1927 | 31º Jahresbericht – Belgrano-Schule u. Goethe-Schule


Vereinsbericht.

Der Vorstand der Deutschen Schulvereinigung beehrt sich Keinen Mitgliedern den Bericht über das abgelaufene 31. Geschäftsjahr vorzulegen.

Vereinigung mit der Germaniaschule.

Das wichtigste Ereignis des Berichtsjahres war die bereits im vorigen Jahre vorbereitete Verbindung des Schul-Vereins der Germaniaschule mit dein Deutschen Schulverein Belgrano zu einer gemeinsamen Vereinigung, die nunmehr den Namen “Deutsche Schulvereinigung” führt. Nachdem die rechtlichen und Vermögensfragen, die bei der Verbindung zu bedenken waren, eingehend untersucht und erörtert waren, legte der Vorstand des Deutschen Schulvereins Belgrano der außerordentlichen Generalversammlung vom 28. Dezember 1926 den Plan zur Verschmelzung des Deutschen Schulvereins Belgrano mit dem der Germaniaschule vor. Es war folgender:

“Die Germaniaschule geht mit allen ihren Rechten und Verpflichtungen in der neuen Schulvereinigung auf.

Die Mitglieder des Schulvereins dieser Schule gehören als solche der neuen Vereinigung an, wenn sie nicht ausdrücklich ihren Austritt erklären. Es wird ein neuer erweiterter Vorstand gebildet, der aus 14 Mitgliedern bestehen soll; in ihm werden einige Mitglieder des früheren Vorstandes der Germaniaschule vertreten sein.

Die Germaniaschule wird von dem neuen Vorstand verwaltet. Die schultechnische Leitung übernimmt der Direktor der Belgranoschule. Als Vice-Direktor wird der bisherige Studienrat an der Germaniaschule, Herr Professor Max Wilfert, ernannt. Der Lehrkörper der Schule wird für das kommende Schuljahr unverändert übernommen.

Die Schule wird in bisheriger Weise weitergeführt, zunächst für das Jahr 1927. Weitere Beschlüsse über ihr Fortbestehen oder ihre Umänderung sind später zu fassen.”

Nachdem die Generalversammlung diese Vorschläge einstimmig genehmigt hatte, wurde der neue Vorstand gewählt. Dieser arbeitete den Entwurf für Abänderung der Satzungen aus, soweit sie sich ans den neuen Verhältnissen ergab. In der General-Versammlung vom 29. März 1927 wurden die abgeänderten Satzungen der Deutschen Schulvereinigung genehmigt.

Damit waren bedeutsame Verhandlungen beendigt, die dem neuen Vorstand ein weiteres und verantwortungsvolleres Arbeitsfeld zuwiesen, und die ihre Wirkungen auch auf das gesamte deutsche Schulleben in Buenos Aires nicht verfehlen werden. Die Vereinigung beider Schulen ist ein wichtiger erster Schritt auf dem Wege zu einer größeren Einheitlichkeit des deutschen Schulwesens in Buenos Aires, die von vielen Seiten je länger je mehr gewünscht wird.

Vorstand.

Mit Schluss des Geschäftsjahres 1926 schieden satzungsgemäß aus dem Vorstande aus die Herren: C. Durlach, A. Ellinger, Dr. C. Riedel, E. Stengel und C. Zitzke. Sie wurden sämtlich wiedergewählt mit Ausnahme von Herrn A. Ellinger, der eine Wiederwahl ablehnte.

Herr Ellinger hat dem Vorstand seit dem März 1917 ununterbrochen als Mitglied angehört. In den Jahren 1917 bis März 1920 hatte er das Amt des Schriftführers inne und vom Jahre 1925 bis März 1926 war er zweiter Vorsitzender. Er hat während dieser Zeit das regste Interesse für die Schule gezeigt und an allen Arbeiten des Vorstandes tätigen und wirksamen Anteil genommen. Für diese langjährige und treue Mitarbeit gebührt ihm der ganz besondere Dank des Vorstandes.

In den Vorstand wurden neu gewählt: die Herren P. Eichholz, A. Seidel und R. W. Staudt.

Der Vorstand setzte sieh demnach im Berichtjahre wie folgt zusammen:

1. Vorsitzender: Herr L. Koennecke

2. Vorsitzender: Herr Dr. C. Riedel

1. Schriftführer: Herr Dr. C. E. Niebuhr

2. Schriftführer: Herr C. Durlach

1. Kassenwart: Herr H. Bühler

2. Kassenwart: Herr P. Eichholz

Beisitzer: Herren H. Kammann, H. Mey, A. Seidel, C. Zitzke, M. Kinbaum, E. Stengel, R. W. Staudt, E. Proske

Mit Schluss des gegenwärtigen Geschäftsjahres scheiden satzungsgemäß folgende Herren aus dem Vorstande aus:

Herr L. Koennecke, Dr. C. E. Niebuhr, H. Bühler, H. Kammann, H. Mey (bereits ausgeschieden), M. Kinbaum, E. Proske

Mitglieder.

Die Mitgliederzahl der Vereinigung betrug am Schluss des Berichtsjahres 474, nämlich 144 der Belgranoschule und 330 der Germaniaschule; sie hat sich also in der Belgranoschule ein wenig verringert. Dieser Rückgang erklärt sich daraus, dass im letzten Jahr eine größere Anzahl von Familien dauernd nach Deutschland übersiedelten. Ein reichlicher Ersatz dafür ist vom nächsten Jahre ab dadurch geschaffen, dass es den persönlichen Bemühungen unseres ersten Kassenwartes, Herrn H. Bühler, gelang, 92 Herren und Firmen als Mitglieder für die Schulvereinigung zu gewinnen. Wir hoffen, dass der Zufluss auch in Zukunft in gleicher Weise anhalten wird; denn die Schulvereinigung braucht bei ihren erweiterten Aufgaben mehr als je die Unterstützung aller, vor allem auch der Eltern unserer Schüler. An diese ergeht daher besonders die Bitte, soweit noch nicht geschehen, die Mitgliedschaft zu erwerben.

Schulleitung und Lehrkörper.

In den Lehrkörpern beider Anstalten traten in diesem Jahre einige Änderungen ein über die der Schulbericht das Nähere angibt. Der Schulvorstand nimmt gern Gelegenheit, den Lehrerkollegien für ihre erfolgreiche Arbeit im verflossenen Berichtsjahre bestens zu danken. Ganz besonders sei auch diesmal hervorgehoben, dass alle Lehrkräfte sich mit großem Eifer bei den Vorbereitungen zu den Schulfesten und bei deren Durchführung beteiligten. Das gute Gelingen und der schöne Erfolg beider Feste ist wesentlich auf Rechnung dieser Mitwirkung der Lehrerschaft zu setzen.

Nachdem im vorigen Jahr die Vertrags- und Anstellungsverhältnisse an der Belgranoschule neu geordnet waren, wurde in diesem Jahre eine neue Dienstanweisung für die Lehrer und eine neue Schulordnung für die Schüler herausgegeben, die vom Direktor und der Lehrerschaft zuvor durchgearbeitet war. Sie enthält alle Bestimmungen, die für Lehrer und Schüler als Ergebnis langjähriger Erfahrungen von nun ab verbindlich sein sollen, und wird die Grundlage für die Weiterarbeit der Schule im nächsten Jahre bilden. Die Dienstverhältnisse und die Schulordnung der

Germaniaschule blieben im Berichtsjahre noch unverändert, erst im nächsten Jahre kann darüber Weiteres beschlossen werden.

Auch in diesem Jahre hat Herr Dr. Brinckmann wieder das Amt des Schularztes in gleich uneigennütziger Weise, wie in früheren Jahren, inne gehabt. Wir danken ihm wiederum herzlichst für seine Ratschläge und seine Mithülfe.

Lehrmittel und Anschaffungen.

Die Anschaffungen von Schul- und Lehrmittelmaterial hielten sich innerhalb des durch den Vorstand, festgesetzten Rahmen. Größere Anschaffungen für beide Schulen mussten vermieden werden, um die Vereinskasse nicht zu stark zu belasten. Immerhin ist die Belgrano-schule durch die in den letzten Jahren systematisch erfolgten Neuanschaffungen mit allem im Unterricht nötigen Anschauungs- und Lehrmaterial soweit ausgestattet worden, dass sie einen Vergleich mit gleichstehenden Anstalten in Deutschland nicht zu scheuen braucht. Das Lehrmittelmaterial für die Germaniaschule wird im nächsten Jahr noch zu vermehren sein, nachdem schon in diesem Jahre auf Antrag der Schulleitung neue Lehrmittel angeschafft waren.

Zu Dank ist der Vorstand seinem Mitglied, Herrn Hugo Mey, verpflichtet, der bei seinem Weggang aus Argentinien zur Anschaffung von Lehrmitteln für beide Schulen die Summe von 500 Pesos stiftete, die für das nächste Jahr verwandt werden sollen.

Schulgebäude und Grundstück.

Auch in den Schulgebäuden waren große Ausbesserungen dieses Jahr nicht nötig. Immerhin mussten die Beträge für gute Instandhaltung und Ausbesserung kleiner Schäden bereitgehalten werden.

Von größerer Wichtigkeit wird für die Zukunft der Belgrano-schule der Erwerb des an die Schule angrenzenden Grundstückes sein, das anlässlich des Durchbruches der Obligado-Strasse zur Versteigerung gestellt wurde. Die Schulvereinigung durfte sich den Erwerb des Geländes, das mit der Strassenfront nach der Obligado-Strasse gelegen ist und 519,75 qm umfasst, nicht entgehen lassen; denn die Schulhöfe der Anstalt erwiesen sich schon längst als unzulänglich, und auch für eine etwaige Erweiterung der Baulichkeiten war es von großem Wert, die Grundstücke zu erwerben.

Die am 22. Dezember 1927 abgehaltene außerordentliche Generalversammlung genehmigte den Kauf des Grundstückes und legte die Finanzierung fest.

Schulfestlichkeiten.

Es fanden in diesem Jahre zwei größere Schulfeste statt. Das erste, wie üblich Anfang September in der Belgrano-schule, das zweite am 4. und 5. Dezember in der Germaniaschule.

Die Schulfeste der Belgrano-schule sind schon längst eine gewohnte Einrichtung. Sie vereinigen stets alle Kreise von Eltern und Gönnern, die mit der Belgrano-schule Verbindungen haben, in fröhlicher Geselligkeit und im Rahmen einer familiären Schul-veranstaltung. Der Gedanke, die Festteilnehmer in einen deutschen Märchenwald zu führen und ihnen in Vorführungen und Verkaufsständen ein Stückchen deutscher Heimat in diesem besonderen Gewände vorzuzeigen, erwies sich als recht glücklich. Das finanzielle Ergebnis des Nachmittagsschulfestes und des Vereinsfestes am Abend übertraf das des Vorjahres.

Auch das Schulfest der Germaniaschule, das sich an weitere Kreise der deutschen Kolonie wandte, hatte einen zufriedenstellenden Erfolg. Es spielte sich, den räumlichen Verhältnissen und der Jahreszeit entsprechend, mehr im Freien ab und trug den Charakter eines rechten Schulfestes, ‘das sowohl der deutschen, wie der argentinischen Art gerecht wurde.

Finanzlage.

Trotz dieser günstigen Ergebnisse muss darauf hingewiesen werden, dass beide Anstalten Mühe hatten, im verflossenem Jahre ohne Fehlbetrag auszukommen. Nur infolge der freiwilligen Zuwendung und der opferwilligen Beiträge bei den Schulfesten ist es möglich gewesen, die Verluste zu decken und die Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht zu halten. So sehr wir allen, die bei den Festen mitgewirkt und durch Stiftungen und Spenden den Schulen geholfen haben, zu Dank verpflichtet sind, wollen wir doch auch an dieser Stelle nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit der deutschen Kolonie auf unsere Schulvereinigung zu lenken, der die gewiss nicht leichte Aufgabe obliegt, zwei bedeutende deutsche Schulen zu erhalten und in ihrer fortschreitenden Entwicklung zu fördern. Nur durch tatkräftige Mithilfe von allen Seiten können wir hoffen, dieses Ziel zu erreichen.

Verbindung mit der Industrie- und Handelskammer zu Berlin.

Mit grösser Freude nahmen wir davon Kenntnis, dass die Industrie- und Handelskammer zu Berlin auf Anregung einer führenden Persönlichkeit des deutschen Wirtschaftslebens das Protektorat über unsere Schule übernommen und ihr alljährlich eine Summe zur Verfügung gestellt hat, um daraus für äussere-tatsmässige Zwecke Anschaffungen zu machen. Wir haben daraus zu unserer Genugtuung ersehen, mit wie lebhaften Interesse man in der Heimat die Bestrebungen des deutschen Auslandschulwesens und insbesondere/die Entwicklung unserer Schule verfolgt und schließen uns der Hoffnung an, die in dem Schreiben der Handelskammer ausgesprochen ist, «dass durch die Vereinigung unserer Kräfte die Liebe zur Heimat und das Bewusstsein der Verbundenheit aller Deutschen auch bei unseren Schülern gefördert werde.”

Belgrano, im März 1928.

Der Vorstand der DEUTSCHEN SCHULVEREINIGUNG