1926 | 83º Jahresbericht – Germania-Schule


Geleitwort

Auch in dem verflossenen Jahr hat die Germania – Schule es sich angelegen sein lassen, den guten Ruf zu bewahren, den sie sich in langjähriger, gewissenhafter Bemühung um ihre Zöglinge erworben hat. Dass ihr dieses vollauf gelungen ist, bezeugt am besten der günstige Ausfall der Prüflingen, welche ihre Schüler vor fremden, wenngleich der Anstalt befreundeten Behörden abgelegt haben. Das Examen General de Enseñaanza Primaria haben sämtliche Schüler (25) der Tertia sowie sämtliche Schülerinnen (10) der zweiten Mädchenklasse bestanden. Von den Schülern der Sekunda, die dem Primer año des Colegio Nacional inkorporiert waren, Unterzogen sich 10 der Prüfung und erzielten das Durchschnittszeugnis 5,5 (die Zeugnisse haben den Spielraum 0 bis 10, wobei 0 die niedrigste Note ist und 4 als genügend gilt.) Die 3 Primaner, die sich zur Prüfung des Segundo año meldeten, erhielten das Durchschnittszeugnis 7.5. Ferner ist die deutsche Schlussprüfung, die zum Eintritt in die Obersekunda einer deutschen Oberrealschule berechtigt, von sämtlichen 4 Primanern mit Erfolg abgelegt.

Der Lehrkörper glaubt auf dieses günstige Ergebnis der inneren Arbeit der Anstalt umso mehr hinweisen zu dürfen, da in dem Berichtsjahre ihre äußeren Geschicke durch bedeutsame Ereignisse tief beeinflusst sind. Im April begab sich der Leiter der Anstalt, Herr Dr. W. Buge, nach Deutschland, um Linderung für ein altes Herzleiden zu suchen. Er war kaum in seiner Heimatstadt Hamburg angekommen, als er am 23. Mai durch den Tod abberufen wurde. Seine hervorragenden Verdienste um die Germania-Schule werden an späterer Stelle ausführlich geschildert werden. Seit seiner Beurlaubung bis zum Schluss des Jahres hat der amtsälteste Oberlehrer, Herr A. Jatho, als stellvertretender Direktor die Schule geleitet;

Von hervorragender Bedeutung für die Anstalt ist es, dass eine wichtige Frage, welche seit längerer Zeit für den Schulvorstand Anlass ernstlicher Besorgnisse war, zu einer Lösung geführt wurde. Als die Schule im Jahre 1903 in das Gebäude einzog, das sie heute inne hat, lag dieses im Kern der deutschen Kolonie, und die Anstalt hatte daher einen natürlichen und lebhaften Zufluss deutscher Schüler. Seitdem hat sich aber das Stadtbild von Buenos Aires außerordentlich geändert. Weit draußen sind große Villenstädte aufgeblüht, in denen sich die Mehrzahl unserer Landsleute niedergelassen hat. In den neuen Bevölkerungszentren sind sechs neue deutsche Schulen entstanden, welche die deutsche

Schuljugend der Umgebung an sich gezogen haben. Dies verursachte eine merkliche Schmälerung der Schülerzahl der Germania-Schule. Aber nicht nur der letzteren erwuchsen hieraus finanzielle Schwierigkeiten, sondern die Unterhaltungskosten der zahlreichen Lehranstalten stellten im Laufe der Jahre immer größere Ansprüche an die Kolonie, und immer allgemeiner wurde die Erkenntnis, dass, wenn auch eine Aufspaltung des Unterrichtsbetriebes für die unteren Klassen dringend geboten sei, es aus Sparsamkeitsgründen nicht weniger notwendig sei, die größeren Schüler an einigen wenigen Sammelpunkten gemeinsam zu unterrichten. Unter diesem Gesichtspunkt fand am 29. Oktober eine außerordentliche Generalversammlung des Schulvereins der Germania-Schule statt, welche den Schulvorstand ermächtigte, mit einer der übrigen deutschen Schulen zum Zwecke der Verschmelzung beider Anstalten Verhandlungen anzuknüpfen. Zugleich wurde hierfür die Belgrano-Schule vorgeschlagen. Nachdem die beiden Schulvorstände sich über den Zusammenschluss geeinigt hatten, wurde dieser auch durch die Generalversammlung der Belgrano-Schule vom 28. Dezember bestätigt. Demzufolge sind die Germania-Schule und die Belgrano-Schule vom 1. Januar 1927 ab unter gemeinsame Verwaltung getreten. Zum Leiter beider Anstalten ist Herr Dr. W. Keiper, zum stellvertretenden Leiter der Germania-Schule Herr Oberlehrer Wilfert ernannt worden. Hiermit ist die Zusammenfassung des deutschen Schulwesens am La Plata in bedeutsamer Weise eingeleitet worden. Mögen sich die daran geknüpften Hoffnungen erfüllen und eine weitgreifende Auswirkung haben.

Die Verschmelzung der Germania-Schule mit der Belgrano-Sehule ist so zu verstehen, dass beide Anstalten in ihren Gebäuden mit ihrem Bestand an Schülern und Lehrern weitergeführt werden. Auf der Unter- und Mittelstufe sollen ihre Lehrpläne möglichst ausgeglichen werden. Auf der Oberstufe wird die Belgrano-Schule als deutsche Oberrealschule das Lehrziel der letzteren in den Vordergrund stellen, die Germania-Schule dagegen als dem National-Kolleg inkorporierte Anstalt ihr Programm tunlichst dem Lehrplan der argentinischen höheren Schulen anpassen. Es erübrigt sich hinzuzufügen, dass die Germania-Schule auch auf der Oberstufe den Unterricht in den deutschnationalen Fächern nach Möglichkeit pflegen wird, wie es andererseits die Belgrano-Schule nicht versäumen kann, die Schüler ihrer Oberstufe als alumnos libres für die Prüfungen am National-Kolleg vorzubereiten.

Schenkungen.

Von der Gesandtschaft erhielt die Germania-Schule mehrere Bücher für die Schülerbibliothek; ferner für Prämienzwecke das Werk: Deutschland, in Vergangenheit und Gegenwart, welches dem Primaner Ernst Türk bei der Schlussfeier überreicht wurde. Für diese Bücher dankt die Schule herzlichst.

Das hervorragende Wohlwollen, welches Frau Konsul E. Staudt, der Germania-Schule stets bewiesen hat, fand in diesem Jahr erneut Ausdruck in einer Schenkung auserwählter Bücher für die Schülerbibliothek der Anstalt. Benachrichtigt, dass die Schülerbibliothek ergänzungsbedürftig sei, überwies Frau Konsul Staudt von Berlin aus an die Schule, 31 Bücher, in gleichmäßigen dauerhaften Einbänden. Auen ihre Schwiegertochter, Frau E. Staudt, Buenos Aires, gedachte freundlichst der Anstalt, indem sie der Lehrerbibliothek eine schöne Ausgabe des Kampfes von Rom von Felix Dahn zum Geschenk machte. Für die Lehrerbibliothek konnten größere Neuanschaffungen gemacht werden, da sowohl der Schulvorstand zu diesem Zweck eine namhafte Summe auswarf, und ferner am Schlussfest eine längst bewährte Freundin der Anstalt, uns $ 100 m/n zukommen ließ. Das Lehrerkollegium fühlt sich den freundlichen Spendern zu besonderem Dank verpflichtet.

An Schenkungen hat die Schule ferner erhalten von:

Herrn H. von Bernard 1.000.-

Emilio Schroeder 100.-

Von folgenden Firmen wurden der Schule die Schuldscheine geschenkt :

Norddeutscher Lloyd 5.000.-

Hansa Linie 2.500.-

Familie Tjarks 500.-

Deutsches Hospital 3.636.36

Mit Nachlass

Deutsche Wohltätigkeitsgesellschaft,

Frau Schoon und Pugantell 1.542.05

Allgemein: $ 14.278.41

Auch für diese Gaben spricht die Schule den herzlichsten Dank aus.

Der Schulvorstand.

Die ordentliche Generalversammlung der Germania-Schule fand am 29. März statt. Es waren 33 stimmberechtigte Mitglieder vertreten. Herr Carl Zitzke leitete die Versammlung. Die Punkte der Tagesordnung wurden glatt erledigt. Sodann sprach der Vorsitzende über die Verdienste des im Monat Januar verschiedenen Vorstandsmitgliedes Herrn Heinrich Wirth, zu dessen Uhren die-Versammlung sich von ihren Sitzen erhob.

Nach einstimmiger Billigung des Berichtes und der Rechnungsablage des Jahres 3925 wurden die auf der Tagesordnung stehenden Ergänzungswahlen vollzogen.

Nach den Ergänzungswahlen setzte sich der Schulvorstand wie folgt zusammen:

Richard Staudt, Vorsitzender.

Carl Zitzke, 3. stellvertretender Vorsitzender.

Edmund Hermann, 2. stellvertretender Vorsitzender.

Erich Sommer, Schriftführer.

Otto Helbig, stellvertretender Schriftführer.

Paul EichhoLz, Kassenführer.

Ernst Eichel, stellvertretender Kassenführer.

Maurieio Kinbaum, Hauswart.

Albert Fehrmann, Walter Hinekeldeyn, Alfred Kraenzlein, Erwin Pallavicini, Gustavo Schmidt, Emil Trein, Hermann Türk, Beisitzer.

Dr. W. Rüge, Direktor.

Alfred Jatho, stellvertretender Direktor.