notwendigkeit der Schule ist erwiesen; sie wird in dem ihr gestellten Rahmen weiter bestehen müssen, ob mit, ob ohne Abwanderung nach dem Kriege!
Besonderen Dank schuldet der Verein auch den Damen Fräulein Ilka Pfeiffer und Fräulein Berta Kaltheuner für ihre aufopfernden Bemühungen bei der Sammlung für die Schule.
Die Schenkungsliste vom Jahre 1916 zeitigte ein Gesammtergebnis von c/] % 7.965.—.
Schenkungsliste.
Banco Alemán Trasatlántico, Banco Germánico de la America, H. Fuhrmann & Co. Brauss, Mahn & Co. del Sud, Hasenclever & Co., Staudt & Co., Engelbert Hardt & Co., Cerveceria Argentina Quilmes, Compaflia Alemana Transatlánticade Electricidad, J. F. Plate, Julio Hosmann, Lahusen & Co, Max W. Boley, C. Wehmeyer Federico, Clarfeld & Co., Vilmar Rimpler & Co., A. Mönch, Chr. Bove, Herrn. Müller, H. Nobel, Emil Tjarks, Horn & Co., A. M. Delfino & Hermano, Curt Berger & Co., R. Schreiber, D. C. Sociedad Bally Limitada, Comp. General de Obras Publicas, Siemens – Schuckert Limited, Robert Pusterla & Co., Schelp & Schelp, Gasmotoren – Fabrik Deutz, Lindwedel, Schreyer & Co., Sociedad Tubos Mannesmann Lda., Kropp & Co., Norddeutscher Lloyd, Cervecerla Palermo, Diedrichs & Denker, P. J. Takken, Möller & Co., A. Leeb, N. Hosmaun, Loge Teutonia, H. Moll, H Dates, A. Wall, L. Darmstädter & Co., Gmo Neumann, Hugo Kern & Co.,mPeters Hermanos, Soc. Anon. Wayss & Freytag, Fehling Hermanos, Eduardo Retienne, Segismundo Wolff, Gravenhorst Hermanos, Compañia Alemana de Depositos de Carbon Lda.,, Compañia Pastoril y Comercial Harteneck Limitada en liquidación und Heinlein & Co.
Der Vorstand
Schulbericht
Veranschaulicht man den von der Deutschen Schule Belgrano in ihrer Entwickelung zurückgelegten Weg durch eine Linie, so muss dieselbe, was die Schüler- und Lehrerbewegung an der Anstalt betrifft, in starken Kurven gehalten werden. Hatte die Schülerzahl im Jahre 1013 ihren höchsten Stand erreicht, um dann in den folgenden Jahren aus Gründen des verschobenen inneren Ausbaues, Errichtung einer 7. Klasse, sich in absteigender Linie zu bewegen, so muss der Bericht über das am lü. Dezember abgeschlossene Schuljahr in erster Linie wiederum ein erfreuliches Steigen der Schülerzahl, und dies trotz des unterbliebenen Ausbaues, vermerken: Es besuchten in diesem Jahre 183 Kinder die Schule.
Fünf Kinder, die teils nach Eröffnung der Klassen angemeldet, teils von anderen deutschen Schulen im Laute des Jahres überwiesen wurden. konnten wegen Mangels an Raum in der schon zu Beginn des Schuljahres überfüllten Klasse II. nicht aufgenommen werden. Die Feststellung dieser Tatsache ist an sich nicht bloss eine Mahnung für diejenigen Vereinsmitglieder, die gewohnheitsmässig ihre Kinder erst mehrere Wochen nach Beginn der Klassen zur Schule schicken und es nicht der Mühe wert halten, die Schule von etwaigen Verhmderungsgrüuden in Kenntnis zu setzen, sondern vor allem ein Mahnruf, den vor fast 3 Jahren beschlossenen Bau eines geeigneten Schulhauses nicht weiter hinauszuschieben, widrigenfalls dies zur Knebelung der Entwickelungsfähigkeit unserer Schule führen muss, die sich als eine notwendige Einrichtung im Laufe der Jahre bewiesen hat.
Durch den Tod verlor die Schule die Schülerin Marie Wegscheider. Dieselbe erkrankte während der verflossenen Sommerferien schwer; bei Beginn des neuen Schuljahres war ihr Zustand schon hoffnungslos, und wenige Tage später raffte der unerbittliche Tod ihr jugendliches Leben dahin. Ihre ehemaligen Mitschüler schmückten am Tage ihrer Beerdigung ihr Grab mit selbstgebundenen Kränzen, bereitet von den Töchtern des Herbstes.
Der Gesundheitszustand der Schüler war im 1. Halbjahr ein zufriedenstellender, der Schulbesuch im grossen ganzen ein regelmässiger. Dagegen liess das pünktliche Erscheinen der Schüler zur ersten Unterrichtsstunde in den kalten Wintertagen bei manchen zu wünschen übrig, und sollten die Eltern im Interesse ihrer Kinder, und um unliebsame Störungen des Unterrichtes zu vermeiden, darauf halten, dass ihre Kinder auch im Winter rechtzeitig zur Schule kommen. Denn gerade die Winterrnonate sind die Zeit, in der, ungestört durch den vom starken Wagenverkehr in der Hauptverkehrsstrasse Monroe verursachten Lärm, die Schüler sich der intensivsten Arbeit widmen können. Im 2. Halbjahr stellen sich erfahrungsgemäss jedes Jahr mit Beginn der wärmeren Jahreszeit ansteckende Krankheiten ein, die der Schule die Arbeit erschweren. So litten im Laufe des 2. Halbjahres besonders unter dem Mumps, der Art, dass im Monat Oktober nur ungefähr 50 % der Schüler diese Klassen besuchten.
Im Lehrerkollegium tritt mit beginnendem neuen Schuljahr insofern ein Wechsel ein, als Herr B. Thiel die Schule verlässt. Ein Ersatz für ihn ist schon gefunden.
Von den mit Einschluss von Fräulein Kaltheuner als Lehrerin des Hand-arbeitsunterrichtes für Mädchen angestellen 6 Lehrkräften unterrichteten.
Während der Monate März und April vertrat Frau Elisa Sommer «die infolge Krankheit an der Ausübung ihres Berufes zeitweise verhinderte Frau Alice Jaccard. Frau Sommer hat während dieser kurzen Zeit zur äussersten Zufriedenheit der Schulleitung ihre übernommenen Pflichten erfüllt, wofür letztere sich verpflichtet fühlte, genannter Dame beim Scheiden von der Schule den Dank vor versammelten Schülern auszusprechen
Von den zur Zeit im Felde stehenden Herren Willy Regeniter und Walter Lommatzsch liegen nur von letzterem mehrere Monate zurückdatierende Nachrichten vor, nach welchen sich genannter Herr der besten Gesundheit in den Schützengräben Frankreichs erfreute.
Der Direktor der Germaniaschule, Herr Dr. Rüge, besuchte die Schule zweimal im Laufe des Jahres, der staatliche Schulinspektor, Dr. Leguizainön, einmal. Letzterer wohnte dem Unterrichte bei und unterzog hierauf die Sohulräume einer eingehenden Besichtigung. Sein im Inspektionsbuche wiedergelegtes Urteil lautet sehr günstig für die Schule.
Die. Feier der nationalen Feste, 25 de Mayo und 9 de Julio, beging die Schule in diesem Jahre in besonders würdiger Weise, da letzteres der Zentenarfeier der Unabhängigkeitserklärung Argentiniens galt. Desgleichen wurden die Grosstaten der deutschen Waffen im verflossenen Jahre wie -auch die ihrer Verbündeten, der Seesieg in der Nordsee, die Einnahme Bukarest der Hauptstadt des den Zentralstaaten neu erstandenen Feindes Rumänien, die Wiederherstellung des Königreichs Polen in ihrer Bedeutung zu erziehlichen Zwecken den Kindern vorgeführt.
Der Geburtstag des verewigten Kaisers Franz Joseph wurde aus in früheren Berichten angeführten Gründen auch in dem verflossenen Schuljahr festlich begangen.
Gross war daher der Schmerz, als die Kunde von dem Tode des beliebten alten Herrn hier eintraf. In einer improvisierten Trauerfeierlichkeit gab die Schule uoch an demselben Tage ihren Gefühlen des tief empfundenen Leides Ausdruck. Am Tage der Beisetzung wohnte eine Abordnung des Vorstandes sowie von 10 Schülern unter der Leitung von Lehrern dem Trauergottesdienste in der Kathedrale bei.
Zur Unterstützung des Unterrichtes unternahm die Schule eine Reihe belehrender Spaziergänge, auch beteiligten sich Kinder der Oberklassen an den zu gleichem Zwecke von der befreundeten Germaniaschule unternommenen Ausflügen nach dem Parque Pereyra am 25. Mai und nach der Hauptstadt der benachbarten Provinz am 23. Juli, die den beteiligten Kindern lange Zeit in angenehmer Erinnerung bleiben werden. Leider verhindert die unter den Eltern unserer Schulkinder infolge der gegenwärtigen Weltlage herrschende Not uud Sorge um das tägliche Brot viele eifrige und talentvolle Schüler wegen der wenn auch geringen damit verknüpften Auslagen, au denselben teilzunehmen, und so muss sich die grosse Mehrzahl derselben mit deu bescheidenen Besuchen des Zoo und Botanischen Gartens begnügen.
Das Inventar der Schule erfuhr auch in diesem Jahre eine kleine Bereicherung durch Schenkungen: Kartenständer, Filter, Aquarium nebst Grotte, Bilder. Besonders angenehm überraschte uns das von den Herren Lasker y Cia. zu Ende des Jahres zugesandte, auf Schaffell künstlerisch ausgeführte Bildnis unseres Hindenburg, das von nun an eine Zierde eines der Klassenräume sein wird. Allen Gebern besten Dank.
Desgleichen gebührt edeldenkenden Vereinsmitgliedern der Dank der Schule für die auch in diesem Jahre erfolgte Zuwendung von Utensilien, andere bezahlten in hochherziger Weise die Matrikel für arme Kinder.
Ehemalige Schüler und Schülerinnen überliessen in gerechter Würdigung der herrschenden Not gebrauchte Lesebücher der Schule, es so ermöglichend, dass trotz englischer Seetyrannei die Schüler der einzelnen Klassen mit den für den Unterricht so notwendigen Hilfsmitteln ausgerüstet wurden. Auch ihnen sei von hier aus nochmals gedankt
Zwei Lichtbilder brachte in das ermüdende Einerlei der täglichen Schularbeit Vorstellungen, zu deren Generalproben in liebenswürdiger Weise der Theater-Verein Eintrittskarten der Schule zur Verfügung stellte. Die erste derselben fand am 13. August unter Mitwirkung von Schülern unserer Schule statt. Über die äusserst geluugene Vorstellung brachte die in deutscher Sprache erscheinende Tagespresse ausführliche Berichte. Zur zweiten, vom Deutschen Frauenverein veranstalteten Weihnachtsvorstellung erhielt die Schulc eine grössere Zahl Freikarten zum Besuch der Generalprobe, die ihrer Bestimmung gemäss an arme, bedürftige Kinder abgegeben wurden. Für den diesen Kindern so ermöglichten hohen Genuss weiss die Schulleitung genanntem Vereine nochmals besten Dank.
Das Schuljahr wurde mit einer sinnigen Weihnachtsfeier geschlossen. Im Namen und Aufträge des Schulvorstandes sprach der Leiter der Schule an diesem Tage dem Lehrerkollegium den Dank desselben für die geleistete erfolgreiche Arbeit aus.
Rektor Heidrich.
Mitteilungen an die Eltern
Gesuche um Schulgeld- Ermässigung oder gänzlichen Erlass desselben sind jedes Jahr von neuem beim Vorstande einzureichen.
Anmeldungen neuer Schüler werden vom 12. Februar an allen Werktagen von 9-11 Uhr vormittags entgegengenommen. Dazu sind der Geburts- und Impfschein des Kindes vorzulegen. Bei der Anmeldung wird das Schulgeld für einen Monat als Einschreibegebühr erhoben. Jeder Schüler ist zur Teilnahme an dem Gesamtunterrichte verpflichtet. Er kann nur auf Grund einer ärztlichen Bescheinigung vom Turnunterricht durch den Rektor der Schule befreit werden.
Die Schule verlangt ferner von den Schülern den regelmässigen Besuch aller vorgeschriebenen Unterrichtsstunden sowie der Schulfeierlichkeiten und sonstigen Veranstaltungen der Schule.
Alle Versäumnisse sind schriftlich zu entschuldigen.
Bei ansteckenden Krankheiten, insbesondere Pocken, Masern, Scharlach, Röteln, Ruhr, Diphteritis, Unterleibstyphus, Keuchhusten, Mumps (Ziegenpeter) ansteckender Augenentzüudung, ist der Schüler so lange zu Hause zu behalten, bis die Krankheit nach ärztlicher Bescheinigung als gehoben und die Ansteckungsgefahr als beseitigt zu betrachten ist. Ebenso sind die Geschwister des erkrankten Schülers bis zur Beendigung der Ansteckungsgefahr von der Schule fernzuhalten.
Zur Erlangung einer guten Schulzucht ist erforderlich, dass die Eltern ihre Kinder sauber und pünktlich zur Schule schicken. Auch ist es von grösser Wichtigkeit und Nutzen, dass alle Eintragungen in den Aufgabenheften mit der Unterschrift der Eltern versehen werden.