1927 | 18º Jahresbericht – Deutsch Argentinische Volksschule Belgrano


Der Vorstand setzte sich im Berichtsjahre wie folgt zusammen

1. Vorsitzender: F. Scheffel

2. Vorsitzender: L. Finsterbusch

1. Schriftführer: Franz Schmidt

2. Schriftführer: C. F. Markstahler

1. Kassenwart: Cäsar Prömmel

2. Kassenwart: Carl Bittermann

Beisitzer: Bernardo Bahr, P. Bertzbach, A. Gustafson, M. Lämmerhirt, A. Lempen, L. Silbermann.

An die Mitglieder der Deutsch-Argentinischen Volksschule Belgrano, an die Freunde und Gönner unserer Schule!

Über das verflossene Jahr – das 18. seit Bestehen der Schule – erlaubt sich der Vorstand den nachstehenden Bericht zu unterbreiten, nicht ohne vorher der Mitglieder zu gedenken, die der Tod aus unserer Mitte gerissen hat. Es sind die Herren Otto Ecke, Hermann Friedrich und Dr. Oskar Widenmayer, und wird ihr Andenken in steten Ehren gehalten werden.

Die am 26. März 1927 abgehaltene ordentliche Generalversammlung genehmigte die Bezeichnung „Humboldt-Schule“ für unsere Schule, und hat sich der Name gut eingebürgert.

Die Bezeichnung soll aber nicht nur eine Erinnerung sein an den genialen Naturforscher Alexander von Humboldt, sondern vor allen Dingen gleichzeitig bekunden, daß die Schule stets ihrer großen Aufgabe eingedenk bleibe: den Kindern die Liebe und Anhänglichkeit zur deutschen Heimat, zum deutschen Wissen und Können zu erwecken und zu pflegen, unbeschadet ihrer Zuneigung und Verpflichtungen gegenüber dem für die Mehrzahl der Schüler argentinischem Vaterlande.

Der Anfang des Jahres eingerichtete Kindergarten erfreute sich guten Zuspruches und Beliebtheit; er wurde von insgesamt 37 Kindern besucht und unter Einrechnung dieser ist unsere Schülerzahl von 482 auf 534 gestiegen.

Trotz des im Jahre 1926 erfolgten Anbaues 6 neuer Klassenzimmer und trotz Benutzung der Aula als ständiges Klassenzimmer macht sich vorübergehend wieder ein Mangel an Raum bemerkbar, da in Folge allzustarken Andranges eine Klasse dreimal getrennt werden mußte. Natürlich liegt kein Grund vor, an neue bauliche Erweiterungen zu denken, zumal durch das Wachstum und Ausdehnung der Hauptstadt und der Vororte, den Bedürfnissen entsprechend, neue deutschen Schulen in anderen Bezirken entstehen, wahrlich ein gutes Zeichen für den in allen Kreisen herrschenden Wunsch „Deutschen Kindern -deutsche Erziehung und Ausbildung zu geben“.

Anschließend hieran sei aufs Neue betont, daß der Vorstand glaubt, daß eine Schule mit 7 getrennten Knaben- und Mädchenklassen das Höchstmaß einer Volksschule bildet, wie sie von unserer. Gründern und Gönnern angestrebt, und in diesem Sinne von uns der immer fortschreitenden Entwicklung folgend, aufgebaut wurde.

Heute können wir bei kritischer Beobachtung feststellen, daß über 500 Schulkindern ein absolut gesundes und modernes Schul-haus voll Luft und Licht, freien Raumes in Klassen, Korredoren, und Spielplätzen zur Verfügung stellt.

Um dieses unserer heranwachsenden Jugend zu gewährleisten, haben wir vor 2 Jahren eine schwere Schuldenlast auf uns genommen, die uns sehr drückt; haben wir doch allein im Berichtsjahr über $ 4.000.- für Zinsen aufbringen müssen, trotzdem ein Teil der uns gewährten Darlehen zinsfrei ist und der andere eine für hiesige Verhältnisse eher niedrige Verzinsung genießt. Wenn sich unsere Voraussetzungen einer baldigen Schuldentilgung bisher nicht erfüllt hat, so ist der Grund wohl darin zu suchen, daß die Kolonie zu vielen kulturellen Ansprüchen gerecht zu werden hat.

Der Vorstand hatte gehofft, daß das im Berichtsjahr abgehaltene Schulfest einen schönen Reingewinn abwerfen würde; hatte er doch kein Mittel gescheut, den Gästen, Gönnern und Freunden der Schule wirklich genußreiche Stunden zu verschaffen; es hat sich aber durch Erfahrung die betrübliche Tatsache ergeben, daß zu den Schulfesten nur die der Schule in irgend einer Weise nahestehenden Kreise kommen, dagegen fehlt fast vollkommen der wirklich zahlungsfähige Teil der deutschen Kolonie. Unsere Bitte ergeht deshalb dahin, daß die zukünftigen Schulfeste auch von denen besucht werden mögen, die bisher die Mühe gescheut haben. uns aufzusuchen; wir sind überzeugt, daß sie es nicht bereuen werden.

Die Schulgelder-Einnahmen sind zwar im Berichtsjahre gegen das Vorjahr um rund $ 7.000.- gestiegen, doch ist diese Mehreinnahme vollkommen durch die größere Ausgabe an Lehrergehältern ausgeglichen worden, die sich gegen das Vorjahr um $ 7.500.- erhöht haben.

Trotzdem hat sich der Vorstand nicht der Erwägung verschließen können, einer Anzahl Lehrer und Lehrerinnen ab 1. März 1928, eine, wenn auch in bescheidenen Grenzen gehaltene, Gehaltsaufbesserung zu gewähren.

Um der Schule eine neue Einnahmequelle zu verschaffen ohne daß dieselbe von denjenigen Eltern, die pekunär nicht so gut gestellt sind, als drückend empfunden werde, hat der \ erstand die Mitglieder, die dazu in der Lage sind, aufgefordert, das Schulgeld für die Ferienmonate Januar—Februar weiterzubezahlen. Es gereicht dem Vorstand zur besonderen Genugtuung, daß eine große Anzahl Mitglieder der Forderung nachgekommen sind und somit ihre tatkräftige Teilnahme an dem Wohlergehen der Schule bezeugt habe.

Die Zahl unserer Mitglieder belief sich am Ende des Berichts-jahres auf 467. Der Vorstand bittet eindringlich alle Mitglieder, unter ihren Freunden und Bekannten weiter neue Mitglieder für unseren Schulverein zu werben, denn kann es eine schönere Aufgabe geben, als an dem Werk der Kindererziehung mitzuwirken? Darum noch einmal, werbt neue Mitglieder! Kin geringer jährlicher Beitrag, von vielen Mitgliedern bezahlt, ergibt eine schöne, der Schule Nutzen bringende Summe.

Den Freunden und Gönnern, die uns auch im Berichtsjahre wieder so reichliche Unterstützung haben zu teil werden lassen, gebührt der innige Dank des Vereins; desgleichen den Mitwirkenden am letzten Bazarfest und besonders Herrn Cornely für die von seiner Meisterhand hergestellte Ausschmückung, die neben seinem künstlerischen Talent, sein verständnisvolles, liebevolles Eingehen auf die Poesie unserer deutschen Heimat im besten Licht gezeigt hat. Auch dem Deutschen Kulturrat, den beiden deutschen Banken, den deutschen Geschäftshäusern und den in deutscher Sprache erscheinenden Zeitungen sei noch einmal an dieser Stelle unser herzlichster Dank abgestattet.

Herr Kultusminister a. D. Prof. Dr. Bölitz hat neben den anderen Schulen in Buenos Aires, auch unsere Schule besucht und dem Unterricht in verschiedenen Klassen beigewohnt. Nach seinen Äußerungen zu urteilen, ist er mit den Leistungen unserer Schule außerordentlich zufrieden gewesen.

Der hiesige Schulinspektor hat in gewohnter Weise die Schule des häufigeren besichtigt und sich, wie aus den jeweils abgegebenen Berichten hervorgeht, stets anerkennend über die Form und Art des den Kindern erteilten Unterrichtes ausgesprochen.

Der Rektor und die Lehrerschaft dürfen des Dankes des Vereins versichert sein.

Während der diesjährigen Ferienmonate ist es den Kindern der Schule vergönnt gewesen, die Einrichtungen des Neuen Deutschen Turnvereins inVicente Lopez zu benutzen, und sagen wir auch an dieser Stelle dem Turnverein noch einmal unsern herzlichen Dank für sein Entgegenkommen, sowie auch den Leitern der Jugendabteilung Belgrano für ihre nimmer ermüdende Ausdauer und Liebe an der turnerischen Heranbildung der Schüler.

Die von einem Gönner in Aussicht gestellte Stiftung eines Erholungsplatzes für die Kinder am Rio de la Plata ist leider nicht verwirklicht worden.

Die Ordentliche Generalversammlung findet im Schulgebäude. calle Monroe 3061, am 24. März, um 21 Uhr statt und bittet der Vorstand die Mitglieder, recht zahlreich zu erscheinen.