1918 | Schulbau Germanischer Schulverein Belgrano – Germania-Schule


Der Vorstand des Germanischen Schulvereins Belgrano (Monroe-Schule) wurde durch die Haupt-Versammlung beauftragt, die Einzelheiten der Streitfrage zu veröffentlichen, die sich betreffs des Projektes eines

Schulhausbaues

aus einem früheren Übereinkommen mit dem Vorstande der Germania-Schule entwickelt hatte.

Wir sind uns dessen bewusst, dass gegen eine Veröffentlichung zweifellos gewichtige Gründe vorliegen und haben die Angelegenheit einer eingehenden, ernsthaften Beratung unterzogen. Aber unsere Bedenken mussten schwinden, als wir sahen, dass die Deutsche Evangelische Gemeinde uns in ihrem Rechnungsausweis für 1917 als Schuldner mit $ 182.81, unserem Ermessen nach völlig widerrechtlich und trotz unserer formellen früheren Proteste aufführte. Die Notwendigkeit, Klarheit zu schaffen und öffentlich gegen dieses Vorgehen Verwahrung einzulegen, ergibt sich aus unserer eigenen Verantwortlichkeit unseren Mitgliedern und hauptsächlich unseren Gönnern gegenüber, die jahraus jahrein uns treulich mit ihren zum Teil beträchtlichen Unterstützungen beistehen, und die berechtigt sind zu wissen, wie die Gelder verwendet werden, die sie den Schulen anvertrauen. Es ist in höchstem Grade betrübend, dass in diesen schweren Zeiten die Flucht in die, wenn auch beschränkte, Öffentlichkeit als einziger Ausweg bleibt. Wir wollen aber noch einmal betonen, dass wir jede Verantwortung dieserhalb zurückweisen, da wir unsererseits keine Schritte unversucht Hessen, dieses Äußerste zu vermeiden.

Unsere Freunde, denen diese Schrift zugeht, werden gebeten, die Angelegenheit vertraulich zu behandeln. Die Schrift ist in einer beschränkten Anzahl von Exemplaren gedruckt, die nummeriert und persönlich zugestellt werden.

Wir beabsichtigen nicht, die Einigkeit zu stören, aber wir betrachten es als unsere Pflicht, von unserem Tun Rechenschaft abzulegen, und so sollen die nachstehenden Erläuterungen im Anschluss an den Beschluss der Haupt-Versammlung, dazu dienen, unseren Freunden und Gönnern genaue Einsicht zu verschaffen, wie seinerzeit das Abkommen mit der Germania-Schule zustande kam, wie sich die Sachlage nach und nach entwickelte, und wie es schliesslich bedauerlicherweise unumgänglich nötig war, dasselbe als aufgehoben zu erklären.

Während des Schuljahres 1913 war die Schülerzahl der Monroe-Schule so stark gewachsen (der Jahresbericht 1913 zeigt 211 Schüler), dass die vorhandenen Räumlichkeiten nicht mehr genügten. Es musste ein grösseres Gebäude gesucht werden. Alle Anstrengungen schlugen fehl. Man griff zu dem Aushilfsmittel und mietete ein zweites Gebäude dazu — das weit abgelegen war. Die sich aus einer solchen Kombination ergebenden Missstände sind selbst für jeden Laien in die Augen springend. Auf der weiteren Suche nach Abhilfe fanden wir schliesslich Entgegenkommen und Verständnis bei den Leitern der Germania-Schule. — Die damals eingeleiteten Verhandlungen führten bald zu dem unter No. 1 erwähnten Abkommen. — Die darin enthaltenen harten Bedingungen wurden von uns deshalb anstandslos angenommen, weil nicht wir, sondern die Germania-Schule ein Risiko übernahm, das wir als die Jüngeren der älteren Schwesteranstalt in jeder Weise erleichtern zu müssen glaubten, und letzten Endes war es doch gleichgültig, wer das gute Werk für die bedürftige Schuljugend ausführte. Die Hauptsache war, dass es zustande kam. — Da durfte es von unserer Seite den Erfahreneren gegenüber keine Bedenken geben. Zudem zeigte es sich bei den Vorverhandlungen, dass unsere damaligen Freunde ein viel grosszügigeres Projekt im Auge hatten, als wir es uns je erlaubt hätten auszudenken. Unsere Einwürfe, eine solch grosse Sache könnte unsere Finanzkraft übersteigen, wurden mit der beruhigenden Versicherung erledigt, dass wir uns darüber keine Kopfschmerzen zu machen brauchten, die Germania-Schule stünde immer hinter uns. — Die bis zur Vollendung des Baues anderweitig bezahlte Miete sollte als Grundstock für den Zinsendienst gelten.

Die Germania-Schule kaufte alsbald ein grösseres Grundstück, dessen Vorderseite für eine Kirche, das rückliegende Gelände für die Schule bestimmt war. Dementsprechend wurden Baupläne angefertigt, und der Bau sollte bis zum neuen Schuljahre 1915 fertig sein. — Da brach der Krieg aus, und sofort sistierte der Vorsitzende der Germania-Schule selbständig und ohne zu fragen den Bau, trotzdem der Germanische Schulverein die $ 10 000.- laut Abkommen pünktlich abgeliefert hatte. Die von dem Vorsitzenden des Germanischen Schulvereins wiederholt gemachten Einwendungen wurden unter dem Hinweis abgeschlagen, dass man später um so Besseres machen könne.

Anfang Januar 1915 (der Germanische Schulverein fühlte sich noch wie ein Sohn vor dem Vater) bekamen wir eine Zinsverrechnung, und zwar für das ganze Grundstück. Der Germanische Schulverein, stark alarmiert, schrieb, zwar sehr höflich, jedoch keinen Zweifel lassend, dass seine Auffassung eine andere sei (Beilage No. 2), und dass er keine Zinsen auf ein leeres Terrain bezahlen könne noch dürfe. Eine schriftliche Antwort traf darauf nicht ein, dagegen wurde mündlich erklärt, dass dieses lediglich vorläufig buchhalterisch aufzufassen sei. — Von dieser Zeit an unterliess es der Vorstand des Germanischen Schulvereins nicht, bei jeder Gelegenheit auf die Finanzgefahren hinzuweisen, ja sogar diesbezüglich neue Wege vorzuschlagen (siehe Beilagen No. 3—6); doch alles vergebens.

Als dem Germanischen Schulverein dann gar aus politischen Gründen das eine Gebäude gekündigt wurde (Beilagen 7 und 8), war es notwendig, endlich klar zu sehen, und man erbat von der Germania-Schule eine Meinungsäusserung, die dann auch schriftlich eintraf (siehe Beilage No. 9). Weit-entfernt davon,, das frühere Verständnis zu zeigen, war dasselbe in einem so eigenartigen Tone abgefasst und die ganze Angelegenheit so gedreht, als habe die Germania-Schule durch einen Grundstück-kauf ihr Abkommen mit uns erfüllt, hingegen lediglich der Germanische Schulverein gegen dasselbe gefehlt, weil er auf das Grundstück der Germania-Schule keine Zinsen bezahlt habe. Das war eine so offensichtliche Entstellung des Zweckes unserer ganzen Abmachungen, dass wir von nun an an einem ernsten und guten Willen der Leitung der Germania-Schule zweifeln mussten. Jeder Unvoreingenommene muss sich sagen, dass es sich für den Germanischen Schulverein nicht um die Anschaffung eines leeren Grundstückes handeln konnte noch durfte. Es mussten sich folglich alle Abmachungen um ein Schulhaus drehen. Der Kauf des Grundstückes konnte nur Mittel zum Zwecke sein. Das Abkommen als solches — selbst wenn mündliche Absprachen nicht stattgefunden hätten — konnte sich nur auf die Verpflichtungen des Germanischen Schulvereins der Germania-Schule gegenüber nach Übernahme des Schulgebäudes beziehen. Vorher gab es nur eine moralische Pflicht für denselben: „Das Schulhaus, welches für ihn eigens gebaut wurde, auch wirklich zu beziehen!” Daher ganz allein die vorherige Zeichnung des Abkommens und daher ganz allein die Ablieferung der $ 10 000.-.

Wir beantworteten jenen Brief laut Beilage No. 10 und, da uns kein anderes Mittel blieb, legten wir einige Zeit später die Angelegenheit, in Abwesenheit eines deutschen Gesandten, dem von der Kolonie gewählten Vertrauensmänner-Kollegium vor; in der Meinung, dass dasselbe nicht nur berechtigt, sondern sehr wohl berufen war, gerade diese interne Angelegenheit mit Sachkenntnis zu beurteilen und zu entscheiden. — (Beilage No. 11.)

Leider wurde aber wider Erwarten diese Körperschaft von der Germania-Schule nicht anerkannt (siehe Beilagen No. 12—14) und so sahen wir uns dann gezwungen, einstweilen das ganze Verhältnis zu brechen (Beilagen No. 15—19), um unsere Bewegungsfreiheit wieder zu erlangen, während wir anderenteils durch das unglaubliche Verhalten der Germania-Schule eben warten müssen, bis die Verbindungen mit der Heimat wieder hergestellt sind, um die weiteren Schritte zur Rückerstattung der von uns ausgekehrten $ 10 000.- zu unternehmen.

Der Vorstand des

Germanischen Schulvereins Belgrano

Beilage No. 1.

Abkommen mit der Germania Schule

Die Germania Schule, unter Vorbehalt der Billigung dieses Abkommens durch die Deutsche Evangelische Gemeinde, einerseits und der Germanische Schulverein in Belgrano anderseits, schliessen einen Vertrag auf folgender Grundlage;

A. Finanzen betreffend.

1. Beide Körperschaften behalten ihre Selbständigkeit und Selbstverwaltung.

2. Der Vorsitzende jeder der beiden Schulen ist zu allen Sitzungen der beiden Körperschaften einzuladen; er hat nur beratende Stimme und kann sich durch ein anderes Vorstandsmitglied seiner Schule in diesen Sitzungen vertreten lassen.

3. Die Germania-Schule, respektive die Deutsche Evangelische Gemeinde in Buenos Aires wird zur Benutzung durch den Germanischen Schulverein in Belgrano ein Grundstück erwerben und darauf ein Schulgebäude errichten; Grundstück und Gebäude bleiben freies Eigentum der Deutschen Evangelischen Gemeinde. Der Germanische Schulverein zahlt baar ä fonds perdu an die Deutsche Evangelische Gemeinde $ 10.000.— (zehntausend) curso legal und ferner in gleicher Weise weitere Barbeträge, welche ihm, wie zu hoffen steht, in Form von Schenkungen für den Schulbau zugehen werden. Der Germanische Schulverein amortisiert das von der Deutschen Evangelischen Gemeinde für Grunderwerb und Schulbau aufzubringende Kapital mit jährlich zwei vom Hundert in gleichen Raten bis zur vollständigen Tilgung, ersetzt der Deutschen Evangelischen Gemeinde die Zinsen für das Kapital, sowie Steuern, Abgaben und sämtliche sonstigen Unkosten für Instandhaltung der Gebäude oder von irgend welcher anderen Art; Zinsen und Amortisation werden vierteljährlich im voraus entrichtet; die übrigen Ausgaben sobald sie entstehen. — Unter der Bedingung, dass der Germanische Schulverein sämtliche Festsetzungen dieses Kontraktes erfüllt, erhält er unkündbar für Schulzwecke die Nutzniessung des Grundstückes nebst Gebäulichkeiten. —

4. Die Germania-Schule wird dem Germanischen Schulverein auch später in allen Finanzfragen ihre moralische Unterstützung nach Kräften zu teil werden lassen.

5. Die Beschaffung der nötigen Geldmittel für die laufenden Ausgaben für Gehälter, Zinsen und Amortisationsdienst, Instandhaltung etc. etc. des Germanischen Schulvereins, sowie die Festsetzung der Gehälter des Leiters, der Lehrer und Beamten der Schule und die Aufwendung für Lehrmittel und dergleichen bleiben ausschliesslich Recht und Pflicht des Germanischen Schulvereins.

B. In schultechnischer Hinsicht.

1. Der jeweilige Direktor der Germania-Schule ist in allen schulischen Beziehungen als Vorgesetzter des Leiters und der Lehrer der Schule des Germanischen Schulvereins anzusehen. Er ist zu jeder Sitzung des Vorstandes des Germanischen Schulvereins einzuladen und hat beratende Stimme ; er kann jederzeit dem Unterricht sowie den Prüfungen beiwohnen.

2. Berufungen gegen das Urteil des Direktors sind beim Schulvorstand des Germanischen Schulvereins zuständig.

3. Gegen das Urteil des Schulvorstandes des Germanischen Schulvereins kann der Direktor in letzter Instanz Berufung an gemeinsame Sitzung beider Vorstände beantragen. Diese ist vom Vorsitzenden der Germania-Schule zu berufen; in dieser gemeinsamen Sitzung müssen von jedem Schulvorstande die gleiche Anzahl Mitglieder anwesend sein; Abstimmung erfolgt durch einfache Stimmenmehrheit.

C. Meinungsverschiedenheiten, die sich aus diesem Vertrag ergeben, unterliegen in letzter Instanz, mit Ausschliessung jeden anderen Rechtsmittels, dem Schiedsspruch des Kaiserlich Deutschen Gesandten in Buenos Aires.

Buenos Aires, 27. März 1914.

Germanischer Schulverein Germania Schule

(gez.) Ant. Pfänner (gez.) Carl Springer (.gez) J. Plate Schriftführer Vorsitzender Vorsitzender

Zusatzartikel:

Nachdem die Deutsche Evangelische Gemeinde nach eigenem freien Ermessen die Schulgebäude fertiggestellt hat und in der Voraussetzung, dass der Germanische Schulverein alle übernommenen Verpflichtungen erfüllt, kann die Deutsche Evangelische Gemeinde spätere Verfügungen über den jetzt zu erwerbenden Grundbesitz nur im Einverständnis mit dem Germanischen Schulverein treffen.

Germanischer Schulverein Belgrano

(gez.) Ant. Pfänner (gez.) Carl Springer

Schriftführer Vorsitzender

Beilage No. 2.

Buenos Aires, den 8. Januar 1915.

An den Vorstand der Germania-Schule

Hier

Wir bestätigen höflichst den Empfang der Zinsverrechnung auf das seiner Zeit durch Ihre freundliche Vermittlung zwecks Baues eines Schulhauses für unsere Schule gekaufte Grundstück und erlauben uns hierzu höflichst zu bemerken, dass wir unter den obwaltenden Umständen, d. h. ohne Schulgebäude auf dem Grundstück, nicht in der Lage sind, noch je sein werden, Zinsen bezahlen zu können. Wir sind der Ansicht, dass unsere Verpflichtungen sich vielmehr lediglich auf eine Art Miete beziehen und erst dann zwingende Form für uns annehmen können, wenn mit dem Baue des für Unsere Schule bestimmten Hauses wirklich begonnen wird.

Wir bitten Sie, sich in unsere Lage versetzen zu wollen und zu bedenken, dass wir, solange kein Schulgebäude auf dem Grundstücke steht,

Germania Schule

(gez)/. Plate Vorsitzender

doch anderweitig Miete entrichten müssen und eine Anhäufung von Zinsen für das Grundstück ohne Schulhaus nur unseren finanziellen Zusammenbruch in kürzester Zeit herbeiführen müsste.

Diese Angelegenheit ist daher für uns recht ernst, und bitten wir Sie daher höflichst, dieselbe eingehend studieren zu wollen, um zu sehen, ob sich nicht ein Modus finden lässt, das Gebäude herzustellen.

Wir begrüssen Sie

freundschaftlichst Germanischer Schulverein Belgrano

(gez.) Carl Springer

Beilage No. 3.

Buenos Aires, den 8. Januar 1917.

An den Vorstand der

Deutschen Gemeinde

zu Händen des Herrn J. Plate

Hier.

Sehr geehrte Herren!

Zu Jahresschluss empfingen wir von unserem Herrn Rektor Heidrich wieder einen Bericht über die allbekannten unhaltbaren Zustände in unserer Schule, deren Dringlichkeit aber erneut so beredt aus demselben spricht, dass wir uns veranlasst sehen, denselben ungeschmälert zu Ihrer Kenntnis zu bringen.

Wenn wir, nach genauem Studium der Raumfrage, nun noch Bezug nehmen auf die uns von Ihnen übersandte Zinsrechnung für das vorhandene Terrain, so drängt sich uns mit Vehemenz die Frage auf, ob es denn doch nicht möglich wäre, Abhilfe zu schaffen; umsomehr als eine Volksschule mit und ohne Abwanderung in Belgrano jederzeit wird bestehen müssen, sollen die nationalen Pflichtaufgaben erfüllt werden.

Nun verstehen wir wohl, dass es schwer sein würde, heute eine geschlossene Summe von etwa $ % 30 000.— (Höchstbetrag zum Bau der Schule) als Hypothek zu finden. Wir möchten daher der Gemeinde die Ausgabe von massig verzinsbaren (6 %) Schuldscheinen (durch Auslosung nach Massgabe vorhandener flüssiger Gelder abzahlbar) vorschlagen, in der Gewissheit, dass dieselbe Aufnahme finden wird, da ja durch die Banken der Zinsendienst regelmässig erfolgen könnte.

Durch Ersparnis der anderen Miete könnten wir den Zinsendienst decken, das Terrain bliebe nicht unproduktiv und der Missstand in unserer Schule wäre behoben. Andernfalls wären die seinerzeit von uns aufgebrachten $ % 10 000.- verloren, falls sie von der Gemeinde nicht zurückerstattet würden; denn wie wir in unserem Ergebenen vom Januar 1915 gezwungen waren, Ihnen mitzuteilen, können wir Zinsen für das leere Terrain unmöglich aufbringen und die Aufhäufung der Zinsen auf dasselbe würde unsere Kraft für alle Zukunft ersticken.

Wir empfehlen uns Ihnen

mit ausgezeichneter Hochachtung

Germanischer Schulverein Belgrano

(gez.) Cäsar Prömmel (gez.) Carl Springer

Schriftführer Vorsitzender

Beilage No. 3a.

Buenos Aires, den 16. Dezember 1916.

An den Vorstand des Germanischen Schulvereins.

Schulräume betreffend.

Die Lokalfrage bleibt und war das ständige Schmerzenskind unserer Schule seit ihrem Bestehen. Wie bekannt, brachte ihr das unerwartete

rasche Anwachsen der Schülerzahl im Jahre 1913, um die Zöglinge räumlich unterzubringen, die Zweiteilung des Schulraumes in zwei räumlich mehrere Quader ausseinanderliegenden Gebäuden — Monroe 3021 und Cramer 2654 — als unliebsames Geschenk mit allen daraus entspringenden Nachteilen für die Schule, die dem Besucher derselben schon bei einer oberflächlichen Besichtigung in die Augen springen, als da sind:

1. Kürzung der Unterrichtszeit für die im Hause Cramer 2654 untergebrachten Klassen 2 und 3 durch den Gang von und zu dem

Mutterhause, Monroe 3021, zu Beginn des Unterrichts und vor und

nach der Hauptpause, in welcher die Kinder den Morgenimbiss in der Schule zu sich nehmen. Eine Änderung darin würde nicht nur die Anstellung einer zweiten Dienstperson zwecks Verabreichung der erwärmten Getränke in dem Hause Cramer erheischen, sondern auch vermehrte Auslagen an Gehalt und insbesondere Um- wie Anbaue im fremden Hause nötig machen und so eine weitere ausserordentliche Belastung des Haushaltes der Schule bedingen.

2. Eine völlige Ausnutzung des im Hause Monroe 3021 untergebrachten Anschauungsmaterials im Interesse des Unterrichts wird für die Klassen 2 und 3 erschwert, ja teilweise zur Unmöglichkeit gemacht. Dass dieses selbst bei dem stetigen Wandern von Haus zu Haus stark leidet und sich rascher abnutzt, ist ein noch eher zu ertragendes Übel.

3. Die dem Leiter der Schule obliegende Überwachung des Unterrichts kann in den Klassen 2 und 3 im Hause Cramer ohne Schädigung des Unterrichtes in den demselben anvertrauten kombinierten Klassen 5 und 6 nicht statthaben, wie folgende kurze Betrachtung ergibt:

Will der als Lehrer vollbeschäftigte Schulleiter — Stundenzahl 30 wöchentlich — der Klasse 2 oder 3 im Hause Cramer einen Besuch abstatten, so erfordert die Vorbereitung der Themata zur schriftlichen Beschäftigung der Klassen 5 und 6 während seiner Abwesenheit zum mindesten einen Zeitraum von 20 bis 25 Minuten, die mit dem Zeitverlust von mehr als 5 Minuten für den Gang nach Haus Cramer 2654 mehr als die Hälfte der verflossenen Kurzstunde ergeben, sodass, um einer ganzen Stunde dem Unterrichte in einer dieser beiden Klassen beiwohnen zu können, zwei Stunden dem mündlichen Unterrichte in Klassen 5 und 6 verloren gehen, dies also notgedrungen zur Beschränkung der Besuche auf das Mindestmass in den entlegenen Klassen führen muss, will er selbst mit den Leistungen in den unter erschwerten Umständen arbeitenden Klassen 5 und 6 nicht zurückstehen. Um seine Klassen auf der Höhe halten zu können, sieht er sich genötigt, Mängel an dem Prinzip der Einheitlichkeit und Gleichmässigkeit des Unterrichtes ertragen zu müssen.

Lasten diese Verhältnisse, während der verflossenen 4 Jahre, wie ein Albdruck auf der Schule, ihre Entwicklung hindernd, so müssen die beschränkten Raumverhältnisse im Hause Cramer im Laufe des kommenden Schuljahres zur unbarmherzigen Erdrosselung der Schule führen, falls von zuständiger Seite keine Schritte zur Abhilfe unternommen werden. Die Räume im Hause Cramer haben Platz für 30—32 Schüler. Besondere Umstände zwangen den Leiter in Klasse 2 mehr als genannte aufzunehmen, da mehrmonatliches Fehlen einzelner Schüler, wie auch das liebenswürdige Überlassen des Sitzes am Pulte seitens des Lehrers bei schriftlichen Arbeiten in der Klasse einigermassen Abhilfe schufen. Im kommenden Schuljahre werden die Verhältnisse sich noch mehr zu Ungunsten des Raumes entwickeln.

Von verschiedenen Seiten ergangene Anfragen um Aufnahme in die Schule für das kommende Jahr konnten vom Leiter unter den gegebenen Verhältnissen nicht beantwortet werden, da es sich um Aufnahmen in die

2. und 3. schon überfüllte Klassen handelte, und belief sich die Zahl der im eben verflossenen Schuljahr wegen Raummangel zurückgestellten Kinder auf 5, so steht zu befürchten, dass zum Schaden der Schule und der deutschen Siedlung diese Zahl im kommenden Jahre bei weitem überschritten werden wird. Hier ist eine rasche, entschlossene Handlung zur Besserung dieser ungesunden Verhältnisse dringend nötig.

gez. A. Heidrich.

Beilage No. 4.

Buenos Aires, den 5. März 1917.

An den Vorstand der

Deutschen Gemeinde

zu Händen des Herrn J. Plate

Hier

Sehr geehrte Herren:

In Ergänzung unseres Ergebenen vom 8. Januar ds. Js. teilen wir Ihnen höflichst mit, dass nach der am 21. vor. Mts. erfolgten Eröffnung unserer Schule, dieselbe heute, am 5. März, von 172 Schülern besucht wird. Diese Zahl setzt sich wie folgt zusammen:

1. Klasse 41 Schüler

2. Klasse 34

3. Klasse 35

4. und 5. Klasse (kombiniert) 43

6. Klasse 19

Durch Einstellung weiterer Schulbänke in den Klassen I, II und III und unter wesentlicher Einschränkung des für die unterrichtenden Lehrkräfte bestimmten Raumes war es möglich, diese Anzahl Schüler unterzubringen; jedoch sind wir gezwungen, weitere Neuanmeldungen wegen Platzmangels zurückzuweisen.

Es sind durch diesen Andrang nunmehr Verhältnisse geschaffen, die auf die Dauer unhaltbar sind und unsere Schule auch gegebenenfalls in einen Konflikt mit der zuständigen Behörde bringen können. Die Klassen I, II lind III sind überfüllt, und die Räume stehen nicht im Verhältnis zu der in denselben untergebrachten Anzahl von Zöglingen. Eine räumliche Trennung der Klassen IV und V ist bei der Anzahl von 43 Kindern unumgänglich nötig.

Wir würden es mit Freuden begrüssen, wenn Sie sich durch eine Abordnung Ihres sehr geschätzten Vorstandes überzeugen wollten, wie sehr es notwendig erscheint, für diese ungünstigen Verhältnisse Rat zu schaffen.

Wir schreiben Ihnen dieses in der Überzeugung, einen Teil des grossen Schulwesens zu bilden, als dessen oberste Behörde wir Sie gern betrachten möchten.

Wir begrüssen Sie

mit vorzüglicher Hochachtung

Germanischer Schülerverein Belgrano (gez.) Cäsar Prömmel (ge/.) P. Bertzbach

Schriftführer II. Vorsitzender

Beilage No. 5.

Buenos Aires, 9 März 1917.

An den Vorstand des

Germanischen Schulvereins Belgrano

zu Händen des Herrn C. Springer

Hier

Sehr geehrte Herren!

Im Besitze Ihres Geehrten vom 5. ds., welches mir erst heute zuging, erlaube ich mir zu seiner Beantwortung mich auf die eingehende Unterredung zu beziehen, welche ich vor einigen Tagen mit Herrn Springer hatte.

Da unser Schriftführer augenblicklich verreist ist und um nicht eine Verzögerung in der Beantwortung eintreten zu ‘lassen, gestatte ich mir, nur mit meinem Namen allein zu antworten.

Mit vorzüglicher Hochachtung

gez. J. Plate.

Beilage No. 6.

Buenos Aires, den 9. März 1917.

Hochverehrter Herr Plate!

Ich beziehe mich höflichst auf Ihren freundlichen Besuch, unser Telefongespräch und auf die soeben erhaltene briefliche Mitteilung des Vorstandes der Germania-Schule, laut welcher Herr Dr. Rüge aus Amtsüberbürdung nicht mehr als Bindeglied der beiden Schulen dienen will. Seine Stelle soll Herr Oberlehrer Wilfert übernehmen. Ich werde diesen Entschluss meinem Vorstande in nächster Sitzung vorlegen, möchte jedoch Ihnen heute schon meine persönlichen Gefühle übermitteln, die sich seit Ihrem werten Besuche durch diese Mitteilung verstärkten.

Vor allem darf ich Ihnen die Versicherung geben, dass der seinerzeitige Brief des Germanischen Schulvereins mit dem Rektoratsberichte von den allerfreundschaftlichsten Gefühlen für die Germania-Schule diktiert war und lediglich dazu dienen sollte, neue Wege in Vorschlag zu bringen, die zum gemeinschaftlichen Ziele führen konnten, und auch in der Überzeugung, dass sich unser Volkstum — das am stärksten durch seine Schulen ausgeprägt wird — unter allen Umständen auch in dieser — von uns nicht verkannten schweren Zeit, kraftvoll weiter betätigen muss. Aus diesen Gefühlen entspringen notgedrungen jene vorgeschlagenen Massnahmen, die dahin gehen sollten, unseren armen und ärmsten Volksgenossen in dieser äusserst schweren Zeit für sie ganz besonders, zu zeigen, dass sie nicht verlassen werden von jenen, die durch ihre Stellung ihre Führer sind.

Herr Plate meinten, es sei unpatriotisch, jetzt, wo alle Reserven herangezogen sind, an Neuunternehmungen zu denken.

Ich unterschreibe dies vollkommen.

Nur, glaube ich, müssen wir in unserem Falle „Neuunternehmungen” ausschalten und diese Angelegenheit rechnerisch, gerade im Interesse der Kolonie betrachten.

Und, da liegt uns ein Terrain zu Lasten, das so. wie es ist, nimmermehr verzinst werden kann. Zur Vollendung des einmal Begonnenen brauchen wir noch $ 30.000.-. Hierfür könnte die Monroeschule durch ihre Freunde sofort $ 10.000.- aufbringen.

Der Rest von $ 20 000.- müsste versucht werden, aus weiteren Kreisen durch Zeichnung von Anteilscheinen zu decken.

Das Terrain steht zu Buch mit:

$ 47.000.- zu 7 % verzinsbar, hierzu noch:

$ 30.000.- zu 6 % verzinsbar für den Bau, würden zusammen $ 5.090.-

Zinsendienst pro Jahr ergeben. Die Monroeschule zahlt heute Miete $ 3000.-, bekommt Reichszuschuss <M 5500.-, diese umgerechnet selbst zum heutigen Kurs machen noch $ 2100.- rund aus. Beide Summen allein übersteigen also schon den Zinsendienst. Wenn wir nun noch in Betracht ziehen, dass $ 10 000.- von uns selbst gezeichnet sind, so verbliebe ein Zinsenrisiko von nur $ 4 490.- für die Germania-Schule.

Herr Plate berührte noch gesprächsweise einen eventuellen Rechts-Standpunkt und da möchte ich bemerken, wie unendlich bedauerlich es wäre, wenn wir bei unserer guten Absicht dahin kommen sollten, über derlei zu richten, denn dann würde notgedrungen das gute Einvernehmen, das ich für alle Zeiten wünsche, sicherlich gestört und dies zu vermeiden, sollte doch eine unserer vornehmsten Aufgaben sein. Allein unser unerschütterliches Vertrauen zu einem guten Erfolg veranlasst mich, Ihnen obige Zeilen vorzulegen. Sie beweisen, dass unser vorgeschlagener Weg die Germania-Schule vor unnötigen Auslagen, wie es nun einmal Zinsen auf das leere Terrain sind, zu bewahren. Von diesem Standpunkte aus ist die Sache nicht unpatriotisch.

Die Amtsniederlegung von Herrn Dr. Rüge bedaure ich, und es tut mir leid, die Einladung zur letzten Sitzung zu spät erhalten zu haben. Ich hätte dagegen Einspruch erhoben, — wenn dies auch nur der Form halber hätte sein können — denn die Sache ist auch nicht im Einklänge mit dem Convenio. Herr Wjlfert ist weder Vorstandsmitglied noch Direktor der Germaniaschule.

Empfangen Sie, Herr Plate, den Ausdruck meiner ausgezeichneten Hochachtung.

Ihr ganz ergebenster

gez. Carl Springer.

Beilage No. 7.

Tolbert F. Reavis Union Telefónica: 827, Belgrano

Director General

MISION DE LOS DISCIPULOS DE CRISTO

EN

LA REPÚBLICA ARGENTINA Oficina Central: College of Missions Building, Indianapolis, Indiana EE. UU.

calle Cramer 2648-2654, (Belgrano) BUENOS AIRES (Argentina), 1.3 Septiembre 1917

Herr Heidrich,

Director de la Escuela Alemana,

calle Monroe 3021, Belgrano.

Muy Señor mio:

La presente tiene por su objeto a saludarle, y al mismo tiempo comunicarle noticia de una resolución de nuestra misión en cuanto a la ocupación de nuestros grados de escuela por el Colegio alemán.

Hace ya tiempo que uno de Uds. me hizo saber que si viniese el día en el cual no estaríamos conformes con la escuela en nuestro edificio, Uds. no quedarían. Siento mucho decirle que tal día ha llegado. Si no le seria una molestia demasiada, nos convendría las piezas desocupadas por el mes entrante.

Sin otro motivo me es grato saludarle atte.

S. S. S.

(firm.) Tolbert F. Reavis.

Beilage No. 8.

Buenos Aires, den 28. September 1917.

An den Vorstand der

Deutschen Gemeinde

z. Händen des Herrn J. Plate

Hier

Wir beehren uns, Ihnen beiliegend Kopie eines uns von der “Mision de los Discipulos de Cristo en la República Argentina” zugegangenen Briefes zu übersenden, woraus Sie ersehen wollen, in welch äusserst kritische Lage wir ganz schuldlos versetzt sind. Da wir nunmehr gehalten sind, die Raumfrage unter allen Umständen zu lösen, wir aber durch den Kontrakt mit Ihnen und unsere vorgestreckten $ 10 000.- gebunden sind, so bitten wir Sie höflichst, sich über diese ernste Frage äussern zu wollen, damit wir an Hand Ihrer Antwort die nötigen Massnahmen treffen können.

Zu wiederholten Malen haben wir uns erlaubt, Ihre Aufmerksamkeit auf die uns drohende Gefahr zu richten — wie Sie es auch aus dem an Sie gesandten Bericht unseres Herrn Rektors vom 18. Dezember vor. Js. zu ersehen belieben, so dass uns auch von Ihrer Seite kein Vorwurf treffen kann.

Wir begrüssen Sie

mit vorzüglicher Hochachtung Germanischer Schulverein Belgrano

(gez.) Cäsar Prömmel (gez.) C. Springer

Schriftführer Vorsitzender

Beilage No. 9.

Buenos Aires, 8 Oktober 1917.

An den Vorstand des

Germanischen Schulvereins Belgrano,

Calle Monroe 3021,

Belgrano.

Ihr geehrtes Schreiben vom 28. September beantwortend bedauern wir sehr, daraus auch schriftlich bestätigt zu finden, was Sie uns kürzlich mündlich durch Herrn Rektor Heidrich mittheilen Hessen.

Die Nachricht interessiert uns selbstverständlich und werden Ihnen ja durch den erzwungenen Umzug verschiedene Unkosten entstehen, aber wie Sie die, wie Sie sagen Raumfrage, zu lösen haben, darüber werden Sie sich ja zweifelsohne eine Meinung gebildet haben; — was zu machen ist, darüber kann ja unseres Erachtens nach ein Zweifel nicht bestehen, — es muss eben ein anderes Haus gesucht werden denn selbst wenn das Geld zu einem Schulbau vorhanden wäre so würde ein solcher Bau lange Zeit erfordern und Sie mittlerweile doch ein Haus mieten müssen. — Dass dies Geld aber leider nicht vorhanden ist können wir wohl als sicher annehmen da Sie nichts von der schuldigen Zahlung an uns des rückständigen Zinsen-(rund $ 14 500.-) und Amortisations-Dienstes (rund 3500.-), zusammen rund $ 18 000.-, erwähnen.

Über diese Punkte sagt unser Vertrag Absatz A. 3. „Zinsen und Amortisation werden vierteljährlich im Voraus entrichtet.” Absatz A. 5: „Die Beschaffung der nötigen Geldmittel…. für…. Zinsen- und Amortisationsdienst—- bleiben ausschliesslich Recht und Pflicht des Germanischen Schulvereins.”

Dass es nur der ungeheure Weltkrieg ist, der auch Ihre und unsere Pläne über den Haufen geworfen hat wissen wir ja Alle gut genug. — Sie und wir waren wenige Wochen vor Kriegsanfang im besten Zuge: – Das Grundstück gekauft, Bau Pläne in Bearbeitung; ausser den von Ihnen beim Grunderwerb „a fonds perdu” gezahlten $ 10 000.— würden Sie laut Absatz A. 3 haben verfahren können:

„Der Germanische Schulverein zahlt…………… ferner in gleicher

Weise weitere Barbeträge, welche ihm, wie zu hoffen steht, in Form von Schenkungen für den Schulbau zugehen werden.”

So wie die Stimmung und Vermögenslage damals unter unseren Landsleuten war hätten Sie, wäre nicht der Krieg dazwischen gekommen, Ihre Verpflichtung der vierteljährlichen Vorausbezahlung von Zinsen und Amortisationsdienst voraussichtlich erfüllen können und wir hätten an Hand Ihrer dadurch dokumentierten Zahlungsfähigkeit als juristische Persönlichkeit das nötige Kapital für den Bau_der Gebäude suchen können und dürfen und würden es auch dann gewiss gefunden haben denn derartige Finanzoperationen waren damals möglich sobald man Sicherheit hatte für regelmässige Zinszahlung.

Dass alles so ganz anders gekommen ist und dass ausserdem fast alle unsere Landsleute auch hier zu Lande jetzt so sehr schwere Zeiten haben, ist ja nicht die Schuld von irgend Einem, weder von Ihnen noch von uns, und wir hätten diese ganze Darlegung vielleicht überhaupt noch unterlassen wenn Sic uns nicht durch Ihr geschätztes Schreiben jetzt dazu veranlasst hätten.

Wir begrüssen Sie

mit vorzüglicher Hochachtung

Deutsche Evangelische Gemeinde

(gez.) Ph. Bendinger (gez.) / Plate

Schriftführer Vorsitzender

Beilage No 10.

Buenos Aires, den 17. Oktober 1917.

An den Vorstand der

Deutschen Evangelischen Gemeinde

Hier.

Wir sind im Besitze Ihres Geehrten vom 8. ds. Mts. und haben von dessen Inhalt gebührend Vormerkung genommen.

Wir sind Ihnen dankbar, nun einmal schriftlich Ihre Gesichtspunkte zu kennen, da es uns dadurch ermöglicht wird, unsererseits offiziell Stellung dazu zu nehmen, nachdem unsere privaten Bemühungen, Sie von der Notwendigkeit des Baues schon aus finanziellen Gründen zu überzogen, fehlgeschlagen sind.

Sie schreiben uns: erstens, von der Unmöglichkeit der Ausführung des Baues wegen Geldmangels; zweitens, von $% 18.000.-, die wir schulden, und drittens, von unserer nicht bewiesenen Zahlungsfähigkeit, weil wir noch keine Zinsvorauszahlung geleistet haben.

Zu Punkt 1) müssen wir Ihnen bemerken, dass derselbe nicht in Frage kommen darf, da Sie nie und nimmer unsere $ % 10.000.— ä fonds perdu annehmen durften, wenn Sie s. Zt. nicht die sämtlichen zum Baue nötigen Gelder bereit hatten, oder doch dieselben sichergestellt gewesen wären; schon weil Sie wussten, wie ungeheuer dringlich für uns der Bau war. Zudem hatte sich Ihr Herr Plate persönlich dafür eingesetzt, was wir unsererseits als die beste Garantie betrachten durften. Ein Appell an die Kolonie kann nicht und konnte nicht in Betracht kommen, denn diesen hätten wir ja selber ergehen lassen können! Nur aus diesem Grunde und im blinden Vertrauen auf das volle Einstehen Ihrerseits für diese Sache nahmen wir den von Ihnen aufgestellten Kontrakt an, der uns ganz gewiss harte Bedingungen stellte. (Das völlige Ausschalten irgendwelcher Rücksichtnahme auf etwaige Wünsche unsererseits.)

Vertrauensvoll lieferten wir ja auch die 10.000.— ab, bis heute auf die uns von Ihnen versprochene Gegenleistung — den Bau — wartend.

Zu Punkt 2). Trotzdem Sie über uns hinweg den Bau einfach sistierten und zwar ganz gegen unser Interesse, muten Sie uns Zinsvorausbezahlungen zu. Sie selbst scheinen, wenn wir Ihr Schreiben richtig verstehen, der Ansicht zu sein, dass der Kontrakt Ihrerseits nach Ablieferung unserer $ % 10 000.— und des Erwerbes eines Grundstückes mindestens als eingehalten zu betrachten sei, und dass Ihnen lediglich durch Ihr Eintreten für uns Schwierigkeiten entstanden sind. Wir müssen dazu wiederholt bemerken, und es war auch Ihnen bekannt, dass für uns der Bau „alles” war und ist. Das Grundstück als solches ohne den Bau dagegen gleichbedeutend mit nicht vorhanden; denn wir können absolut keinen Nutzen daraus ziehen, selbst wenn wir über dasselbe mit Ihrer gütigen Erlaubnis verfügen könnten.

Unsere $ % 10.000.- würden infolge Ihrer willkürlichen Massnahme zwecklos verausgabt sein, und dies wollen und können wir nicht vor der Kolonie verantworten.

Zu Punkt 3). Über diesen Punkt sagt unser Vertrag Absatz 3; „Die Germania-Schule wird ein Grundstück erwerben und darauf ein Schulgebäude errichten….” „Der Germanische Schulverein zahlt bar etc………….” Diese seine Verpflichtung hat er erfüllt! „…ferner in gleicher Weise weitere Barbeträge, welche ihm, wie zu hoffen steht(ü) in Form von Schenkungen für den Schulbau” — den Sie nicht bauen wollen — „zugehen werden.” Weiter: „Der Germanische Schulverein amortisiert das von der Deutschen Evangelischen Gemeinde für Grunderwerb und Schulbau aufzubringende Kapital… und ersetzt der Deutschen Evangelischen Gemeinde die Zinsen für das Kapital” (für Grunderwerb und Schulbau, was auch aus dem Folgenden hervorgeht) „sowie Steuern, Abgaben und sämtliche sonstige Unkosten für Instandhaltung der Gebäude etc.”

Zu der von uns nicht bewiesenen Zahlungsfähigkeit fehlt, wie Sie aus unseren Ausführungen ersehen wollen, jede Grundlage. Es handelt sich zudem um kein kaufmännisches Unternehmen, sondern um eine beinahe rein philanthropische Angelegenheit der deutschen Kolonie. Es hiesse kein Vertrauen zu dem guten Willen der deutschen Kolonie haben, die noch jederzeit berechtigte Wohlfahrtseinrichtungen und Bestrebungen für unser Deutschtum weitgehendste unterstützt hat. Und, dass unsere Schule berechtigt und durchaus notwendig ist, sollte Ihnen mehr als ändern bekannt sein; denn unsere sechs Klassen sind sämtlich überfüllt, so zwar, dass sie an Schülerzahl der einzelnen Klassen an erster Stelle in der ganzen Republik Argentinien stehen, einschliesslich der Germania-Schule. Über 100 Kinder davon (60 %) erhalten unentgeltlichen Unterricht, weil deren Eltern sich in allzu misslicher Lage befinden. Vielen Kindern wird noch ausserdem anderweitige Unterstützung an Kleidern und Nahrungsmitteln gewährt, ohne dass dies an die grosse Glocke gehängt wird. Dafür allein gehen wir an die Kolonie, nicht aber um Kindern leistungsfähiger Eltern ein billiges Schulgeld zu verschaffen. Aus diesem Grunde wissen wir auch, dass uns eine Unterstützung nie versagt wird, wie sie uns und allen anderen Instituten bislang nicht versagt wurde, und deshalb unsere Zahlungsfähigkeit immer gewährleistet bleibt.

Hiervon aber abgesehen, mussten wir ja indirekt den Beweis unserer Zahlungsfähigkeit bis heute doch immer liefern, indem wir die Miete anderweitig bezahlten, und Ihr Herr Plate wird sich erinnern, wie die jetzige Miete und der Reichszuschuss als gut ausreichend für den späteren Zinsendienst erachtet wurde und zur Grundlage all unserer Berechnungen diente.

Wir würden es aber als ein Vergehen gegen die Kolonie betrachten, wenn wir Zinsendienste zu einer Sache leisten würden, von der die Kolonie keinen Nutzen hat, und wir betonen, unsere Schule ist ein Teil der Kolonie in demselben Masse wir irgend eine andere.

Wir stehen leider ihrem Standpunkt so schutzlos gegenüber, dass uns kein anderer Ausweg bleibt, als den in unseren Abkommen vorgesehenen Schiedsspruch des Deutschen Gesandten anzurufen. Bei dem augenblicklichen Fehlen eines solchcn werden wir die Angelegenheit dem von der deutschen Kolonie gewählten „5 Männer-Ausschuss” unterbreiten, und hoffen wir Sie damit einverstanden, da es zweifellos auch Ihnen nur angenehm sein kann, wenn die Frage im Sinne der Kolonie gelöst wird. —

Wir begrüssen Sie

mit vorzüglicher Hochachtung

Germanischer Schulverein Belgrano

(gez.) Cäsar Pömmel (gez.) Carl Springer

Schriftführer Vorsitzender

Beilage No. 11.

Buenos Aires, den 18. Oktober 1917.

An das

Vertrauensmänner-Kollegium der deutschen Kolonie

Hier

Sehr verehrte Herren:

Mit Gegenwärtigem gestatten wir uns, Ihnen eine Angelegenheit zu unterbreiten, die wir leider ausserstande sind, selbst zu lösen. Es handelt sich um den Bau der Schule des Germanischen Schulvereins Belgrano, welcher mit den Herren des Vorstandes der Germania-Schule vereinbart war, und der leider bei Ausbruch des Krieges gegen unseren Willen sistiert wurde. Gegen diese Sistierung haben wir privatim immer Einspruch erhoben, und müssen wir es heute mit aller Energie öffentlich tun und auf eine Lösung der Frage drängen, da wir die Beweggründe nicht anerkennen und ihre Folgen gegen die Interessen, welche wie vertreten, erachten.

Wir gestatten uns, ihnen das uns zur Verfügung stehende schriftliche Material in der Abschrift zu unterbreiten und sonstige mündliche Unterhandlungen zur weiteren Erläuterung anzufügen, Sie höflichst bittend, dieselben gütigst studieren zu wollen und darnach Ihr Urteil zu fällen.

„Weit davon entfernt, den Herren der Germania-Schule irgend welche bösen Absichten zuzutrauen, meinen wir bestimmt, dass die Herren lediglich, von falschen Voraussetzungen ausgehend, so disponierten, als ob es sich um ein Privatunternehmen handelte, das momentan auf Berücksichtigung Anspruch zu erheben keine Berechtigung habe. Wir hingegen meinen, dass diese Schule, die sich in der Hauptsache den Minderbemittelten widmet, ihren Platz ausfüllen muss, genau wie die Wohltätigkeits-Gesellschaft, der Frauenverein, das Hospital usw., indem sie ihnen die Wohltat des deutschen Unterrichts zukommen lässt, ganz von der hohen Aufgabe absehend, hunderten und mit der Zeit tausenden von Kindern der deutschen Sprache und dem deutschen Denken zu erhalten, die zweifelsohne zum grossen Teile dem Deutschtum verloren gehen würden, da in den weniger und nicht bemittelten Kreisen recht wenig Zeit, vielleicht auch die Kenntnisse zur Ergänzung des Unterrichts in deutscher Sprache und Geschichte fehlen. Der Bau hätte, abgesehen vom Abkommen, ausserdem noch zur Linderung der Not der vielen kleinen Handwerker unternommen werden sollen, die der Boykott unserer Feinde hart trifft (Herr Anton Dehle baute gerade aus diesem Grunde sein Haus und verpflichtete den Unternehmer, deutsche Handwerker zu verwenden!!!)

Da wir häufig hörten, ob die verschiedenen Schulen nicht vereinigt werden könnten, mochten wir im voraus bemerken, dass in Belgrano nur eine Bürgerschule existiert — die unsrige. — Die Höhere Knaben- und Mädchenschule in Belgrano widmet sich, wie ihr Name schon sagt, dem höheren Bildungsgänge und kann für weniger bemittelte Volksklassen im weiteren Sinne nicht in Betracht kommen. Wegen der Verschiedenheit der Lehrpläne ist daher eine Vereinigung aus rein praktischen Gründen weder angänglich noch nützlich. In Belgrano und dessen weiterer Umgegend wohnen heute aber viele minder gut situierte Volksgenossen, für welche eine Bürgerschule vorhanden sein muss, wollen wir überhaupt eine Betätigung zur Erhaltung des Deutschtums als Kolonialaufgabe ansehen.

Es ist Ihnen bekannt, dass die Entfernung nach einer der Stadtschulen, sei es nun Germania- oder Cangallo-Sehule, zu gross ist, als dass sie Kinder zu Fuss zurücklegen könnten. Geld für die Strassenbahn haben diese Familien nicht, und sollten sie gar noch Schulgelder dazu erschwingen müssen, dann wäre selbst besser situierten Leuten die Möglichkeit genommen, ihren Kindern deutschen Unterricht erteilen zu lassen.

Diese Schule ist also unserer festen Überzeugung nach für immer notwendig und kann nur mit unserem Volkstum fallen.

Dieses zur Rechtfertigung unseres Standpunktes.

Zum Falle selbst, mit dem wir Sie behelligen müssen, haben wir zu bemerken:

Als gegen 1913 die Raumfrage durch zu grossen Andrang akut wurde, setzten wir uns vorerst mit Herrn Dr. Rüge als Fachmann ins Einvernehmen, der volllen Verständnis für die Sache bekundete und seinerseits auch Herrn Plate für den Bau zu interessieren wusste. Aus den stattgehabten Unterhandlungen entwickelte sich ein Abkommen, dessen Abschrift wir unter Beilage No. 1 anfügen. Die Abfassung desselben überließen wir gern den Herren der Germania-Schule, und wir nahmen die darin festgelegten Bedingungen an, um die Hauptsache, das für den Fortbestand und die Weiterentwicklung so nötige Schulgebäude, zum Besten so vieler Kinder zu erreichen. Herr Plate versprach wiederholt, sich persönlich für den Bau einzusetzen. Ausserdem bildeten für uns die Herren der Germania-Schule jede Gewähr, dass die schriftlichen und mündlichen Abmachungen eingehalten werden würden.

Doch da brach der Krieg aus.

Wenn es verständlich war, den auf kurze Wochen geschätzten Waffengang vorübergehen zu lassen, so zeigte es sich gar bald, dass wir mit einer längeren, nicht absehbaren Dauer zu rechnen haben würden, und unser Vorsitzender, Herr Springer, wurde bei Herrn Plate vorstellig, ihn bittend, doch dem einmal begonnenen Werke einen nutzbringenden Abschluss zu geben, und sei es auch in allereinfachster Form. Die willkürliche Disposition müsse doch selbst die Finanzkraft der Germania-Schule stören, und wir selbst dürften Zinsen, einer Terrainspekulation gleichkommend, gar nicht annehmen. Doch Herr Plate meinte, auf spätere Zeiten weiter vertrösten zu sollen.

Alle Vorstellungen, vorgelegte Berechnungen und versprochene Zuschüsse unsererseits — wie Sie aus den Beilagen No. 2 bis 6 ersehen wollen — blieben erfolglos, und als uns jetzt gar aus politischen Gründen von Seiten der nordamerikanischen „Mision de los Discipulos de Cristo” die beiden Klassenzimmer gekündigt wurden(Beilage No. 7), und wir dieses der Deutschen Evangelischen Gemeinde mitteilten (Beilage No. 8), wurde uns ein durchaus negativer, ja unfreundlicher Bescheid (Beilage No. 9).

Wir sahen uns unsererseits laut Beilage No. 10 zu antworten genötigt, und legen nun Ihnen, sehr geehrte Herren, den Fall zur Beurteilung der Sachlage vor.

Wir halten uns zu diesem Schritte berechtigt, da unser Abkommen unter Absatz C sagt: „Meinungsverschiedenheiten……… unterliegen dem Schiedssprüche des Kaiserlich Deutschen Gesandten.” In dessen Abwesenheit sind Sie ja von der deutschen Kolonie gewählt, an seiner Statt die Kolonie zu vertreten.

Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich durch Augenschein von den Raum-Missverhältnissen überzeugen wollten, wenn Sie die Tätigkeit der Schule nachprüfen Hessen. (Der argentinische Schulinspektor schrieb im August 1917 folgendes in das Inspektionsbuch: „Se trabaja con notoria exelente preparaeiön y metodo. El aprovechamiento de los alumnos es perfecto. Esta escuela merece una mención especial. (firm.) Leguizamon.”), und wenn Sie sich dann — woran wir nicht zweifeln — dafür verwenden wollten, dass das zum Segen minder bemittelter Klassen unternommene Werk beendet wird, wozu nach Annahme unserer $ % 10 000.- die Germania-Schule unter allen Umständen verpflichtet war. — Im Falle der Weigerung der Germania-Schule erachten wir es als ihre Pflicht, unsere $% 10 000.- zurückerstatten.

In der festen Zuversicht, Sie für eine günstige Lösung der wirklich guten und patriotischen Sache gewinnen zu können, begrüssen wir Sie, im voraus für verursachte grosse Mühewaltung um Entschuldigung bittend.

mit ganz vorzüglicher Hochachtung Germanischer Schulverein Belgrano

(gez.) Cäsar Prömmel (gez.) Carl Springer

Schriftführer Vorsitzender

Beilage No. 12.

Buenos Aires, den 23. November 1917.

An den Vorstand des

Germanischen Schulvereins Belgrano

zu Händen des Herrn Carl Springer

Hier.

Ihr an das Vertrauensmänner-Kollegium der Deutschen Kolonie gerichtetes Schreiben vom 18. Oktober gelangte s. Zt. in unseren Besitz und hatte unser regstes Interesse. Nachdem die Herren Hosmann und Möring leider vergeblich versucht hatten, privatim die zwischen Ihnen und der Germania-Schule entstandenen Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen, wandten wir uns am 14. ds. schriftlich an den Vorstand der Germania-Schule, um zu erfahren, ob ein Schiedsspruch unserer Kommission auch auf jener Seite akzeptiert würde. Wir empfingen darauf heute die beifolgende Antwort und bedauern sehr, Ihrem Wunsche nicht entsprechen zu können.

Hochachtungsvoll

(gez.) 5. R. Möring

Beilage No. 13.

Buenos Aires, den 23. November 1917.

Herrn E. Möhring (Kopie),

Buenos Aires.

Kopie

Sehr geehrter Herr Möring.

In höflicher Beantwortung der in Ihrer geehrten Zuschrift vom 14. November enthaltenen Anfrage erlaubt sich der Unterzeichnete Vorstand Ihnen mitzutcilen, dass der Vertrag vom 27. März 1914 zwischen dem Germanischen Schulverein und der Deutschen Evangelischen Gemeinde in seinem Absatz C besagt:

„Meinungsverschiedenheiten, die sich aas diesem Vertrag ergeben, unterliegen in letzter Instanz mit Ausschliessung jedes anderen Rechtsmittels dem Schiedsspruch des Kaiserlich Deutschen Gesandten in Buenos Aires.”

Ein anderer Schiedsspruch als der des Kaiserlich Deutschen Gesandten in Buenos Aires ist daher nicht möglich.

Wir empfehlen uns Ihnen mit vorzüglicher Hochachtung.

Der Vorstand der Deutschen Evangelischen Gemeinde

Beilage No. 14.

Buenos Aires, den 29. November 1917. Herrn Ed. Möring

Hier.

Im Aufträge unseres Vorstandes und in Beantwortung Ihres Geehrten vom 23. ds. Mts., worin Sie uns mitteilen, dass die Deutsche Evangelische Gemeinde Ihre Vermittlung nicht gutheisst, beehren wir uns, den fünf Vertrauensmännern der deutschen Kolonie für gehabte, wenn auch erfolglose Mühewaltung wärmstens zu danken.

Wir begrüssen Sie

mit vorzüglicher Hochachtung

(gez.) Cäsar Prömmet (gez.) Carl Springer

Schriftwart 1. Vorsitzender

Beilage No. 15.

Buenos- Aires, den 6. Dezember 1917.

An den Vorstand der

Deutschen Evangelischen Gemeinde

Hier.

Auf unser Schreiben vom 17. Oktober ds. Js. erhielten wir von Ihnen keine Antwort. Es war daher anzunehmen, dass auch Ihnen in Abwesenheit eines Deutschen Gesandten ein Schiedsspruch des Vertrauensmänner-Kollegiums sämtlicher deutschen Vereine nur genehm sei, um so mehr als jene fünf Herren eigens für die Vertretung der deutschen Interessen bei Abwesenheit des Herrn Gesandten gewählt sind und durch ihre langjährige Tätigkeit am La Plata eine genaue Sachkenntnis des inneren Betriebes der Kolonie gewährleistet ist.

Wir sind daher sehr überrascht, durch die Herren des Vertrauens-männer-Kollegiums zu erfahren, dass Sie sich auf Absatz C unseres Abkommens — trotz der ausserordentlichen Zeiten — im Wortlaut stützen und die von den Vereinen gewählten Vertreter des Gesandten nicht als Schiedsrichter anerkennen.

Das ist bedauerlich, wie Ihr ganzes Verhalten. Wir sehen uns hierdurch gezwungen, das seinerzeit zu Ihrer Sicherheit — vor Bezug des Schulhauses, welches Sie eigens für unsere Zwecke bauen wollten — gezeichnete Abkommen als von Ihnen nicht erfüllt und null zu erklären und Sie für alle entstandenen und entstehenden Weiterungen verantwortlich zu machen.

Wir klagen Sie der Knebelung eines Teiles unserer Kolonie an, da Sie unsere $ 10.000.- in Empfang nahmen, ohne unsere einzige Forderung „Errichtung des Schulhauses”, welche Sie Ihrerseits fest zugesagt hatten, infolge Ausbruch des Krieges zu erfüllen.

Infolge Ihres Verhaltens sind wir auch heute noch gezwungen, einen Teil der Schüler früher zu entlassen, als es eine gediegene Volksschulbildung erlaubt, die gerade unsere arbeitenden Klassen in den Stand setzen sollte, durch geistige Überlegenheit feindlicher Missgunst die Spitze zu bieten.

Sie wussten dies alles, es war Ihnen ganz egal.

Wir haben Ihren Standpunkt, keine Gelder zu investieren in dieser Angelegenheit — bei der es sich schliesslich auch um Nutzbarmachung und Verwertung der schon verausgabten Gelder handelte — nie verstehen können, noch weniger aus logischen oder gar idealen Gründen geteilt.

Unser unbegrenztes Vertrauen in die Lebens- und Willenskraft unseres gesamten Volkstums diktiert uns mit Vehemenz, diesen Vorposten unserer Kultur, die sich Bahn brechen soll, auszubauen, weil er notwendiger ist als viele heute unternommene Sachen, und weil wir heute zielbewusster denn je unserer deutschen Jugend — der gesamten Jugend, nicht allein der der Germania-Schule — als der späteren Verfechterin unserer Interessen eine gute deutsche Erziehung geben müssen.

Alles dieses scheint Sie nicht zu kümmern, nur Ihr eigenes Wohlbefinden ; mögen die Anderen schauen, wie sie zurecht kommen. Sie sind Herren Ihres Tuns — aber — auch nur des Ihrigen. Sie sehen die Sache anders an als wir. Dann wenigstens haben Sie die Ehrenpflicht, uns frei zu geben, uns nicht gegen unseren Wunsch festzuhalten, indem Sie unser Geld nicht zurückzahlen. Denn wir wollten unsere Pflicht erfüllen, selbst auf die Gefahr hin, ein wilder Pöbel könne alle getane Arbeit in wenigen Minuten einäschern. Haben wir vielleicht ein Recht zu glauben, unse; Vaterland würde uns im Stiche lassen?

Wir klagen vor der Öffentlichkeit, dass Sie unsere $ 10.000.— widerrechtlich in Empfang nahmen — weil Sie den einzigen Zweck, die Errichtung des Schulhauses, nicht erfüllten — und fordern dieselben nebst Zinsen zurück. Ebenso den Betrag von $ 570.— nebst Zinsen für seiner Zeit von uns bezahlte Maklerkommission und die uns durch Umzug und Neueinrichtung eines interimistisch gemieteten Lokales für zwei Schulzimmer erwachsene Unkosten.

Zu Ihrer Verfügung stehen $ 98.-, welche eines unserer Mitglieder für aus dem Terrain geholtes Gras im Laufe der Zeit an unsern Kassierer ablieferte.

Wir weisen jede Verantwortung zurück, wenn ein Burgfriede in diesen schweren Zeiten nicht gewahrt bleibt.

Hochachtungsvoll

Germanischer Schulverein Belgrano

(gez.( Cäsar Prömmel Schriftführer

(gez.) Carl Springer Vorsitzender

Beilage No. 16.

Buenos Aires, den 12. Dezember 1017

An den Vorstand der

Deutschen Evangelischen Gemeinde

Hier.

Einliegend senden wir Ihnen Ihre Zinsverrechnung zurück, welche ohne Begleitschreiben unter ,,Certificado con recibo de retorno” an den Vorsitzenden des Germanischen Schulvereins Belgrano gerichtet war.

Ohne auf die Art Ihrer Übermittlung einzugehen, beziehen wir uns auf unser letztes Schreiben vom 6. ds. Mts., laut welchem wir Sie für alle entstandenen Misshelligkeiten verantwortlich machen, und laut welchem wir Ihnen mitteilen, dass wir nichts mit einer Zinszahlung für Ihr Terrain zu tun haben; dagegen $ 10.570.— nebst Zinsen, sowie die Unkosten für Umzug und Neueinrichtung einer provisorischen Schule fordern.

Hochachtungsvoll Germanischer Schulverein Belgrano (gez.) Cäsar Prömmel (gez.) Car/ Springer

Schriftführer Vorsitzender

Beilage No. 17.

GERMANISCHER SCHULVEREIN

su cuenta con

CONGREGACIÓN EVANGELICA ALEMANA

DEBE $ 10.938

int. s $ oro 8.800 7% $ 350

int. s $ c/l. 27.000.— $ 945

int. s $ oro 8.800 7% $ 350

impuestos municipales 1º cuatrim. $ 14.30

impuestos municipales 2º cuatrim. $ 25.20

int. s $ oro 8.800 7% $ 350

impuestos municipales 1r. cuatrim. $ 14.30

contribución territorial Cramer 1917 $ 138

int. s $ c/l. 27.000.— $ 945

int. s $ oro 8.800 7% $ 350

impuestos municipales 3º cuatrim. $ 14.30

intereses s/ 44869 numeros al 6% $ 747.82

Total $c/l. 15.182.81

Buenos Aires, 1.° Diciembre 1917

pr. Congregación Evangelica Alemana

pr. Escuela Germania

(firm.) WIRTH

TESORERO

Beilage No. 18.

Buenos Aires, den 17. Dezember 1917.

An den Vorstand des

„Germanischen Schulvereins Belgrano“

Monroe 3021

Hier.

Wir erhielten Ihre beiden Zuschriften vom 6. und 12. ds. Mts.; den denselben beigefügten Rechnungsauszug stellen wir Ihnen der Ordnung halber anbei wieder zu.

Da der Vorstand der Gemeinde sich augenblicklich in Sommerferien befindet, können wir erst nach dessen nächstem Zusammentreffen demselben Ihre vorerwähnten Zuschriften zur Vorlage bringen.

Hochachtungsvoll

Deutsche Evangelische Gemeinde

(gez.) P. L. Bendinger (gez.) O. Vilmar

Schriftführer Stellvertr. Vorsitzender

Beilage No. 19.

Buenos Aires, den 19. Dezember 1917.

An den Vorstand der

Deutschen Evangelischen Gemeinde

Hier.

Wir bestätigen den Empfang Ihres Schreibens vom 17. ds. Mts.

Die uns damit erneut zugesandte Zinsrechnung geben wir Ihnen als uns nicht zukommend zurück und bestätigen vollinhaltlich unsere Schreiben vom 6. und 12. ds. Mts. und auch unseren Brief vom 17. Oktober ds. Js.

Es ist befremdend, wie Sie in Sommerferien gehen konnten, ohne wenigstens unseren Brief vom 17. Oktober ds. Js. beantwortet zu haben, und noch mehr, dass Sie die fünf Herren nicht als Schiedsrichter anerkennen wollten, welche eigens von der deutschen Kolonie als Vertrauensmänner in Abwesenheit eines Gesandten gewählt wurden, trotzdem sie Ihr Herr Plate mitgewählt hat. Wir bemerken dies hier lediglich als Feststellung für die ganze Behandlung der Sache Ihrerseits.

I lochachtungsvoll Germanischer Schulverein Belgrano

(gez.) Cäsar Prömmel Schriftführer

(gez.) Carl Springer Vorsitzender

(nach Vollendung des Druckes vorliegender Broschüre erhaltener Brief:)

DEUTSCHE EVANGELISCHE GEMEINDE ESMERALDA 166

Buenos Aires, den 28. Februar 1918-

An den

Vorstand des Germanischen Schulvereins Belgrano

Monroe 3021

HIER.

Im Anschluss an unser Schreiben Vom 17. Dezember, und im Besitz Ihres Briefes vom 19. Dezember, benachrichtigen wir Sie hierdurch, dass wir den Inhalt Ihrer sämtlichen Zuschriften als unberechtigt zurückweisen und gegen Ihr Verhalten unsere Verwahrung einlegen.

Hochachtungsvoll

Deutsche Evangelische Gemeinde

(gz.) Ph. Bendinger (gez.)./. Plate

Schriftführer Vorsitzender

Während 4 Jahren mussten unsere 12 jährigen Kinder ohne Fortbildung bleiben, nur weil die versprochenen Räume nicht ausgeführt wurden!! Auf wie Viel Zeit mehr??!!

Mit 4 Zeilen glaubt die D. E. G. eine solche Angelegenheit abtun zu können.