1932 | 3º Jahresbericht – Colegio Alemán Incorporado Burmeister


Dritter Jahresbericht des „Colegio Alemán Incorporado Burmeister”.

Bericht des Verwaltungsrates.

Im Berichtsjahre setzte sich der Verwaltungsrat zusammen aus den Herren: G. Kammann, R. W. Staudt, E. Degenhardt von der deutschen Schulvereinigung; G. Schachmann, von Esch und Dr. C. Meier vom Deutschen Schulverein Buenos Aires.

Herr R. W. Staudt wurde während seiner Abwesenheit von Herrn L. Koennecke vertreten.

Den Vorsitz im Verwaltungsrat führte Herr Kammann von der Deutschen Schulvereinigung, daher fiel satzungsgemäß das Amt des Kassenwartes dem Deutschen Schulverein Buenos Aires zu und wurde von Herrn Dr. C. Meier und in Vertretung von Herrn E. Degenhardt übernommen.

Zu Rechnungsprüfern wurden die Herren P. Eichholz und G. Rose bestellt.

In 11 Sitzungen wurden während des laufenden Geschäftsjahres die Schulangelegenheiten vom Verwaltungsrat zur Erledigung ge­bracht.

Trotz der Schwere der Zeiten ist auch in diesem Jahre eine wei­tere erfreuliche Zunahme an deutschen Schülern zu verzeichnen. Von den 185 eingeschriebenen Schülern und Schülerinnen waren 125 rein deutscher Abstammung.

Das finanzielle Ergebnis des Berichtsjahres ist aus nachstehender Bilanz ersichtlich. Die Schwere der Zeit drückte sich in weitgehendstem Maße in den vielen Ermäßigungsgesuchen aus, die uns zu An­fang des Schuljahres zugingen. Wir sind diesen soweit es möglich war entgegengekommen. Die Gesamtsummen der Ermäßigungen betrug $ 7090.—.

Der Fehlbetrag des Jahres beträgt 2774.66, welcher je zur Hälfte von den beiden Schulvereinen getragen wird.

Zum ersten Male wagten wir uns in diesem Jahre mit einem eigenen Schulfest an die Öffentlichkeit. In den prächtigen Räumen des Deutschen Klubs entwickelte sich am Abend des 9. Juli ein lebhaftes und farbenfrisches Bild gesellschaftlichen Lebens und Treibens. Das Fest war überaus stark besucht und bedeutete für uns ein erfreuliches Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung des Institutes von Seiten weitester Kreise. Dementsprechend war auch der finanzielle Erfolg gut und übertraf unsere Erwartungen.

Besonderer Dank gebührt dem Vorstand des Deutschen Klubs, der in entgegenkommender Weise die Räume zu ermäßigtem Preise zur Verfügung stellte und durch Preisermäßigung für die Getränke uns auch finanziell unterstützt hat.

Herzlichst sei auch noch einmal an dieser Stelle den deutschen Firmen gedankt, die durch Stiftungen und Geschenke für die Verlo­sung mit zum Erfolge beigetragen haben.

Das Jahresschluss Fest wurde am 17. Dezember in den Räumen der Goetheschule veranstaltet, brachte aber leider infolge der bekannten politischen Maßnahmen der Regierung nicht den erhofften Erfolg.

Vom Verwaltungsrat wurden auch während des Jahres die Bestrebungen fortgesetzt, alle größeren deutschen Schulen in Buenos Aires für das Kolleg zu interessieren, um einen schon früher gefassten Gedanken zu verwirklichen, das Burmeister-Kolleg zu einem Spitzeninstitut nach argentinischem Lehrplan für alle die deutschen Schulen zu machen, die mit dem Examen des 6. Grades abschließen.

Als erste Anstalt gab die Humboldtschule ihr Interesse für das Kolleg zu erkennen, indem sie sich als unterstützendes Mitglied mit einem festen Jahresbeitrag anschloss.

Verhandlungen in gleicher Richtung mit der Germaniaschule werden zur Zeit geführt und es steht zu erwarten, dass auch diese Anstalt mit dem neuen Schuljahr dem Burmeisterkolleg als Mitglied beitritt.

Eine Zusammenkunft des Verwaltungsrates und des Lehrkörpers des Kollegs fand am 18. November im Deutschen Klub statt, um in gemeinsamer Aussprache und Beratung Fragen, die eine ersprießliche Arbeit gewährleisten sollen, zu behandeln. Für die Entwicklung des jungen Institutes ist es wichtig, alle Faktoren, die dafür verantwortlich sind, zu Rate zu ziehen und ist der Verwaltungsrat dankbar für die Anregungen, die ihm von Seiten der Lehrerschaft gemacht worden sind.

Nach einer kurzen Begrüßungsansprache des Präsidenten, Herrn H. Kammann, eröffnet der Direktor der Anstalt, Herr Dr. C. Ernst, die Reihe der Vorträge, indem er auf die im Laufe des Jahres ge­leistete Arbeit hinwies und die bisherige Entwicklung des Kollegs schilderte. Herr Studienrat Johannes Franze berichtete dann in längeren Ausführungen über die Stellung des Deutsch-Unterrichts im Burmeister-Kolleg. Wir lassen diese Ausführungen folgen, da sie gleichzeitig ein getreues Bild der Arbeit der Deutschlehrer gibt. In seinen Ausführungen sind auch die Erfahrungen enthalten, die der Lehrer der B.-Abteilungen, Herr Prof. G. M. E. Bennewitz gesam­melt hat.

Herr Franze behandelte zunächst die Geschichte und die ver­schiedenen Beurteilungen des deutschen Lehrplanes, der von hervorragenden Persönlichkeiten des deutschen Schullebens begutachtet worden ist und erklärte dann, dass in ihm sowohl die kulturell-philosophische wie die naturwissenschaftlich-biologische Seite gleichmäßig betont würde. Die Schwierigkeiten des Deutsch-Unterrichts liegen darin, dass der Deutschlehrer ganz auf die freiwillige Mitarbeit des Schülers angewiesen ist, weil keinerlei offizielle Prüfungen der argentinischen Behörden als Zwangsmittel zur Verfügung stehen. Dann ging der Vortragende näher auf die Einteilung in A-, B-, C- Abteilungen ein und schilderte das Anfangsniveau, welches die von den deutschen Schulen kommende Schüler im Deutsch-Unterricht bei Beginn des Primer Año gewöhnlich aufweisen. Die ganz allgemein vorhandenen Fehlerquellen (mangelnde Rechtschreibung be­sonders im Gebrauch der großen und kleinen Anfangsbuchstaben, mangelnde Zeichensetzung und starke Beimischung von Argentinismen im Deutschen) könnte man durch direkte Aussprache mit den Leitern der deutschen Schulen in Buenos Aires beheben.

Das Ziel des Unterrichts sei die Schärfung des Sprachgefühls, nicht das mechanische Pauken von Grammatik- und Rechtschreibung-Regeln. Daher sei der Unterricht so interessant wie möglich zu gestalten. Die Heranziehung des Laienspieles (Aufführung des „Peter Squenz“ durch das Segundo Año) sei ein solcher Versuch, den Deutsch-Unterricht lebendig zu machen, aber auch der im Lehrplan genannte Unterrichtsstoff biete unendliche Möglichkeiten, durch Anspannung der verschiedensten Interessen der Schüler das Sprach­gefühl zu stärken und aus den Alltagsbegriffen die für das Verständnis wissenschaftlicher Literatur notwendigen Abstrakt Begriffe heran­zubilden. Voraussetzung ist allerdings, dass der Deutsch-Unterricht innerhalb jedes Jahrgangs in einer Hand liegt, was bisher noch nicht überall der Fall war.

Im Namen von Prof. Bennewitz, der den Unterricht im Segundo Año B. übernommen hatte, wurden dann die Schwierigkeiten des Deutsch-Unterrichts bei schwächeren Schülern geschildert. In diesen Abteilungen ist das Anfangsniveau sehr tief. Trotzdem muss auch hier als Ziel bleiben, den Schüler zum Verständnis wissenschaftlicher deutscher Lektüre zu bringen und der Unterricht muss stets eine humanistische Färbung bewahren, darf nie auf Elementargebiete herabsinken. Als einzige Lektüre empfiehlt sich hier die kurze span­nende Erzählung; der übrige Lehrstoff muss diktiert werden, während anderseits gerade Aufsatzübungen unbedingt nötig sind, die den Wortschatz viel mehr vermehren als bloße Diktate.

Besondere Schwierigkeiten verursacht der Deutschunterricht in den A- und B- Abteilungen des vierten und fünften Año, der aller­dings dann leichter zu lösen sein wird, wenn die im Burmeister-Kolleg von Anfang an herangezogenen Schülergenerationen in diese Klasse aufgestiegen sind. Hier wird es nötig sein, besondere Uebersetzungs-übungen aus schwereren wissenschaftlichen Texten aus der deut­schen Sprache ins Spanische einzufügen, da verschiedene Fakultäten der argentinischen Universitäten das Deutsche als Wahlfach neben Französisch, Englisch und Italienisch bei Übersetzungen in der Ingreso-Prüfung stellen. Eine Hauptforderung ist die, daß der Deutsch-Unterricht in diesen Jahrgängen an Stelle des Italienischen tritt, das heißt, dass er vom Ministerium amtlich als Lehrfach aner­kannt wird, während das Italienische aus dem Lehrplan auszumerzen ist, das für die künftige wissenschaftliche Betätigung der Schüler keinen Wert besitzt. Verhandlungen sind in diesem Sinne angebahnt. Von ihrem Erfolg wird sehr viel für die Entwicklung des Burmeister-Kolleg abhängen.

Ferner ist notwendig, die Einrichtung eines deutschen Bibliotheks- und Unterrichtszimmers, mit Lichtbilderapparat, Schmalfilm­kino und Konzertviktrola (um Musikstücke aus deutschen Opern, vor allem aus Richard Wagners Werken sowie um deutsche Sprachplat­ten zu spielen), während das Lichtbild und der Film zur Veranschaulichung Deutschlands als Kultur- und Industrieland dienen soll, wie das in der Praxis schon durchgeführt worden ist.

Dann ist notwendig die Verteilung von Prämien (meist Bücher) an Schüler, die besonders gut im Deutschen waren. Dringend not­wendig ist die Schaffung einer besonderen Bibliothek in deutscher Sprache, deren Bestände ausgeliehen werden, um dem Schüler ein möglichst intensives Verhältnis zu deutscher Kultur zu ermöglichen. Die Lektüre nicht nur wissenschaftlicher und schöngeistiger Werke, sondern auch wissenschaftlicher Zeitschriften wäre eine wünschens­werte Unterstützung des Deutsch-Unterrichts.

Der Deutsch-Unterricht darf nicht isoliert dastehen, sondern methodisch muss er mit allen ändern Fächern des Burmeister-Kollegs übereinstimmen. Insofern müsste der Deutsch-Unterricht, da er methodisch befruchtend auf die übrigen Disziplinen wirken kann, in seiner Gliederung vorbildlich werden für den gesamten Unterrichtsgang. Symptomatisch für die sich allmählich einbürgernde Änderung in der Methodik, auch der spanischen Fächer, ist das zuneh­mende Nachlassen des Bolilla-Paukens, an dessen Stelle ein mehr logisches Begreifen der Stoffproblme tritt. Nicht die Entdeutschung des Burmeister-Kollegs, sondern die innere Eindeutschung der Un­terrichtsmethodik ist das Ziel aller unterrichtlichen Arbeit am Burmeister-Kolleg.

Von den argentinischen Herren des Lehrkörpers griffen in die Diskussion ein resp. hielten Vorträge die Herren Dr. R. Cadelago, Herr Alfredo Rossi, Herr Luis Arena, Herr Dr. Romeo Parachü, die einige Anregungen gaben betreffs weiterer Anschaffung von Unter­richtsmaterial für den mathemathisch naturwissenschaftlichen Un­terricht und für den geographischen und historischen Unterricht. Besonders hervorgehoben werden muß der Vorschlag des Professors für Spanisch und spanische Literatur Herrn Dr. F. Estrella Gutierrez: Am Kolleg eine Bibliothek einzurichten, aus der die Schüler Bücher entleihen können. Es müsse aber auch ein Bibliotheks-Raum ge­schaffen werden, in dem die Schüler selbst ihre Studien treiben können und wo Zeitschriften der verschiedensten Sprachen ausliegen. Ferner schlug er die Herausgabe einer zweimal im Jahre erscheinenden Publikation des Burmeister-Kollegs vor als geeignetes Propa­gandaorgan, in welchem zuerst die Arbeiten des Kollegs veröffentlicht werden; ferner sollten Übersetzungen von neuerschienenen wissen­schaftlichen Arbeiten deutscher Gelehrter abgedruckt werden, die von Schülern des Burmeister-Kollegs ins Spanische Übertragen wurden.

Nach Schluss der Vorträge und eingehender Aussprache dankte der Vorsitzende im Namen des Verwaltungsrates und versprach, soweit es die bescheidenen Mittel, über die das Kolleg verfügt, zulassen, den Wünschen der Lehrerschaft nachzukommen.

Der Verwaltungsausschuß erlaubt sich daher auch an dieser Stelle an alle Freunde und Gönner des Burmeisterkollegs die Bitte zu richten, bei der Anschaffung des so dringlich benötigten Bibliothek-materials mitzuhelfen, durch Überweisung von Büchern, deut­schen und fremdsprachlichen, sowie geeigneten Zeitschriften.

Wir möchten diesen Bericht nicht schließen, ohne der Schullei­tung und dem Lehrkörper für die im Berichtsjahre geleistete erfolgreiche Arbeit die verdiente Anerkennung auszusprechen und zu danken.

Der Verwaltungsrat

H. Kammann, Vorsitzender; Dr. C. Meier, Kassenwart;

R. W. Staudt, E. Degenhardt, G. Schachmann, von Esch

Beisitzer; Dr. C. Ernst, Direktor.