1915 | 6º Jahresbericht – Germanischer Schulverein Belgrano
An die Mitglieder des Germanischen Schulvereins und die Freunde und Gönner unserer Schule.
Die vom Germanischen Schulverein Belgrano gegründete Deutsche Schule blickt auf ein weiteres Jahr erfolgreicher, stiller Arbeit zurück. Dass sie dies tun kann, verdanken wir in erster Linie der werktätigen finanziellen Unterstützung, die derselben auch im verflossenen Vereinsjahre seitens der Hohen Deutschen Reichsregierung und philanthropischer Stiftungen wie auch edeldenkender Mitglieder der Deutschen Kolonie am La Plata zu teil wurde und die es ermöglichte, bei grösster Sparsamkeit im Haushalte die Schule über Wasser zu halten. Allen diesen hochherzigen Gebern sagt der Vorstand an dieser Steile und im Namen der durch sie begünstigten Jugend unserer Schule den tief-empfundesten Dank.
Insbesondere gebührt dieser unserer Hohen Reichsregierung, die trotz der durch den schweren Krieg bedingten ernsten Lage des Vaterlandes noch Mittel und Wege fand, an uns zu denken, an uns, die wir eine solche Hoffnung nicht zu hegen wagten, da uns der Gedanke, vom bedrängten Vaterlande Hilfe zu erbitten, schon sträflich erscheinen musste.
Aus der Kassenbewegung ist es für Jedermann klar ersichtlich, dass unsere Schule auf spontane Zuwendungen dieser Art mehr als jede andere Schule angewiesen ist, soll ihr Fortbestand gesichert sein.
Ohne eigenes Heim, sieht sie sich gezwungen, für Miets-zwecke fast 40 % ihrer sehr geringen Einnahmen an Schulgeldern 7.11 verwenden und ausserdem noch die Zinsen für das seiner Zeit zum Zwecke des Schulbaues von dei „Gemeinde“ erworbene Grundstück aufzubringen. Denn ,,in Rücksicht auf die allgemeine Lage war es dem Schulvorstande (der Germaniaschule) nicht möglich, dem Germanischen Schulverein zur Verwirklichung des geplanten Baues zu verhelfen“. So fiel infolge des Krieges, ein Reif in der Frühlingsnacht auf unsere so lang gehegten Wünsche betreffs des Baues eines eigenen Schulgebäudes, das in seinen Räumen die Heranwachsende Jugend germanischen Stammes des weiteren Weichbildes von Belgrano vereinen soll. Diese, meist den ärmeren Volksschichten angeborene!, sind ungefähr zur Hälfte zahlende, zur anderen Hälfte Freischüler, deren Zahl im Laufe der Zeit aus uns allen bekannten Gründen stets zugenommen hat.
Und um diesen durch des unerbittlichen Schicksals harte Hand in diesen ernsten Kriegsjahren getroffenen Kleinen den Segen einer guten deutschen Erziehung zukommen lassen zu können entsprachen die Herren der an sie ergangenen Bitte die wir dankerfüllt hier nachstehend erwähnen und deren Gesamtsumme rund $ 7500 ergab.
Geschenkliste 1915
Banco Alemán Transatlántico Banco Germánico de la America del Sud, Hasenclever y Cia., J. F. Plate, Engelbert Hardt y Cia., Staudt y Cia., Compañia Alemana Transatlantica de Electricidad, Brauss Mahn y Cia., Cerveceria Argentina Quilmes, H. Fuhrmann v Cia., Julius Hosmann, Lindwedel Schreyer y Co., Soc. Tubos Mannesmann Ld., Compañia General de Obras Públicas, S A. Wayss y Freytag, Anton Dohle, Artur Mönch, Horn y Co., Hugo Nobel, Casa Jacobo Peuser, Vilmar Rimpler y Co., Federico Clarfeld y Co., Kurt Frese y Co., Lahusen y Co., Cia. Alemana de Depósito de Carbon, Cerveceria Palermo, Norddeutscher Lloyd (Ag. B. A.), A. M. Delfino y Hno., Diedrichs y Denker, Schelp y Schelp, Sociedad Bally Limitada, Curt Berger y Cia., Ernesto Tornquist Ld., Eduard Retienne, Siemens-Schuckort Ld., Arturo Pfeiffer y Cia., Gasmotorenfabrik Deutz, Robert Pusterla y Cia., R. Schreiber Kropp y Cia., Bilz fabr. de Beb. sin Alcohol, L. Darmstädter y Cía., Hugo Kern, C. Wehmeyer,Meili y Roesli Lda., Heinlein y Cia., Max Glücksmann, 0. Scheffter, Comp. Pastoril y Comercial Harteneck Ld. en liq., C. F. Gravenhorst, Otto Wulff , E. Lasker, C. Grosse, Sigismundo Wolf, Fed. Lütjohann, E. Bercht, Febiing Hn., R. Aretz, Wolff v Schon, E. Müller, Peters Hermanos, A. Hook, Carlos Aue, P. Franck, Kropf v Co., E. Gruber, Heidler, H. Fuldner, Marksthaler, Wiskott, Gmo. Neumann, Carl Müller, Ch. Bove, Leeb, C. Balzer, Scheffel, E. Gund, C. Ostermayer
Gleichen Dank sagen wir an dieser Stelle der deutschen Tagespresse am La Plata für die uns zu jeder Zeit zu Dienstgestellten Spalten, wie auch für die erfolgreiche, geschickte Verteidigung des deutschen Namens und deutscher Ehre gegen ein Heer von Verunglimpfungen und Verleumdungen, die eine im Solde der Feinde unseres Vaterlandes stehende Presse über das deutsche Volk und sein Oberhaupt ergossen hat.
Von den Mitgliedern unseres Vereines stehen ausser den Namen unserer zwei im Felde stehenden Lehrer die der Herren Fritz Eggert, Martin Haescke, Carl F. Horn, J. L. M. Koepcke, Paul Schirmacher und Paul Schoenwiese mit unverwischbaren leuchtenden Schriftzügen eingegraben in die ehernen Tafeln der deutschen Männer des Auslandes, die zur Verteidigung der Ehre und Unabhängigkeit der deutschen Heimat die Waffen ergriffen und dem deutschen Namen zu neuem Ruhm und Ehre verholfen haben. Zur Regelung friedlicher Angelegenheiten vor Ausbruch des Krieges in Europa anwesend oder aus Anlass desselben Weib und Kind, Stellung und Besitz hierselbst verlassend, eilten sie, getragen vom Feuer patriotischer Begeisterung und eingewurzeltem Pflichtbewusstsein zu den Fahnen und stehen nun teils in den Schützengraben Frankreichs und Flanderns teils auf Polens und Russlands blutgetränkten Gefilden den deutschen Fluren zu Schulz und Schirm, allezeit bereit dem Lande ihrer Väter die höchsten irdischen Güter zum Opfer zu bringen.
Dieses höchste Opfer forderte das unerbittliche Schicksal von unserem für alles Gute, Hohe und Edle begeisterten Mitglieder Paul Schirmacher. In ihm verlor unsere Anstalt einen offenen Freund und unterstützungsbereiten Gönner. Mit vielen anderen deutsch-patriotischen Vereinen beklagen wir sein zu frühes Scheiden von einer hoffnungsvollen, vielversprechenden irdischen Laufbahn. Ein kleiner Hügel auf Frankreichs Erde, unter Tausenden seiner Art, deckt sein ehedem so grosses die Menschheit in Liebe umfassendes Herz. Friede seiner Asche.
Desgleichen liegt unser Vereinsmitglied J. L. M. Koepcke an den Folgen eines Granatsplitters in einem Hospitale Deutschlands darnieder. Seine Frau, die als Lehrerin an unserer Anstalt wirkte, verliess aus diesem Grunde dieselbe, um ihm daselbst Stütze und Trost zu sein.
Wir aber wünschen ihm, dass die Kunst unserer weltberühmten Ärzte sein Leben erhalten und ihn mit Hilfe deutscher Technik wieder echte Lebensfreude bringe.
Möge den anderen im Felde stehenden Vereinsgenossen ein gnädiges Geschick, ein glückliches, frohes Wiedersehen mit den Ihrigen, Freunden und Verwandten, bescheren, das ist unser herzinnigster Wunsch, und den deutschen Landen jenen gesicherten, ehrenvollen Frieden, nach ruhmreichem Kampf.
Desgleichen beklagen wir, wie schön im letzten Halbjahresbericht erwähnt wurde, den Verlust der beiden Mitglieder Carl Fabian und Frau Hammer, die nach längerer Krankheit dem Schosse ihrer Familien entrissen wurden. In Frau Hammer verlor unsere Schule eine eifrige Gönnerin und Förderin, deren Wirken y Schaffen uns ein leuchtendes Beispiel für alle Zeiten bleiben soll.
Betreffs des inneren Ganges der Schule verweisen wir auf den anschliessenden Schulbericht.
Bericht über das Schuljahr 1915
Es lässt sich heute kein wahrer Bericht über deutsche Unternehmungen im Auslande schreiben, ohne der jetzigen heroischen Zeiten mit ihren schweren Folgen zu gedenken. Die Hoffnungen. Leiden. Sorgen und Freuden unserer von uns durch das einst verbindende, jetzt aber hindernde Weltmeer getrennten Volksgenossen erwecken in uns jederzeit ein hundertfaches Echo und mischen sich als ein nicht zu bannender Unterton in die durch unseren Beruf bedingten Beschäftigungen, eigene Gefühlsstimmlagen erzeugend, die wir bei ernster Arbeit gern für Stunden bannen möchten und doch nicht können.
Noch nie ist uns in dem Grade die nackte Tatsache als unumstössliche Wahrheit so klar vor Augen getreten, dass das Schicksal der Deutschen im Auslande aufs engste mit dem des Deutschen Reiches verknüpft ist: des Reiches Freud ist unsere Freud, sein Leid auch das unsrige, mit ihm stehen oder fallen wir im fernen Auslande als Teilchen der deutschen grossen Volksgenossenschaft, und in erster Linie die deutschen Schulen des Auslandes.
Die bescheidene Pflanzstätte deutscher Erziehung in der Monroe-Strasse ist wohl unter allen ihrer Art am La Plata-Strande am folgenschwersten in ihrer stillen Fortentwicklung durch den von den Neidern auf Deutschlands mächtige Entfaltung seiner Kraft entfesselten Krieg getroffen worden: Mit ihm schwand die in so nahe Aussicht gestellte Erstellung eines, eigenen Schulgebäudes durch die „Gemeinde“ und hält bis auf weitere Zeiten die in früheren Berichten geschilderte Trennung der Klassen in zwei räumlich weit entfernten Gebäuden mit all den daraus für Unterricht und Überwachung entspringenden Nachteilen an; mit ihm trat aufs neue ein der inneren Fortentwicklung schädlicher Wechsel im Lehrpersonal ein, da die vom heiligen Feuer patriotischer Begeisterung fortgerissene jungen in Deutschland vor Beginn des Krieges verpflichteten Lehrer nach wenigen Monaten erspriesslicher Arbeit an der Schule diese verliessen, um den teuren Boden des geliebten Vaterlandes gleich anderen zu den Waffen Geeilten gegen die an Volkszahl übermächtigen Feinde zu verteidigen, und eine provisorische Neubesetzung der Stellen erfolgen musste; durch ihn wurden unsere Kleinen auf ihrem Gange zur und von der Schule zu Märtyrern deutschen Volkstums und stillen Helden, die die Schmähungen, Lästerungen und tätlichen Angriffe seitens durch parteiische Verbreitung von entstellten Nachrichten überhitzter Burschen jeglichen Alters, mit einem Heldenmute würdig ihren Blutsverwandten in den Schützengräben Flanderns, Frankreichs und Russlands ertrugen.
Wenn deutsch-patriotisches Henken und Fühlen allein zu erstrebendes Ziel der deutschen Schulen im Auslande wäre, so müsste die Deutsche Schule Belgrano den Feinden unseres Volkstums ihren wärmst empfundenen Dank für die unbeabsichtigte Beihilfe zur Erreichung dieses Zieles aussprechen; denn ihr Tun und Treiben, die blöden über das deutsche Volk ‘und sein Oberhaupt ausgestreuten Verleumdungen und sinnlosesten Schmähungen wurden unter der Lupe einer sorgfältigen Zergliederung für das erkannt, was sie sind, Ausbrüche einer ohnmächtigen Wut über das Scheitern ihrer wohl überlegten und lange gehegten Pläne zur Vernichtung eines siegreichen Gegners im friedlichen Wettbewerb zur Eroberung der Märkte des Welthandels. Diese Erkenntnis rückte unsere reifere Jugend dem Lande ihrer Abstammung in Ehrfurcht näher, als es der sorgfältigste Unterricht in deutscher Geschichte und Geographie je allein vermocht hätte, lehrte sie, das Land ihrer Väter lieben, stolz auf die Abstammung von diesem grossen Volke zu sein, weckte Hunderte von Beziehungen zwischen ihnen und ihren Blutsverwandten jenseits des Ozeans, belebte alte, schon vorhandene. Vor allem enthüllte ihnen der Krieg eine in ihrer Grösse bisher ungeahnte Tüchtigkeit des deutschen Volkes in allen Schichten, zeigte ihnen, dass das germanische Volk auf allen Gebieten menschlichen Lebens die Führerrollo erlangt hat durch seine Schulung, durch eine gesunde deutsche Erziehung. „Ihr sännet Böses gegen ans, Gott aber wandte es zum Guten!“ Dieses Bibelwort können wir mit vollem Recht heute unseren Feinden zurufen. In ihrer
Stellung
als Vermittlerin deutscher Erziehung an die heranwachsende Jugend deutscher Abstammung im nördlichen Radius des Stadtbezirkes und durchdrungen von der Erkenntnis der Notwendigkeit einer gesunden deutschen Erziehung suchte die Deutsche Schule Belgrano vor Beginn des beendeten Schuljahres durch Verbreitung gedruckter Einladungen au unsere Volksgenossen im weiteren Weichbilde von Belgrano, die meistens ärmeren Volksschichten angehören, werbend für die Schule zu wirken. Diese edle Absicht hatte leider nicht den gewünschten Erfolg, da die Beschaffung der Adressen der atmen deutschen Familien mit grossen Schwierigkeiten verknüpft ist. In diese Zeit der
Vorbereitungen
für den Beginn der Schuljahres fiel auch die innige, geräuschlose Feier des Geburtstages S. M. des deutschen Kaisers, die zum ersten Male in den Räumen der Deutschen Schule Belgrano stattfand, um unsere Achtung, Liebe und Dankbarkeit dem deutschen Lande und seinem Oberhaupte für die allezeit bereitwillige, werktätige Hilfe und Unterstützung, die die Schule im reichen Masse genossen, in dieser schweren Zeit offen zum Ausdruck zu bringen. Der Präsident des Vereins gedachte hierbei in wenigen, aber treffenden Worten des äusseren Anlasses dieser aussergewöhnlichen Zusammenkunft, sprach den Versammelten im Namen des Vorstandes den Dank für ihr Erscheinen und das dadurch bekundete deutsche Bewusstsein aus und ermahnte sie, fest und treu zur deutschen Sache zu halten, deutsche Sprache und deutsche Sitten zu pflegen.
Beeinflusst durch die zündende Ansprache klang das von Gross und Klein darauf angestimmte Lied: „Deutschland, Deutschland über Alles“ mit einer Frische und Freudigkeit ins Freie, die uns ein Abbild der im Vaterlande herrschenden Begeisterung schien. Deutscher Odem wehte wieder im deutschen Schulhause.
In der darauf folgenden Ansprache gedachte der Leiter der Schule des von S. M. ausgesprochenen Wunsches, bei dem Ernste der Zeit die in früheren Jahren üblichen Festlichkeiten auf die ernsten Feiern in Kirche und Schule zu beschränken, wie die Deutsche Schule Belgrano trotz der durch die Ferienzeit verursachten Schwierigkeiten im Bewusstsein, der deutschen Sache z’u dienen, sich aus freudigem Herzen gern der Pflicht unterzog, die Einladung zur Feier der Eltern und Schüler zu erlassen und die Vorbereitungen zum Feste in Angriff nahm. Denn in solchen und ähnlichen Fällen entscheidet nicht der grössere oder geringere äussere Erfolg, sondern die erzieherische Einwirkung auf die jugendlichen Herzen; die Weckung patriotischer Gefühle ist von ausschlaggebender Wichtigkeit. Des weiteren zeigte er, wie gleich bei den mutigen Bekennern des Christentums in den ersten Jahrhunderten die Verlästerungen und Verfolgungen ein unerwartetes Wachstum und Ausbreitung des Christentums zur Folge hatte, so auch die Verunglimpfungen und Schmähungen des deutschen Volkes und seines Staatsoberhauptes- eine merkliche Steigerung des deutschen Bewusstseins zeitigen, und ersuchte die Kinder, ihrer deutschen Abstammung würdig zu leben und zu wirken. Desgleichen beleuchtete er, wie der mit Riesenschritten erfolgte Aufstieg des deutschen Volkes neben dem sprichwörtlichen Bienenfleiss seiner Glieder der umsichtigen, vorsorglichen Herrschaft der Hohenzollern zu verdanken ist, und gedachte besonders der segensreichen, friedlichen Regierung unseres jetzt so viel geschmähten Kaisers, unter der die deutsche Produktionskraft auf allen Gebieten wirtschaftlichen Lebens die der Nachbarn weit überflügelte, und so deren Hass und Neid erzeugte, die die Ursachen des jetzigen blutigen Ringens sind. Um den Kindern ein anschauliches Bild dieses Aufschwunges zu geben, erwähnte er unter anderem, dass das feindliche Russland, das an Flächenraum fast ein Viertel der festen Erde einnimmt, in der Kilometerlänge der Eisenbahn hinter dem viel kleineren Deutschland zurück steht, dass Deutschland mehr Postbeamte als England und Frankreich zusammen besitzt, die Milchproduktion. Deutschlands im Werte von 3500 Millionen Mark die der drei Hauptgegner Russland, Frankreich und England zusammengenommen noch übertrifft.
Aufmerksam lauschten Schüler wie Erwachsene diesen Ausführungen Und stimmten freudig in das dreifache Hoch auf den Kaiser, den Schützer und Förderer deutscher Kultur. ein.
Einige Vorträge seitens der Kleinen und das Lied: 7, Heil dir im Siegerkranz“ beschlossen diese deutsche Feier.
Beschenkt mit Herrn v. Försters Festschrift, dem die Schule an dieser Stelle nochmals dankt, verliessen unsere Kleinen mit freudestrahlenden Gesichtern das Haus, das sonst ihr Heim ist.
Zu ernster methodischer Arbeit kehrten die Schüler am 8. Februar zurück, an welchem Tage das neue Schuljahr begann. Leider zeigte sich, wie in früheren Jahren, dass ein Teil der Vereinsmitglieder seine Kinder wiederum bis zum 1. März zu Hause hielt, obgleich das eingetretene kühle Wetter keinen Hindernisgrund für den Schulbesuch bildete. Ein solches Fernbleiben rächt sich in den meisten Fällen an den Schülern, insofern als ein späteres Eintreten Lücken in den Wissensfächem hinterlässt und dem Verständnis des folgenden Stoffes unnötige Schwierigkeiten in den Weg legt, die bei einem einigermassen guten Willen seitens der Eltern vermieden werden könnten. Die Aufnahme neueintretender schulpflichtig gewordener Kinder hat sich in diesem Schuljahr sogar bis in die Mitte des April hineingezogen. Die Gesamtzahl der dieses Jahr in die Schulregister eingeschriebenen Schüler betrug 162.
Auf die einzelnen Nationalitäten verteilt, gab es
Reichsdeutsche 37, Österreicher 22, Schweizer 1, Argentiner 80, Brasilianer 8, Nordamerikaner 2, Holländer 2, Finnländer 1, Dänen 1, Peruaner 1, Uruguayer 3, Russen 1
Ausgeschieden sind im Laufe des Jahres: 1 Knabe Wohnungswechsels wegen, 1 Mädchen krankheitshalber,
3 Knaben verzogen aufs Land, 2 Mädchen begleiteten ihre Eltern nach Europa, 2 Knaben gingen in die Lehn;, und 1 Mädchen trat aus häuslichen Gründen aus. Dieser geringe Abgang an Schülern im Vergleich zu früheren Jahren (1913 Schüler 51) ist eine erfreuliche Erscheinung der Ständigkeit, die an dieser Stelle mit Genugtuung begrüsst wird.
Der Gesundheitszustand der Schüler war in dem 1. Halbjahr ein erfreulich gut, im 2. fesselten die fast alljährlich wiederkehrenden Kinderkrankheiten viele Schüler ans Bett. Der Schulbesuch betrug, in Prozenten ausgedrückt: Februar 94 Prozent, März 90 Prozent, April 94 Prozent, Mai 94 Prozent, Juni 92 Prozent, Juli 93 Prozent, August 89 Prozent, September 78 Prozent, Oktober 86 Prozent, November 81 Prozent und Dezember 90 Prozent. Derselbe gab in den 4 ersten Jahrgängen, abgesehen von den Verhinderungen durch Krankheit, z:u Klagen keinen Anlass, wohl aber in den kombinierten Jahrgängen 5 und 6. Rechnet man noch hierzu das häufige Zuspätkommen ein und derselben Schüler in den kalten Wintertagen, so ergibt sich gerade auf diesen Stufen eine unnötige Erschwerung und Störung des Lehrbetriebes, die im Interesse eines gesunden Fortschrittes vermieden worden müssten.
Ein anderes hier zu erwähnendes Hindernis, mit welchem andere deutsche Schulen der Bundeshauptstadt nicht zu rechnen haben, ist die Anmeldung von Kindern in die deutsche Schule, nachdem dieselben 4 oder mehr Jahre die Landesschule besucht haben, um, nach dem Glauben der Eltern, in einem oder zwei Jahren in die Geheimnisse der deutschen Schriftsprache eingeweiht zu werden und dann in das geschäftliche Leben eintreten zu können. Als junge deutsche Schule, und in Anbetracht ihrer Aufgabe, Sammelstätte des Deutschtums zu sein und dasselbe zu wahren (und zu pflegen, kann sie diesen Schülern die Aufnahme nicht verweigern, aber die Aufgabe, die diese deutsche Eltern an die Schule stellen, kann ohne eine gewissenhafte Unterstützung seitens der Eltern nicht erfüllt werden, da die Schwierigkeiten, die der deutschen Sprache eigen, so gross sind, dass ihre Bewältigung ein mehrjähriges ernstes Studium erfordert.
Ein drittes Übel, das dem Unterricht in der Deutschen Schule Belgrano Erschwernisse anderer Art bereitet, ist der prozentuell geringe Verbleib der Schüler in der Schule in einer Reihe von Jahren. Betrachtet und vergleicht man die Register der Jahre 1913 und 1915, so ersieht man, dass nur ein Prozentsatz von weniger als 50 Prozent der im Jahre 1913 in Klassen 1, 2 und 3 eingeschriebenen Schüler die Schule im Jahre 1915 noch besuchte und der Abgang durch neu hinzugekommene teils ersetzt wurde. So sind im Laufe der letzten 3 Jahre von 48 Schülern des Jahrganges 1913 (damals Klasse 1) nur 23 verblieben, welche mit 15 neu hinngekhmmenen den Jahrgang 1915 Klasse III bilden. Bei Klasse II (jetzt IV) betrug dieser Wechsel 23 Abgehende von 43 Schülern und bei Klasse III (jetzt V) 24 von 39 im Laufe genannter Zeit.
Der staatliche Schulinspektor für Privatschulen, Dr. Leguizamon, besichtigte zweimal die Schule im Laufe des Jahres und sprach in seinem Berichte derselben eine lobende Anerkennung für die erzielten Leistungen aus. Desgleichen unterzog im Aufträge des Schulvorstandes Herr Dr. Rüge, Direktor der Germania-Schule, die Schule einer eingehenden Besichtigung, um dem harmonischen Zusammenwirken der beiden Schulen Ausdruck zu verleihen.
Der Lehrkörper
setzte sich zusammen aus dem Unterzeichneten als verantwortlichen Leiter der Schule, den Damen: Frau Elisabeth Koepcke, Fräulein Euphemie Cincunegui (Lehrerin der spanischen Sprache), Fräulein Bertia Kaltheuner (Handarbeitslehrerin). Frau Alice Jaccaxd und Herrn Werner Hansch, letztere als Vertreter der zwei durch Kontrakt; verpflichteten Herren Walter Lommatzsch und Willy Hegeniter, die vor dem Feinde in Frankreich stehen, ersterer in den Schützengräben zwischen Reims und Soisson. letzterer bei der Küstenartillerie in den Dünen Flanderns. Zu Ende des Schuljahres verliess Frau Elisabeth Koepcke nach fast vierjähriger erfolgreicher Arbeit die Schule, um nach Deutschland zurückzukehren, wo ihrer ihre auf den Schlachtfeldern Polens schwer verwundeter, jetzt der Genesung entgegengehender Ehegatte harrt. Einleitende Schritte zur Besetzung der durch den Fortgang genannter Lehrerin freigewordenen Stelle mit einem Lehrer sind bereits getan worden, so dass im kommenden Schuljahre vom Beginn an dieselbe Zahl von Lehrkräften a.n der Schule tätig sein wird.
Ausser genannten Kräften wirkte noch seit Monat November 1914 bis März 1915 Frau Hedwig Horn, unentgeltlich, als Lehrerin der englischen Sprache an der Anstalt mit grossem Fleisse und Hingebung, wofür die Leitung der Schule dieser Dame nochmals ihren herzlichsten Dank ausspricht. Beider Damen Scheiden ist von allen, Lehrern und Schülern, tief gefühlt worden.
Wie alljährlich unternahmen auch dieses Jahr die Schüler der höheren Klassen Ausflüge ins Freie zur Belebung und Kräftigung der im naturgeschichtlichen und geographischen Unterrichte erworbenen Kenntnisse.
Dem vom ersten Präsidenten an die Mitglieder des Vereins ergangenen Aufruf, zur Linderung der Not unter den hiesigen Deutschen Kleidungsstücke der Schule zur Verteilung an bedürftige Kinder zu überweisen, ist mehrmals entsprochen worden, und wurden die übergebenen Kleidungsstücke von der Schulfrau au bedürftige Kinder abgegeben. Im Namen der Beschenkten besten Dank.
Desgleichen beteiligten sich unsere Kinder, wenn auch den Verhältnissen entsprechend in bescheidenem Masse, mit Spenden an dem Liebes werk zur Linderung der Not der armen deutschen Kinder im allen VaterLande, und weckte diese Tat in ihnen das wonnige Gefühl des Gebens und Sparens zu edlem Zwecke. Ebenso schritten dieselben auch zur Sammlung der vom Deutschen Lehrerverein in seinem Aufruf an die deutschen Schulkinder genannten Gegenstände, und wird auch diese kindliche Tätigkeit ihr Scherflein zur Erreichung des höchsten Zieles der Schule, zur Menschenbildung, beitragen.
Ausser der Feier der nationalen Festtage (25 de Mayo und 9 de Julio) und der schon eingangs erwähnten Feier des Geburtstages S. M. des. deutschen Kaisers, beging die Deutsche Schule Belgrano den Tag, an dem des Grossen Kaisers Wilhelm I. starke Stütze und weiser Ratgeber, der spätere dos Deutschen Reiches erster Kanzler Bismarck geboren wurde, und die Feier des 18. August, mit welcher dieselbe dem hohen ehrwürdigen Verbündeten des deutschen Kaisers und Reiches ihre Ehrerbietung und Huldigung als Anlass der Vollendung des 85. Lebensjahres ausdrücken wollte. Deutsche, österreichische, ungarische und argentinische Landesfarben schmückten damals das Innere des Hofes, ein gemeinsamer Kranz umgab die beiden Kaiserbilder, welche, um dem herzlichen Verhältnis der beiden verbündeten Zentralmächte sinnigen Ausdruck zu verleihen, nebeneinander Aufstellung gefunden hatten. Eröffnet wurde die eindrucksvolle Feier durch Absingen des Arndt’schen Liedes: „Was ist des Deutschen Vaterland“. Anschliessend an die im Liede ausgedrückte Sehnsucht nach einem grossen, einigen Deutschland, gedachte der Leiter der Anstalt in seiner Ansprache an die Schüler und Erwachsenen der grossen Schwierigkeiten, die den Einigungsbestrebungen im Laufe des verflossenen Jahrhunderts entgegenstanden und nur durch Blut und Eisen überwunden werden konnten.