1922 | 26º Jahresbericht – Deutscher Schulverein Belgrano
Vereinsbericht
GENERALVERSAMMLUNG
Die 25. Ordentliche Generalversammlung fand am 31. März statt. Jahres- und Rechenschaftsbericht wurden einstimmig angenommen. Als Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt die Herren C. Peters, H. Kammmann, A. Frahne und L. Siegerist. Neu in den Vorstand gewählt wurden die Herren L. Koennecke und H. Mev. Als Syndikus wurde Herr E, Möring wiedergewählt.
VORSTAND
In der Vorstandssitzung am 9. April wurden die Ämter wie folgt verteilt:
1.Vorsitzender Herr Carlos Peters
2.Vorsitzender Herr G. Clemens
Schriftführer Herr H. Kammann
Kassenwart Herr W. Petersen
Beisitzer Herr A. Ellinger
Beisitzer Herr A. Frahne
Beisitzer Herr E. Stengel
Beisitzer Herr L. Siegerist
Beisitzer Herr J. Werners
Beisitzer Herr J. Koennecke
Beisitzer Herr H. Mey.
Während des Berichtsjahres vereinigte sich der Vorstand in 23 Sitzungen. Außer Herrn G. Clemens, welcher mit Beendigung des Vereinsjahres sein Vorstandsamt niedergelegt hat, scheiden satzungsgemäss aus dem Vorstand ferner aus die Herren W. Petersen, A. Ellinger, E. Stengel und J. Werners. Dieselben sind wiederwählbar.
Herr G. Clemens hat dem Vorstand seit dem Jahre 1917 ununterbrochen angehört und sei ihm auch an dieser Stelle herzlich gedankt für die dem Schulverein geleisteten Dienste.
MITGLIEDERVERZEICHNIS
Laut dem beigegebenen Namenverzeichnis betrug die Zahl der Mitglieder unseres Vereins am 31. Dezember 1922: 127.
Der Vorstand hat wiederholt Gelegenheit genommen, Freunde und Gönner des deutschen Schulwesens und insbesondere auch die Eltern der Schüler zum Beitritt als Mitglieder des Schulvereins aufzufordern. Leider ist die Zahl der Neuaufnahmen noch immer sehr gering und lässt erkennen, dass in weiten Kreisen die Bedeutung, welche das deutsche Auslandsschulwesen gerade in der jetzigen Zeit für das gesamte Deutschtum hat, noch immer nicht gebührend geschätzt wird. Jeder, auch der weniger bemittelte Deutsche sollte es bei den heutigen schweren Zeiten für das Deutschtum als seine vornehmste Pflicht betrachten, das deutsche Auslandschulwesen zu unterstützen und durch tätige Mitarbeit in den Schulvereinen an der Unterhaltung und dem Ausbau der deutschen Auslandschulen mitzuwirken. Pflicht eines jeden Deutschen ist es auch, mit dazu beizutragen, dass der deutschen Jugend im Ausland ihr Recht auf Einführung in deutsche Wissenschaft und Kultur nicht verkümmert wird, und sie zu künftigen Förderern deutscher Kultur im Auslande zu erziehen. Der Vorstand wiederholt daher auch an dieser Stelle die Aufforderung, dem Schulverein als Mitglied beizutreten und die Bestrebungen der Schule, durch tätige Anteilnahme zu unterstützen. Im besonderen richtet der Vorstand auch an alle Mitglieder die lütte, durch persönliche Werbetätigkeit mitzuhelfen, das Interesse für unseren Schulverein zu wecken. Formulare für Aufnahmegesuche können beim Sekretariat der Schule, Cuba 1714, angefordert werden.
SCHULBESUCH
Über die Schülerzahl gibt das beigegebene Schülerverzeichnis, sowie die entsprechende Tabelle im Schulbericht Aufschluss.
Die Anträge auf Schulgelderlaß bezw. Ermäßigung hielten sieh im Berichtsjahr auf der gleichen Höhe des Vorjahres.
Die Eingänge auf aus früheren Jahren rückständige und gestundete Schulgeldbeiträge waren auch im Berichtsjahr nur sehr gering. Da in vielen Fälle die Gründe, welche den Vorstand veranlasst hatten, die Zahlung des Schulgeldes zu stunden, nicht mehr bestehen, so werden z. Zt. die zu ergreifenden Maßnahmen erwogen, um die rückständigen Beträge hereinzubringen.
SCHULLEITUNG
Wie bereits im letzten Vereinsbericht mitgeteilt, hat Herr Dir. Dr. (labert seinen Posten als Leiter unserer Schule per 31. Dezember gekündigt. Die Neubesetzung des Postens konnte jedoch erst zu einem späteren Termin durchgeführt werden und hat Herr Dr. Gabert bereitwilligst die Geschäfte bis dahin weitengeführt. Herr Dr. Gabert ist Mitte April 1922 ans den Diensten der Schule ausgetreten und nach Deutschland zurückgekehrt.
Dr. Reinhold Gabert hat, seit er im Jahre 1913 nach erfolgreicher Tätigkeit als Rektor der Deutschen Schule in Rosario zur Leitung der Belgrano-Schule berufen wurde, die Anstalt neun Jahre lang als Direktor geleitet. Unter ihm hat sic die beiden Mächtigsten Abschnitte ihrer Entwicklung erreicht: die Vereinigung mit der Liebauschen Höheren Mädchenschule und die Abhaltung der ersten Reifeprüfung. Er hat es mit großem Geschmack und hervorragender organisatorischer Begabung verstanden, die Anstalt durch die schwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahre hindurchzuführen und den Ausbau der Knabenschule zu einer Oberrealschule, der Mädchenschule zum Lyzeum in die Bahnen geleitet. Vor allem aber soll ihm unvergessen sein, dass er trotz mancher Gegenströmungen die deutsche Wesensart der Anstalt erhalten und bewahrt hat.
An Stelle von Herr Dr. Gabert wurde Herr Prof. Dr. Kneiper zunächst kommissarisch und ab 22. November 1922 definitiv und. mit einem mehrjährigen Vertrag mit der Leitung der Schule betraut.
LEHRKÖRPER
Über die Veränderungen im Lehrkörper und Stand desselben am Schluss des Berichtsjahres enthält der Schulbericht entsprechende Angaben.
Für die erfolgreiche Tätigkeit im verflossenen Schuljahr, worüber im einzelnen der Schulbericht Aufschluss gibt, sprechen wir auch an dieser Stelle der Schulleitung und dem gesamten Lehrerkollegium unseren aufrichtigen Dank aus.
LEHRPLAN
Um den Lehrplan den Anforderungen, welche die gegenwärtigen Zeitläufte an ein modernes Schulwesen stellen,, mehr und mehr anzupassen und Schülern wie Schülerinnen gleichzeitig eine Ausbildung zu geben, welche der Ergreifung eines Berufes oder Studiums in Argentinien mehr als bisher Rechnung trägt und den Übergang in die höheren Schulen des Landes bezw. die Ablegung der entsprechenden Prüfungen erleichtern soll, wird der Lehrplan an unserer Schule mit Beginn des neuen Schuljahres. 1923 eine Reihe wichtiger Erweiterungen erfahren und einheitlich für die Mädchen- und Knabenschule gestaltet werden. Die näheren Einzelheiten sind den Mitgliedern und Eltern der Schüler durch Rundschreiben im Dezember 1922 bekannt gegeben worden.
SCHULGELD
Durch den vorübergehenden Rückgang der Schülerzahl infolge der immer häufiger werdenden Europareisen weist der Schulbetrieb im Berichtsjahr einen nicht unbeträchtlichen Fehlbetrag aus, der noch durch die vermehrten Ausgaben an Lehrergehältern und Zinsen erhöht wird. Um den Fehlbetrag zu keinem dauernden zu gestalten und die vorerwähnten Verbesserungen und Erweiterungen des Lehrplanes trotz der damit verbundenen Mehrkosten durchführen zu können, war der Vorstand gezwungen, die Schulgeldsätze zu erhöhen und gleichzeitig gewisse früher gewährte Vergünstigungen in Wegfall zu bringen. Hinzukommt, daß die auf allen Gebieten sich geltend machende Verteuerung natürlich auch im Schulbetrieb fühlbar ist und an sieh schon eine Erhöhung der seit Jahren unveränderten Schulgeldsätze rechtfertigt.. Davon, den Fehlbetrag durch einen alljährlichen Bazar und Sammlungen in der deutschen Kolonie aufzubringen, glaubte der Vorstand im Hinblick auf die vielfachen, gerade jetzt an die Kolonie;
gestellten Anforderungen, Abstand nehmen zu müssen. Die Erhöhung des Schulgeldes kann aber auch schlechthin nicht einfach als Verteuerung gewertet werden, da dieselbe auf Grund des neuen Lehrplanes durch wesentlich erhöhte Leistungen reichlich auf gewogen wird. Der Vorstand hofft deshalb auch, daß diejenigen Eltern, denen daran gelegen ist, ihren Kindern eine gediegene, deutsche Schulbildung angedeihen zu lassen, die notwendig gewordene Erhöhung des Schulgeldes nicht zum Anlass nehmen werden, ihre Kinder von der Schule abzumelden.
NEUBAUTEN
Die zu Ende des Vorjahres in Angriff genommenen Umbauten und Neubauten der Turn- und Festhalle wurden Ende Juni 1922 beendet. Die für die Einrichtung der Turnhalle erforderlichen Turngeräte wurden durch Vermittlung von Herrn Dr. Gabert und der Firma C. Berger & Cia. von Deutschland bezogen und werden voraussichtlich bis zum Wiederbeginn der Schule am 1. März 1923 installiert sein.
JUBILÄUMS-BAZAR
Aus Anlass des 25 jährigen Bestehens der Schule, verbunden mit der Einweihung und Übergabe der neuerbauten Turn- und Festhalle, wurde am 1. und 2. Juli, mit anschließender Nachfeier am 8. Juli, ein Bazarfest abgehalten, wobei die glückliche Anordnung der neuen Festhalle, sowie der angrenzenden Räumlichkeiten besonders vorteilhaft zur Geltung kamen. Die bereitwillige Mitarbeit weitester Kreise der deutschen Kolonie und Freunde unserer Schule, sowie die unzähligen Schenkungen und der zahlreiche Besuch des Festes haben das im Kassenbericht ausgewiesen, überaus befriedigende Ergebnis gebracht.
JUBILÄUMS-SPENDE
Die aus dem gleichen Anlass veranstaltete Sammlung zum Besten des Baufonds hat ebenfalls ein sehr erfreuliches Ergebnis gezeigt. Über die Höhe der gesammelten Spenden gibt der Kassenbericht Aufschluß. Weitere Spenden werden jederzeit gern entgegengenommen. Der Vorstand dankt auch an dieser Stelle für das der Schule bei ihrer Jubiläumsfeier in so überaus reichem Masse bezeugte Interesse und Wohlwollen.
SCHWIMMBAD
Mit Rücksicht auf die z. Zt. wenig günstige Finanzlage musste die Ausführung dieses Projektes bis zum Eintritt besserer Zeiten zurückgestellt werden. Der Vorstand bedauert dies umsomehr, als das Bedürfnis für eine solche Einrichtung sich immer mehr fühlbar macht und würde es mit Freuden begrüßen, wenn die erforderlichen Mittel dazu von hochherzigen Spendern zur Verfügung gestellt würden, um im Interesse der Schuljugend die Ausführung des Projektes dennoch zu ermöglichen .
5 % – SCHULDSCHEINE
Die erste Serie der von der außerordentlichen Generalversammlung am 23. November 1921 beschlossenen Ausgabe von 5 % – Schuldscheinen, wurde inzwischen zur Zeichnung [‘aufgelegt. Zeichnungen darauf können beim Kassierer Herrn W. Petersen, Calle Sarmiento 662, angemeldet werden.
REICHSBEIHILFE
Von der deutschen Reichsregierung wurde uns durch Vermittlung der hiesigen Gesandtschaft nachträglich für das Jahr 1921 eine Beihilfe im Betrage von M. 32.000,— und für das verflossene Schuljahr eine solche im Betrage von M. 50.000,— gewährt. Die Beträge sollen für die Beschaffung neuer Lehrmittel verwendet werden. «Wir erkennen es hoch an, dass die Reichsregierung trotz der schweren Zeiten, welche der unglückliche Ausgang des Weltkrieges über unser Heimatland gebracht hat, auch weiterhin bemüht ist, das deutsche Auslandsschulwesen zu unterstützen und zu fördern. Der hiesigen deutschen Gesandtschaft sprechen wir auch an dieser Stelle unseren Dank für die freundliche Vermittlung aus. ^
GENERALVERSAMMLUNG
Die26. ordentliche Hauptversammlumg findet am 26 März, abends 9.15 Uhr, im Schullokal, Calle Cuba 171.4, statt, und wir laden die Herren Mitglieder hiermit zum Besuch derselben ein. Die Tagesordnung wir in der üblichen Weise in den beiden deutschen Tageszeitungen veröffentlicht und geht den Herren Mitgliedern gleichzeitig mit der dem Jahresbericht beigegebenen besonderen Einladung zu.
Belgrano, im März 1923.
Der Vorstand des Deutschen Schulvereins Belgrano:
Carlos Peters, 1. Vorsitzender; L. Siegerist, interim 2 Vorsitzender; W. Petersen, Kassierer; H. Karnmann, Schriftführer; A. Ellinger, A. Fr ahne, L. Koennecke, H. Mey, E. Stengel, J. Werners, Beisitzer.