1926 | 30º Jahresbericht – Deutscher Schulverein Belgrano


Vereinsbericht.

Der Vorstand des Schulvereins Belgrano erstattet hiermit seinen Mitgliedern Bericht über das abgelaufene 30. Geschäftsjahr.

GENERALVERSAMMLUNG. In der ordentlichen Generalversammlung vom 15. März 1926 wurde der Jahres- und Rechenschaftsbericht des Vorstandes vorgelegt und einstimmig genehmigt.

VORSTAND. Satzungsgemäß schieden mit Ende des Geschäftsjahres 1925 aus dem Vorstand aus die Herren: A. Frahne, H. Kammann, L. Koennecke, H. Mey, Dr. C. E. Niebuhr und C. Peters, Sie wurden sämtlich wiedergewählt mit Ausnahme von Herrn C. Peters, der eine Wiederwahl ablehnte. An seiner Stelle wurde Herr H. BÜhler gewählt.

Herr G. Peters gehörte dem Vorstand seit dem Oktober 1917 ununterbrochen als Mitglied an. Im Jahre 1918 führte er den 2. Vorsitz und 1919-1925 war er 1. Vorsitzender.

An der starken Entwicklung unserer Schule in den letzten Jahren hat Herr Peters hervorragendes Verdienst, und der Schulverein sagt ihm auch an dieser Stelle für seine langjährige, aufopfernde Tätigkeit herzlichen Dank.

An Stelle des ausgeschiedenen Herrn P. Eppenstein wurde im April 1926 Herr C. Durlach in den Vorstand berufen, sodaß sich der Vorstand im Berichtsjahre, wie folgt, zusammensetzte:

1. Vorsitzender Herr L. Koennecke

2.Vorsitzender Herr A. Ellinger

Schriftführer Dr. C. E. Niebuhr (als Schriftführer ersetzt am 5. April durch Herrn C.Durlach.)

Kassenwart Herr H. Bühler

Beisitzer Herren P. Eppenstein, A. Frahne, H. Kammann, H. Mey, K. Plebst, Dr. C. Riedel, E. Stengel

Infolge endgültiger Uebersiedlung nach Deutschland legte. Herr Plebst am 24. Dezember sein Amt als Vorstandsmitglied nieder. An seiner Stelle wurde Herr Carlos Zitzke in den Vorstand berufen.

Mit Schluß des gegenwärtigen Geschäftsjahres scheiden satzungsgemäß folgende Herren aus dem Vorstande aus: C. Durlach,

A. Ellinger, Carlos Zitzke, Dr. C. Riedel, E. Stengel, welche sämtlich wiederwählbar sind.

MITGLIEDER. Das Namensverzeichnis der Mitglieder auf Seite 8 ergibt für das Jahr 1926 eine Mitgliederzahl von 158, somit eine Vermehrung um 56 gegen das Vorjahr. Die Zunahme gegen das Vorjahr ist eine recht erfreuliche, und ist auf einen Appell an die Eltern unserer Schüler zurückzuführen, welcher eine sehr dankenswerte und bereitwillige Aufnahme fand. Der Vorstand betrachtet die Mitgliedschaft als eine Pflicht aller Eltern und richtet an alle noch Fernstehenden die Bitte um Beitritt zu unserem Schulverein, sowie an alle Freunde unserer Schule das dringende Ersuchen, uns neue Mitglieder zuzuführen. Es ist leider nicht zu verhindern und wir verweisen im Besonderen auf das unter „Lehrkörper“ Gesagte, daß die Ausgaben der Schule vor. jahr zu Jahr wachsen, wogegen die Möglichkeit, unsere Einnahmen zu erhöhen, nur geringe sind. Statt dessen waren infolge der ungünstigen Wirtschaftslage die Gesuche um Erlaß oder Ermäßigung cter Schulgelder im vergangenen Jahre besonders hoch, und gingen über die Grenze dessen, was der Schulverein leisten kann, um Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht zu halten, hinaus. Eine erhöhte Mitgliederzahl würde uns über manche Schwierigkeit hinweghelfen, weshalb wir alle Empfänger dieses Buches bitten, von den beifolgenden Anmeldescheinen in ihrem Bekanntenkreise ausgiebigen Gebrauch zu machen.

SCHULLEITUNG UND LEHRKÖRPER. Ueber die Änderungen in der Zusammensetzung des Lehrkörpers enthält der Schulbericht auf Seite 16 die näheren Angaben. Für die erfolgreiche Tätigkeit im Vereinsjahre spricht der Vorstand dem Lehrerkollegium seinen Dank aus, ganz besonders auch für die tätige Mitwirkung an dem Schulfest.

Herr Dr. J. Brinckmann, der in uneigennütziger Weise das Amt des Schularztes versieht, hat uns auch in diesem Jahr wieder in allen Gesundheitsfragen mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Auch ihm sei hierfür unser herzlichster Dank ausgesprochen.

Von besonderer Bedeutung war die Neuregelung einiger Bestimmungen, die das Vertragsverhältnis, die Beurlaubung und Besoldung der Lehrkräfte betreffen. Auf ein Gesuch des Lehrkörpers beschloß der Vorstand nach eingehender Durchberatung folgende Aenderungen einzuführen :

Die Verträge mit den Lehrkräften endigen im letzten Vertrags-jahr mit dem Ferienschluß, d. h. Ende Februar. Die Ferienmonate Januar und Februar werden also mitbezahlt.

Die Verträge mit den Lehrkräften, die von Uebersee verpflichtet werden, werden zunächst auf vier Jahre abgeschlossen und von da ab auf je drei Jahre verlängert. Für Lehrkräfte, die in Südamerika verpflichtet werden, gelten besondere Bestimmungen.

Die Ausreisevergütung für Lehrkräfte von Uebersee ist auf die feste Summe von 300 $ Gold gesetzt worden.

Jeder an der Schule fest angestellten Lehrkraft steht nach fünf Dienstjahren ein Heimaturlaub zur Erholung oder zu Studienzwecken zu und zwar von zwei Monaten ohne Anrechnung der großen Ferien. Die Kosten der Vertretung trägt der Schulverein. In jedem Jahr können gleichzeitig nur zwei Lehrkräfte beurlaubt werden.

Außen diesen wichtigsten Bestimmungen wurden noch einige andere Aenderungen eingeführt, die sämtlich eine Verbesserung der Anstellungsbedingungen unserer Lehrerschaft bedeuten.

Der Vorstand ist damit den Wünschen des Lehrkörpers in jeder ihm möglichen Weise entgegen gekommen und hat eine neue Belastung übernommen, die durch die finanzielle Lage der Schule allein kaum gerechtfertigt wäre. Es geschah in dem Bestreben, die wirtschaftliche Lage des Lehrkörpers soweit wie möglich zu verbessern und ein verstärktes, gedeihliches Zusammenarbeiten zwischen Vorstand und Lehrerkollegium zu schaffen.

LEHRMITTEL UND ANSCHAFFUNGEN. Die Lehrmittelsammlung wurde nach den Vorschlägen der Schulleitung wiederum ganz erheblich vermehrt, besonders in Physik, Chemie, Kunst, Anschauungs- und Arbeitsmaterial für den Kindergarten. Für kleinere Vorträge bis zu einer Zuhörerschaft von etwa 100 Personen, wurde der Gesangsaal hergerichtet und mit einem Apparat für Lichtbildervorträge ausgestattet, welcher der Schule von einem ungenannten Spender als Geschenk überwiesen wurde. Der neue Vortragssaal hat uns während des Jahres gute Dienste geleistet und ist besonders für kleinere Veranstaltungen wie Vorträge, Konzerte, Lichtbilder- und Filmvorführungen sehr geeignet. Derselbe steht auch privaten Vereinen etc. gegen mäßiges Entgelt jederzeit zur Verfügung.

SCHULGEBÄUDE. Das Schulgebäude wurde wie alljährlich, wo Ausbesserungen nötig waren, in Stand gesetzt. Große Baulichkeiten erwiesen sich dieses Jahr nicht als notwendig, außer der Erweiterung eines Klassenzimmers, das durch Hinzunahme des früheren Eingangs Jose Hernandez 2261 an Raum gewann. Sollte die Schülerzahl in gleichem Maße wie in den letzten Jahren wachsen, so w’erden freilich eine Anzahl Klassenräume nicht mehr ausreichen, und man wird daran denken müssen, sie zu erweitern oder neue und größere zu schaffen.

SCHULFEST. Das Schulfest fand, wie alljährlich, zu Beginn der Frühlingsferien, am 4. September statt. Es hatte diesmal in seinem Nachmittagsteil eine andere Form angenommen, die zu einem recht guten Erfolg geführt hat. Ein .Jahrmarktfest zu Plundersweilern“ mit all dem bunten Leben und Treiben eines deutschen Jahrmarktes, spielte sich in den Räumen der Schule ab. Die Vorbereitungen hierfür hatte das Lehrerkollegium mit den Schülern selbst in anerkennenswerter Weise getroffen, und die fleißigen Hände, besonders der Schülerinnen, hatten die Verkaufsstände, Würfelbuden, den Schießstand usw. reichlich mit selbstgefertigten Gaben versehen. Aufführungen im Festsaal sorgten für weitere Belebung des Festes. Der Abend war wie gewöhnlich der Unterhaltung und dem geselligen Verkehr der Erwachsenen gewidmet.

Wir erfüllen eine angenehme Pflicht, indem wir allen, die bei dem Feste mitgewirkt haben, in erster Linie unserer unermüdlichen Damenkommission, herzlichen Dank für die zeitraubenden und mühevollen Arorbereitungen und das erfolgreiche Mitwirken beim Feste aussprechen.

VEREINIGUNG MIT DER GERMANIASCHULE. Ein bedeutsames Ereignis vollzog sich zu Ende des Schuljahres. Nach eingehenden Verhandlungen zwischen dem Deutschen Schulverein Belgrano und dem Schulverein der Germaniaschule wurde vereinbart, daß der letztere vom 1. Januar 1927 ab in unseren Verein aufgehen und daß die Germaniaschule unter dessen Verwaltung treten solle. Die Leitung der Schule übernahm der Direktor der Belgrano-schule. Die Abmachungen wurden durch die beiderseitigen Generalversammlungen mit Zustimmung der Deutschen Evangelischen Gemeinde genehmigt und sind damit von Beginn dieses Jahres in Kraft getreten.

Beide Schulen, die so lange im Wettbewerbe nebeneinander hergegangen sind, werden nun in Zukunft Zusammenarbeiten. Es ist die Absicht des Vorstandes, die Germaniaschule nicht nur im nächsten Jahre, sondern auch für die künftigen Jahre zu erhalten und, wenn möglich, noch mehr auszubauen. Vor allem sollen ihr die Vorteile der Incorporaciön erhalten bleiben, die den Schülern, die später auf argentinische Universitäten übergehen wollen, das Studium und die Prüfung wesentlich erleichtert. Auch die Einrichtung eines Kindergartens ist in Aussicht genommen, falls sich eine genügende Zahl von Kindern dafür findet, damit der Schule ein sicherer Nachwuchs gewährleistet wird.

BILANZ.Näheres über die Einnahmen und Ausgaben, sowie über den Vermögensstand des Vereins ist aus dem Kassenbericht auf Seite 7 zu ersehen.

GENERALVERSAMMLUNG. Die 30. ordentliche Generalversammlung findet am 29. März im Schulgebäude Jose Her-nandez 2247 statt. Die Tagesordnung wird in der üblichen Weise veröffentlicht und geht den Herren Mitgliedern gleichzeitig mit der dem Jahresbericht beigegebenen besonderen Einladung zu. Die Mitglieder sind zu dem Besuch der Versammlung hiermit einge-iaden.

Belgrano, im Februar 1927.

Der Vorstand des DEUTSCHEN SCHULVEREINS BELGRANO

L- Koennecke, 1. Vorsitzender;

A. Ellinger, 2. Vorsitzender;

H. Bühler, Kassenwart;

C. Durlach, Schriftführer; A. Frahne, H. Kammann, H. Mey, Dr. C. E. Niebuhr, Dr. C. Riedel, E. Stengel, C. Zitzke, Beisitzer.

Mitglieder während des Jahres 1926

Andresen, J. Bade, A. H. Barthmann, W. G. Becker, Gmo. Bellardi, Gmo. Berger, C. Berger, H. Beutelspacher, E. Boelcke, H.Boer de, H Bohnen, O., Born, H., Brauhardt, M. Brinckmann, Dr. J. Bühler, II., Bunge, E. G., Bunge, M., Burkart, K., Busch, H., Casper, H., Caviezel, J.,Deckers, Frau D. Deckert, IC.,Dietl, C.,Dörnfeld, C. II. Duckwitz, O. Durlach, C., Ellinger, A. Eppenstein, P., Feldmann, P. zum Felde, A. Fehling, G. E. Fietze, Fr., Fischer, Fr. W Frahne, A., Freude, L., Frieke, A., Fuchs, I. M., Gast, Prof. Dr. P. Gehrls, O., Geroe, L., Gieschen, B., Glenz, G., Gneist, C., Göttling, A., Graeff, F. Gravenhorst, F. F, Hahn, W., Hasche, M. E. Hasenclever, H Hasenclever, W Haupt, G., Ileinlein, Frau Emmy Heisecke, F. Hermann, E., Hess, G., Hiller, Dr. E Hirsch, A., Illing, Frau C.., Jousten, E., Junge, A., Kade, J. M., Kallee, W Kammann, H. Kayssor, j. A., Kern, C. Klappenbach, P, Knöpfli, O. Koennecke, E. Kracht, H., Krause, F., Krikava, H., Krohn, F., Kuhn, A. W., Lang, E Easker, Frau (_, Leeb, A., Lenzner, P., Besser, A., Lincke, J., Lindblom, W. J. Lohrmann, W. Euckhaus, G., Lutz, Frau A, Manz, A., Meier, J. Fr., Mengen y Laass, Merbeck, Gmo. Merzbacher, Dr. L Mey, H., Mitius, E., Möring, A., Möring, E., Moll, C., Möller, E., Mühle nkamp, F. Müller, H., Müller, H. E., Munk, M. Mutzenbecher, G, Neiling, H., Niebuhr, A., Niebuhr, Dr. C. E., Peper, A., Peters, A., Peters, G., Petersen, W. Pfeiffer, Frau A. Plebst, B. Preumayr, B. Proske, H., Kaupach, O. H. Biedel, Dr. G. Biede’, G., Böhmer, Dr G. Bosauer, L. Bosenbaum, M. Bosenbusch, F. Bunge, A., Säger, C. Schachert, O. Scharf, Dr. G. Schauffele, Gmo. v. Scheven, H. Schindler, F. Schmidt, Fr. Schmidt, P. Schneider, B. Schönauer, M Schoenert, G. Sekorr, E. Schreiber, Frau J. Schubert, B’. Seidel, A., Seifert, C. H. Seippel, E. Siegerist, L. Staudt, B. W. Stengel, E. Stenkhoff, J. Stöcker, J., Storm, P., Surber, H, Tanke, C., Tassara, E. B. Thorhauer, E. Traub, Gmo. Trauttenmiller, A, Velten, Th. Vollmer, Phil., Warnholtz, G. Weigel, T. A. Wendel, B. Werners, J., Wüst, L., Wolff, B. Wolfsteller, W., Zitzke, C.

Schulbericht.

Schulbetrieb.

Lehrplan und Unterricht.

Im Lehrplan der Schule traten im Berichtsjahr keine besonderen Aenderungen ein, außer den geringen Verschiebungen, die die Verteilung der Lehrkräfte auf die Unterrichtsfächer und die besonderen Bedürfnisse einzelner Klassen alljährlich notwendig machen.

Die Beratungen über die genaue Festlegung des Lehrstoffes die schon im vorigen Jahre begonnen hatten, wurden fortgesetzt und in allen Fächern zu Ende geführt. Der Plan war, zu Beginn des Jahres 1927 einen gedruckten Lehrstoffplan der Belgrano-schule herauszugeben, nachdem die mannigfachen Umstellungen und Aenderungen im Lehrplan der Hauptsache nach beendet und erprobt’waren. In letzter Stunde mußte indessen von dem Druck abgesehen werden, da die Uebernahme der Germaniaschule zu einer erneuten Durchsicht des Lehrplanes und damit auch des Lehrstoffes Veranlassung geben wird. Da beide Schulen von nun an unter gemeinsamer Leitung arbeiten sollen, werden sie in ihrem Lehrplan so eingerichtet werden müssen, daß vom 1. bis 7. Schuljahr ein Uebergang von der einen zur anderen Schule ohne Schwierigkeit ermöglicht wird. Auch die Frage der Lehrbücher spielt hier hinein. Von Obertertia ab wird der Lehrplan verschieden sein müssen, da die Germaniaschule als inkorporierte Anstalt sich strenger an den argentinischen Lehrplan für höhere Schulen halten muß, während der Belgranoschule darin größere Freiheit bleibt.

Alle diese Fragen konnten, da sich der Anschluß der Germaniaschule erst Ende Dezember vollzog, nicht mehr in Angriff genommen werden. Es soll demnächst ein Lehrstoffplan für beide Schulen endgiltig festgelegt und gedruckt werden.

Die Mädchen-Abteilung geht nun, wie schon im vorigen Jahresbericht bemerkt wurde, mit der Knaben-Abteilung bis zur Untertertia (3. Klasse), also bis zum 7. Schuljahr nach gleichem Lehrplan. Von da ab folgt sie ihrem eigenen Lehrgang in der 2. und 1. Klasse und schließt mit der Frauenschule ab, doch so, daß den jungen Mädchen, die die Reifeprüfung ablegen wollen, der Uebergang von der 1. Klasse zur Obersekunda freisteht.

Es waren dieses Jahr acht junge Mädchen, die hiervon Gebrauch machten, sodaß die Obersekunda die bis dahin nicht erreichte Zahl von 19 Schülern und Schülerinnen aufwies. Die Ober-sekundanerinnen waren voriges Jahr in der Mathematik in besonderen Stunden für den Uebergang vorbereitet worden. Die Erfahrung dieses Jahr hat gezeigt, daß es ihnen wohl möglich war, mit ihren Klassengenossen in allen Fächern Schritt zu halten. Tn Zukunft werden, wie es auch schon in diesem Jahr geschah, die Schülerinnen der 1. Klasse, die am Schluß des Jahres in die Obersekunda eintreten wollen, von vornherein in den Fächern, wo es. nötig ist, zusammen mit der Untersekunda ausgebildet werden. Sie haben sich also gleich zu Beginn des neuen Schuljahres zu entscheiden, ob sie ihre Studien in der Obersekunda oder in der Frauenschule fortsetzen wollen.

Der Unterricht in dieser letzteren Klasse verlief nach dem bisherigen Lehrplan, nur daß die Stunden in Englisch von Miss. D.Highet, die im Französischen von Madame A. van Domselaar erteilt wurden. Auch wurde den Schülerinnen Gelegenheit gegeben, sich im Kochen praktisch auszubilden und zwar in einem freiwilligen Kurs, den Fräulein Bänder leitete.

Nachdem nun die Frßuenschule einige Jahre nach dem festgesetzten Lehrplan gearbeitet hat, ist unter den Eltern der Wunsch rege geworden, sie noch mehr zu einer Abschlußklasse für die allgemeine Mädchenbildung ohne Rücksicht auf den künftigen Beruf als Hausfrau auszubilden. Ohne Zweifel ein sehr berechtigter Wunsch, da eine umfangreiche und abgeschlossene Bildung der jungen Mädchen wie auch drüben in Deutschland, nur in einem zehnjährigen Kurs nach Art der deutschen Lyzeen erreicht werden kann.

Auf Vorschlag der Vorsteherin der Mädchen-Abteilung wurde daher eine Besprechung mit den Eltern abgehalten, in der festgestellt wurde, daß die Frauenschule im nächsten Jahr im sprach-lichen-literarischen Unterricht verstärkt werden solle und daß auch, auf die Ausbildung der Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächer mehr Gewicht zu legen sei. Die rein praktischen Fächer, wie Haushaltun’gsrechnen, Nahrungsmittellehre, Gesundheitslehre und Kochunterricht werden demnach im nächsten Jahre aus. der Frauenschule ausscheiden und mit anderen freiwilligen Lehrgängen dem zweiten Jahr zugewiesen werden. Dieses soll nach der Art der bisherigen Volkshochschullehrgänge, aber im engeren Anschluß an das erste Jahr der Frauenschule und in mehr systematischer Form durchgeführt werden. Es wäre sehr zu wünschen, daß sich eine Anzahl junger Mädchen und Damen dafür fänden, damit diese Kurse zu einer ständigen Einrichtung der Belgranoschule werden. Sie sollen nach den Wünschen und Bedürfnissen der Teilnehmerinnen, aber, wie gesagt, nach einem, festen Plan ausgestaltet werden. Damit hätte dann die Belgrano-schule nach beiden Seiten hin, der Knaben- wie der Mädchen-Ausbildung, das Ziel einer ausgebauten Vollanstalt endgültig erreicht.

Im übrigen verlief der Unterricht in normaler Weise nach dem Lehrplan und den festgesetzten Lehrstoffplänen. Die praktischen Schülerübungen in Physik und Chemie wurden weiter ausgestaltet und bilden nun einen festen Bestandteil des Unterrichts in diesen Fächern. Sehr vorteilhaft erwiesen sich die Ausflüge und Uebungen im naturwissenschaftlichen Unterricht, die freilich immer noch wahlfrei stattfinden müssen. Bei einer Vergrößerung des Schulgebäudes würde für Naturkunde ein besonderer Raum geschaffen Averden müssen, und die Uebungen könnten dann in fester Form in den Lehrplan eingefügt werden. Auch so haben sie schon recht nützlich gewirkt, und die Zahl der Schüler und Schülerinnen die an ihr teilnahmen — es waren Schüler der Klassen Sexta bis Unter-Sekunda und Schülerinnen der 6. bis 2. Mädchenklasse — hielt sich bis zum Schluß des Jahres auf gleicher Höhe. Die Leitung der Kurse lag in den Händen von Herrn Beierle und Fräulein Havemann.

Auch der Unterricht in Kunstgeschichte konnte dieses Jahr Aveiter ausgebaut und vertieft werden. Bei der großen Bedeutung dieses Unterrichtiszweiges für die klare Beobachtung und die Bildung des Geschmackes wird ihm in dem nächsten Jahre in allen Klassen, wenn auch nicht als besonderem Unterricht, so doch in Verbindung mit Deutsch und Geschichte, mehr Raum zugewiesen werden. In diesem Jahre fand er nicht, wie bisher, nur in der ersten Klasse und Frauenschule statt, sondern wurde auch in die Obersekunda und Prima eingeführt.

Die Einrichtung des Gesangsaales zu einem Vortragssaal mit einem Film- oder Lichtbilder-Apparat trug zur Belebung des Unterrichts auch in anderen Fächern, bei. DieSchule verfügt jetzt über einen reichhaltigen Bestand von Lichtbildern, Kunstblättern, künstlerischen Postkarten und anderen Vervielfältigungen, die auch mit Hilfe des Epidiaskops vergrößert werden können. Dazu kommt eine Sammlung von Lichtbildern aus den verschiedensten Wissenschaftsgebieten, die den deutschen Schulen in Buenos Aires zur Verfügung gestellt wurden und deren Verwaltung die Belgranoschule übernommen hat. Auch ein Phonograph mit einer Anzahl ausgew’ählter Schallplatten für den sprachlichen, literarischen und musikalischen Unterricht steht zu ihren Diensten. So verstärkt sich in der Schule von Jahr zu Jahr die Richtung auf einen fruchtbaren Arbeitsunterricht, der nicht bloß das Wissen, sondern das Können und die lebendige Anschauung fördern soll.

Um die Selbsttätigkeit der Schüler zu fördern und sie zum Durchdenken von Fragen, die innerhalb ihres Gesichtskreises liegen, anzuregen, wurde in den Oberklassen (U II—O I) der Knaben-Abteilung ein erster Versuch mit sogenannten Debattierstunden werden, da der Sportplatz des „Club Atletico de Obras Sanitarias“ sich auf die Dauer als nicht zuträglich erwies und ein bequem gelegenes Schwimmbad vorläufig nicht zur Verfügung stand. Dagegen fanden freiwillige Ruderübungen in Tigre unter Leitung des Turnlehrers wiederum alle Sonnabende statt.

Prüfungen

Abschlussprüfung der argentinischen Volksschule.

(Examen General de ensenanza primaria.)

Zu dieser Prüfung, die die Berechtigung zum Eintritt in die argentinischen höheren Schulen gewährt, meldeten. sich diesmal sämtliche Untertertianer und Schülerinnen der 3. Klasse, im Ganzen 44 Schüler und Schülerinnen. Die Prüfung fand am 22. November unter Vorsitz des Inspektors Herrn Manuel A. Griffero statt und hatte den guten Erfolg, daß sämtliche Prüflinge bestanden.

Z. Prüfungen für die argentinische höhere Schule.

Seit einigen Jahren legen unsere Schüler die Prüfungen für das 1. und 2. Jahr des Colegio Nacional als sogenannte „Alumnos libres“ im „Colegio Nacional“ Bme. Mitre ab. Sie erwerben damit das Recht, nach bestandenen Prüfungen ihre Studien auf einem Nationalkolleg fortzusetzen, für den Fall, daß sie an einer argentinischen Universität studieren wollen. Die Vorbereitung in der Belgranoschule geschah bisher so, daß sie in den Fächern, deren Lehrplan mit dem des Colegio Nacional gleichläuft, von den Fachlehrern unterrichtet wurden. In diesem Jahre trat hierin in zwei Fächern, nämlich in Mathemaik und Geschichte, eine Aenderung ein, da deren Lehrstoff erheblich vermehrt worden war. Es wurden daher zwei bewährte argentinische Lehrer, die Herren Mariano Errotaberrea und Dr. Gerönimo Amuchästegui hierfür angestellt, die in zwei- bis drei wöchentlichen Zusatzstunden den gesamten Stoff mit den Schülern durcharbeiteten, auch zu dem Zewck, ihnen die Handhabung der spanischen Fachausdrücke zu erleichtern.

Die Zahl der Prüflinge war wiederum gestiegen. Es bereiteten sich für die Prüfungen des 1. Jahres 14 Obertertianer, für die des 2. sechs Untersekundaner vor. Letztere erzielten in der Prüfung recht gute Ergebnisse. Bei den Obertertianern war der Erfolg nicht ganz so befriedigend, einmal, weil in einigen Fächern schärfer als sonst zensiert wurde, hauptsächlich aber, weil sich manche Schüler zu der Prüfung gemeldet hatten, die auch im Unterricht der Klasse recht schwach waren. An sorgfältiger Vorbereitung für die Prüfung hat es jedenfalls nicht gefehlt.

Reifeprüfung.

Zur Reifeprüfung meldeten sich 2 Oberprimanerinnen, Alicia Busch und Ingrid IViengreen, sowie als Auswärtiger Karl Gneist, gemacht. In bestimmten Stunden, die an den deutschen Unterricht angeschlossen waren, konnten die Schüler Fragen, deren Beantwortung ihnen von Wert war, zur Erörterung stellen und mit Hilfe des Lehrers in freier Weise in Rede und Gegenrede behandeln. In O II und I wurde ein Zettelkasten eingeführt, in dem die Schüler ihre Fragen schriftlich mit Namensunterschrift niederlegen konnten. Die neue Einrichtung hat sich trotz ihrer noch unvollkommenen Form schon jetzt als recht anregend erwiesen und soll nächstes Jahr fortgesetzt werden.

Das fortschrittliche Streben machte sich auch im Handarbeitsunterricht, der in den meisten Klassen auf zwei Wochenstunden erhöht wurde, geltend, wie auch im Werkunterricht, an dem dieses Jahr 71 Schüler und Schülerinnen in vier Abteilungen teilnahmen. Dieser wahlfreie Zweig des Unterrichts gestaltet sich in erfreulicher Weise immer mehr aus, im Sinne einer genauen, planmäßig geordneten Arbeitsweise. Es wurden in diesem Jahre außer dem bisher gepflegten Arbeiten Laubsägearbeiten, Anfertigung von Modellen, Aquarien, Figuren für das Puppen-Theater hergestellt. Ganz besonders Anklang fand die Neueinrichtung der Buchbinderarbeit, in der Knaben, wie Mädchen ihre Geschicklichkeit und ihren Geschmack zeigen konnten.

Eine Ausstellung von Zeichnungen, Handarbeiten der Mädchen, Handfertigkeiten aus dem Werkunterricht und dem Kindergarten, die bei Gelegenheit des Weihnachtsfestes den Eltern zugänglich gemacht wurden, legte einen erfreulichen Beweis von den Fortschritten ab, die auf diesen Gebieten in den letzten Jahren gemacht worden sind.

Wie in früheren Jahren wurden die Rhythmischen Uebungen fürMädchen auch dieses Jahr abgehalten und zwar in drei Abteilungen mit je zwei Wochenstunden. Es nahmen im ganzen 54 Schülerinnen daran teil.

Der Schiessunterricht für Schüler über 16 Jahre stand wiederum unter Leitung des Instruktionsoffiziers, Herrn Leutnant Rafael Solano, und fand jeden Donnerstag Nachmittag statt. Die Obersekundaner, die daran teilnahmen, erfüllten sämtlich ihre Bedingungen und erwarben sich damit das Recht, nach Erfüllung einer letzten Schießbedingung sich vom 19. Lebensjahr ab als Freiwillige mit dreimonatlicher Dienstzeit zum Heeresdienst zu stellen und danach unter die Offiziersaspiranten eingereiht zu werden.

Als Ergänzung des Turnunterrichts wurden wie sonst Spiel-und sportliche Uebungen Mittwochs Nachmittags unter Leitung der Herren Kraft und Braun abgehalten und zwar auf dem Platze des Sportklubs „El Zorro“, der ganz nahe an der Station Rivadavia gelegen ist. Die Beteiligung war dieses Jahr etwas geringer, erreichte indessen die Zahl von durchschnittlich 70 Schülern und Schülerinnen. Das Baden und Schwimmen mußte ausgesetzt der während des letzten Jahres am Unterricht der Oberprima als Zuhörer teilgenommen hatte. Alle drei bestanden die Prüfung mit gutem Erfolg.

Die mündliche Prüfung fand am 5. Dezember unter Vorsitz des Direktors als Reichsbeauftragten statt. Als Vertreter des Vorstandes nahm der Vorsitzende an der Prüfung teil.

Die schriftlichen Prüfungsarbeiten lauteten :

Für die Oberprimanerinnen:

Deutsch : „Schau um Dich — Schau in Dich — Schau über Dich“, als Richtschnur fürs Leben.

Spanisch: Comodidades, placeres y enseñanzas de los viajes.

Englisch: Die sieben Raben (Brüder Grimm) ; freie Erzählung nach dem vorgelegten deutschen Text.

Deutsch: Vorteile und Nachteile der technischen und industriellen Entwicklung für ein Volk.

Französisch: Un voyage que j ’ ai fait: freie Erzählung.

Volkshochschullehrgänge.

Die im vorigen Jahre begonnenen Lehrgänge hatten dieses Jahr weniger Interesse’ gefunden, und es schien angebracht, eine Pause darin eintreten zu lassen. Nur für zwei von ihnen hatte sich eine genügende Zahl von Teilnehmerinnen gefunden, nämlich für den Schneiderkurs, den. Frau A. Cafferata mit wöchentlich 3 Stunden erteilte, und für das Kunstgewerbliche Zeichnen und Malen, wie die Anfertigung kunstgewerblicher Arbeiten unter Leitung von Fräulein von Zehmen. Im Ganzen beteiligten sich an diesen Kursen 20 junge Mädchen.

Neu – Einrichtungen und Anschaffungen.

Nachdem im vorigen Jahre die Räume für die praktischen Schülerarbeiten in Physik und Chemie eingerichtet waren, wurden in diesem Jahr keine größeren Neueinrichtungen nötig. Das Lehr-und Anschauungsmaterial wurde, wie schon auf Seite 5 erwähnt, planmäßig ausgestattet, ebenso wie die Lehr- und Schüler-Bücherei und die Sammlung für Schulbücher für unbemittelte Kinder. Die Anschaffungen von Klassenschränken, Lehrpulten und Wandtafeln wurden fortgesetzt, auch wurden eine Anzahl Klassenräume und die Wandelgänge mit neuenBildern geschmückt.

Besonderer Dank gebührt allen denen, die uns auch in diesem Jahre mit einzelnen Spenden bedacht haben.

Allen freundlichen Spendern sei aufs Herzlichste gedankt.

Schulleitung und Lehrkörper.

Im Lehrkörper der Schule traten diesmal mehr Veränderungen, als sonst, ein.

An Stelle von Fräulein K. Heisterbergk, die die Mädchen-Abteilung vier Jahre bis 1925 als Mitleiterin unter ihrer Aufsicht gehabt hat, trat mit Beginn des Jahres Fräulein Erika Benedix, die durch Vermittlung des Auswärtigen Amtes an die Schule berufen wurde. Sie war längere Jahre in Neukölln als Studienrätin, hauptsächlich für Englisch und Französisch, tätig gewesen und übernahm nun die Mädchen-Abteilung als Vorsteherin.

Statt Fräulein T. Vaerting, sollte ein Oberlehrer für Chemie, Mathematik und Physik eintreten. Durch unglückliche Umstände wurde aber die Berufung mehrere Monate verzögert, sodaß Herr Studienassesor Alfred Braun, der vom Auswärtigen Amt für diese Lehrstelle ausgewählt wurde, erst Ende September seinen Dienst antreten konnte. Der Unterricht in der Chemie wurde von Fräulein Dr. Cohn bis Ende März, darauf bis Schluß des 2. Vierteljahres von Herrn Prof. Dr. Reichert erteilt, in den übrigen Fächern übernahm das Lehrerkollegium und Fräulein Dr. Cohn die Vertretung.

An Stelle von Fräulein Wagner trat zu Beginn des Jahres die Studienassesorin Frl. Dr. Martha Wanach, die bis dahin in Lichterfelde gewirkt hatte, in den Lehrkörper ein. Sie übernahm den Unterricht vorwiegend in Deutsch, Geschichte, Kunstgeschichte und Erdkunde in den drei oberen Mädchenklassen.

Frau Sabine Hornemann, die im vorigen Jahre vertretungsweise beschäftigt war, wurde nunmehr fest angestellt und leitete den Anfangsunterricht im 1. Schuljahr, wie auch den Rechen- und Mathematik-Unterricht in einigen Klassen der Mädchen-Abteilung.

Zu Beginn des Schuljahres waren mehrere Lehrkräfte beurlaubt, nämlich die Herren : von Steiger(März) ; Dr. Hörner(März) ; Kraft (März u. April); auch ihre Vertretung wurde größtenteils durch den Lehrkörper gedeckt. Den Gesangunterricht des Schülerchors übernahm der Dirigent der Singakademie Herr Erich Ochs, danach wiederum Herr Kraft. Als Hilfskraft für den Unterricht in den unteren Knabenklassen trat in den beiden ersten Monaten Frau A. Steck ein; den Zeichenunterricht leitete Fräulein v. Zehmen.

Für den Unterricht in der 1. Mädchenklasse und Frauenschule wurden in Englisch Miß J. Fairrie Highet, im Französischen Madame A. van Domselaar verpflichtet, für die Vorbereitung und die Prüfung des 1. und 2. Jahres des Nationalkollegs in Mathematik Herr Mariano Errotaberrea, in Geschichte Herr Dr. Gerönimo Amuchästegui.

Am Schluß des Jahres traten einen Heimaturlaub an : Fräulein H. Müller und Herr O. Vezin. Für erstere trat als Hilfslehrerin Frau A. Hirschmann ein.

Auch durch Krankheit einzelner Lehrkräfte wurde der Unterricht mehrfach unterbrochen. Fräulein E. Reichert mußte infolge eines Unfalles einige Wochen fehlen, ebenso Fräulein H. Müller, Herr v. Steiger und Herr Hornemann, alle drei wegen einer Blinddarmoperation. Im übrigen hat das Lehrerkollegium den Unterricht ohne Unterbrechung und pünktlich versehen.

Mit Ende dieses Jahres schieden aus dem Lehrkörper aus:

Herr C. M. Beierle, der der Schule 11 Jahre als Oberlehrer angehörte und in dessen Hand besonders der gesamte naturwissenschaftliche Unterricht der Knaben-Abteilung und die Vorbereitung auf das Examen General de Ensenanza Primaria in den mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern gelegen hat. Herr Studienassesor H. Jäckel, der sieben Jahre an der Schule tätig war, hauptsächlich im Unterricht des Deutschen, der Geschichte und in Erdkunde, auf allen Lehrstüfen, und Herr N. Berg, der nach Ablauf seines vierjährigen Vertrags in die Heimat zurückkehrte. Er hat die drei unteren Knabenklassen als Klassenlehrer geführt und den Turn- und Gesangunterricht bis zur Quinta (5. Mädchenklasse) geleitet.

Den ausscheidenden Lehrkräften sei auch hier der Dank der Schulleitung für ihre treuen, gewissenhaften Dienste ausgesprochen.

Der Lehrkörper setzte sich im Jahre 1926 aus folgenden Lehrkräften zusammen:

Direktor.

Prof. Dr. W. Keiper an der Schule seit 1922

Vorsteherin der Mädchen-Abteilung:

Fräulein E. Benedix an der Schule seit 1926

Oberlehrer und Oberlehrerinnen:

P. Otaegui an der Schule seit 1909

Dr. W. Wrage 1914

C. Beierle 1916

Dr. R. Hörner an der Schule 1911-13 und seit 1922

H. Jäckel an der Schule seit 1920

O. Vezin 1920

Fräulen Dr. M. Wanach 1926

Herr A. Braun 1926

Lehrer und Lehrerinnen:

Fräulein E. Domin an der Schule seit 1908

L. Echevarria 1913

M. Fiedler 1916

B. Thiel 1917

O. Kraft an der Schule 1913-14 und seit 1920

Fräulein M. Havemann an der Schule seit 1920

H. Müller 1922

N. Berg 1923

D. Verdier 1923

T’rau M. Berninger(früher Frl. Grieben) 1925

Fräulein M. Schulz 1925

H. Ftornemann 1925

T’rau S. Hornemann 1926

Kindergärtnerin :

Frau E. Fang (früher Frl. E. Reichert) 1925

Hiilfslehrkräfte:

R. v. Steiger 1901

Frau A. Otaegui 1912

Fräulein E. Bänder 1923

R. Solano 1925

Miß D. Highet 1926

Madame A. van Domselaar 1926

Dr. G. Amuchästegui 1926

M. Errotaberrea 1926

Schüler und Schü!erinnen.

Nach der Uebersicht auf Seite 26 betrug die Zahl der Schüler im Ganzen 467, davon 248 Knaben und 219 Mädchen. Mit Hinzurechnen des Kindergartens erreichte die gesamte Schülerzahl die Höhe von 496.

Die Schule hat also fast die gleiche Schülerzahl wie das vorige jahr gehabt. Sie hielt sich in den unteren, mittleren Klassen etwa auf derselben Höhe, die Oberklassen waren stärker besetzt, dagegen der Kindergarten geringer.

Bei dieser Gesamtzahl ist freilich zu bedenken, daß eine Anzahl Schulkinder während des Schuljahres mit ihren Eltern nach Deutschland reisen und daher mehrere Monate zu Beginn oder zu Ende des Schuljahres, manchmal auch mitten im Schuljahre fehlen, eine Tatsache, die schon in früheren Jahresberichten erwähnt und in ihren Folgen für den Unterricht besprochen worden ist. Dieses Jahr war die Zahl der zeitweilig abgewanderten Kinder besonders groß; es w^aren im Ganzen 65 Schüler und Schülerinnen.

Das Verfahren der letzten Jahre, solche Schüler die nachweislich in der Heimat regelmäßigen Unterricht genossen hatten, aber trotzdem nach ihrer Rückkehr von der Reise mit den Klassengenossen nicht Schritt halten konnten, probeweise in die ihnen zuste-«henden Klassen aufzunehmen, wenn die Eltern die Gewähr dafür übernehmen, daß die Kinder noch während des Schuljahres oder in den Ferien das Versäumte nachholen, hat sich bisher bewährt. Nach Ablauf einer gewissen Probezeit wird dann darüber entschieden. ob die Kinder in den höheren Klassen bleiben können. Haben die Schüler während ihrer Abwesenheit von der Schule gar keinen Unterricht genossen, so ist eine Aufnahme in die höheren Klassen nur in ganz besonderen Fällen möglich ; hierüber findet dann eine eingehende Besprechung des Direktors oder der Klassenlehrer mit den Eltern statt, auf Grund deren die Aufnahme in die gleiche oder die höhere Klasse festgesetzt wird. Dadurch hofft die Schule gleichermaßen den Anforderungen des Unterrichts und den Wünschen der Eltern gerecht zu werden.

Der Gesundheitszustand der Schüler darf während des ganzen Jahres als recht günstig bezeichnet werden. Schwere Erkrankungen, besonders ansteckender Art. hielten sich innerhalb der gewöhnlichen Grenzen und machten keine besonderen Maßregeln der Schulleitung nötig.

Auch in diesem Iahre hatten wir den Schmerz, einen lieben Schüler durch den Tod zu verlieren. Der Obersekundaner Hans Wilhelm starb unerwartet nach kurzer Krankheit. Er hatte sich durch sein freundliches Wesen und sein gutes kameradschaftliches Verhältnis zu den Mitschülern deren und der Eehrer Liebe erworben. Am Tage seiner Beerdigung fand eine ergreifende Feier in der Schule statt. An seinem Grabe legten die Mitschüler ihre Abschiedskränze nieder und der Direktor sprach Worte der warmen Teilnahme für die Eltern.

Veranstaltungen und Festlichkeiten.

Am 20. April fand im Festsaal eine einfache aber eindrucksvolle Feier statt: der frühere deutsche Gesandte für Argentinien, Ereiherr von dem Bussche-Haddenhausen überreichte der Schule ein Bild des Reichspräsidenten von Hindenburg mit dessen eigenhändiger Unterschrift. Es erhielt einen Ehrenplatz im Amtszimmer des Direktors.

Zur Feier des argentinischen Nationaltages fand am 22. Mai -eine würdige Feier statt, bei der auch argentinische Persönlichkeiten, unter anderem der Inspektor der Privatschulen, Herr Manuel Griffero, zugegen waren. Die Feier des 9. Juli wurde in den Klassen abgehalten, und die Lehrer wiesen auf die Bedeutung des Tages hin.

Am 29. Mai versammelten sich die Schüler und Schülerinnen mit dem Lehrkörper und einigen Herren des Vorstandes zu Ehren des Herrn von Steiger, der 25 Jahre an der Belgranoschule als Zeichenlehrer gewirkt hat. Der Direktor hob dessen Verdienste um die Entwicklung dieses wichtigen Unterrichtszweiges hervor und überreichte ihm im Aufträge des Vorstandes ein kunstvoll ausgeführtes Diplom. Herr von Steiger dankte in bewegten Worten für diese schlichte Ehrung.

Einen besonderen Erfolg hatte das Schulfest am 4. September, über das im Vereinsberichte Seite 5 gesprochen worden ist. Die Vorbereitungen des Nachmittagsfestes lagen ganz in den Händen des Lehrerkollegiums, das mit anerkennenswertem Eifer und Geschick und in wochenlanger Arbeit zusammen mit den Schülern und Schülerinnen dafür sorgte, daß die Veranstaltung zur allgemeinen Zufriedenheit ausfiel. Die Leitung hatte die Vorsteherin der Mädchen-Abteilung, Fräulein Benedix, die auch den Grundgedanken für das Fest angegeben hatte.

Die Weihnachtsfeier war diesmal von der Schlußfeier getrennt worden, um beide Festlichkeiten ihrer besonderen Art nach zu gestalten. Bei der ersteren die am 11. Dezember stattfand, wurde ein altes deutsches Krippenspiel, wiederum unter Leitung von Fräulein Benedix, in stimmungsvoller Weise unter Mitwirkung des Schülerchors aufgeführt. Bei der Schlussfeier am 18. Dezember, die interner Art war, wurden die scheidenden Lehrer und Schüler verabschiedet. Ganz besonders gab der Direktor den Oberprimane-rinnen, die nach Ablegung der Reifeprüfung die Schule verließen, die Wünsche der Schule für ihre künftige Lebensbetätigung mit auf den Weg.

Während des Jahres wurden folgende Vorträge gehalten:

5. März: Dr. Hundhausen, „Die Verwertung des Doegenschen Laut-Apparates“.

23. Juli: Dr. Ernst Lert, „Die Romantik und Carl Maria von Weber“.

18. August: E. Laskowski, „Die Bedeutung der Luftschiffahrt mit besonderer Berücksichtigung des deutschen Segelfluges“.

13. November: Dr. Krumm-Heller, „Berlin und Potsdam, Lübeck, das bayrische Hochgebirge etc.“ (Filmvortrag.)

27. November: „Bilder aus dem 30jährigen Kriege“. (Filmvortrag)

Der Deutsche Wissenschaftliche Verein hatte den Festsaal der Schule für mehrere sehr gut besuchte Vorträge ausgewählt. Die Einnahmen aus diesen Vorträgen kamen zum größten Teil der Schulkasse zugute.

Besondere Erwähnung verdient das Schülerkonzert, das am

19. Juli unter Leitung des Herrn Professor Erich Ochs stattfand* Der Schülerchor war durch Damen und Herren der Singakademie verstärkt worden, und ein vorzügliches Orchester von Mitgliedern des Colon-Theaters zusammengestellt. Nach der einleitenden Ouvertüre aus der Oper „Martha“ von Flotow wurden die reizende Haydn’sche Kindersinfonie und dann Schillers „Glocke“ in der Vertonung von Romberg vorgetragen. Die Leistungen des Chors, der durch sorgfältige Uebungen für das Konzert geschult worden war, fand die verdiente Anerkennung der Zuhörer. Der Ertrag der Aufführung kam der Ferienreisekasse zu.

Reichen Beifall unter unsern Kleinen und Kleinsten fanden die wiederholten Aufführungen eines Kasperl-Theaters, die von Herrn Hornemann unter Beihilfe von Schülern des Werkunterrichts mit Sorgfalt und Liebe vorbereitet und durchgeführt wurden.

Während des Jahres fanden eine Anzahl Klassenausflüge an Nachmittagen oder freien Vormittagen statt, die den Besuchen von Ausstellungen, Museen, Werkstätten und dergleichen gewidmet waren oder der Erholung in freier Natur dienten. Eine Ferienreise wurde in den Septemberferien wiederum nach den Bergen von Cordoba unternommen. Sie stand unter Leitung des Turnlehrers Herrn O. Kraft und des Fräulein Havemann. Im „Eden-Hotel“ von La Falda fanden die Ausflügler bei den Besitzern des Hotels, een Herren Eichhorn, die zuvorkommendste Aufnahme. Besonderer Dank gebührt Frau Eichhorn, die mit mütterlicher Fürsorge m unermüdlicher Bereitwilligkeit für das Ergehen der Ferienreisenden sorgte. Die Beteiligung war dieses Jahr etwas geringer. Die Gesamtzahl der Lehrer und Schüler betrug 21.

Am 28. Oktober besuchte der frühere deutsche Reichskanzler, Herr Dr. Hans Luther, in Begleitung des Herrn Gesandten Gneist die Schule und weilte kurze Zeit im Kreise der Lehrer und Schüler, nachdem er einen Rundgang durch die Schule unternommen und dem Unterricht in einigen Klassen beigewohnt hatte, (s. das Titelbild.)

An der großen Kundgebung der deutschen Kolonie, die zu Ehren von Dr. Luther am 31. Oktober stattfand, beteiligte sich auch unsere Schule mit der Gesamtzahl ihrer Lehrer und Schüler.

Prof. Dr. W. Keiper, Direktor.