1919 | 10º Jahresbericht – Germanischer Schulverein Belgrano


An die Mitglieder des Germanischen Schulvereins, an die Freunde und Gönner unserer Schule!

Wenn wir am Schlusse unseres letzten Jahresberichtes schrieben: «Die kommenden Zeiten werden für die deutschen Schulen weiter sehr schwer sein. Vergesst unser nicht!“ so hat sich dies vollauf bestätigt. Unsere Einnahmen an Geschenken waren im Berichtsjahre um $ 1400.- geringer als 1918, trotzdem wir für eine grössere Anzahl Kinder zu sorgen hatten. Wir führen den Ausfall auf eine Anregung aus der Kolonie zurück, die Sammeltätigkeit für sämtliche Schulen durch eine gemeinsame Kasse bewirken zu lassen. Das mag wohlmeinend gewesen sein, da es aber in der Form nicht durchzuführen war und ist, waren wir schwer geschädigt, denn einige Firmen glaubten, die gemeinsame Kasse bestehe demnach und gaben nichts! Alles was unsere deutsche Kolonie an Wohltätigkeit und Unterstützung tut, macht sie freiwillig und lediglich aus Volksbewusstsein. Sie ist sich ihrer hohen moralischer. Verantwortung vollauf bewusst. Aus diesem Grunde sehen wir trotz dieses momentanen Ausfalles weiter ruhig in die Zukunft und werden nicht erlahmen dafür zu sorgen, dass den Kindern unseres Stadtteiles der nötige deutsche Unterricht erteilt werden kann. Wir hoffen, dass die wenigen Firmen uns noch nachträglich den gewohnten Beitrag gütigst zuerteilen und danken der Kolonie von Herzen für ihre Unterstützung.

Mit dem BAUE des Schulhauses wurde im August begonnen, und wir hoffen, dass dieses glänzende Zeugnis deutscher Werktätigkeit gegen Ende April seinem Zwecke übergeben werden kann. Mit Sicherheit lässt sich ja heutzutage nichts mehr sagen, denn selbst bei einem Schulbaue folgt Ausstand auf Ausstand!

Für den Bau, welcher der Compañía General de Obras Públicas (früher Philipp Holzmann & Co.) zum Preise von $ 125.000.- vergeben wurde, sind uns im Jahre 1919 noch folgende Beträge geschenkt worden.

Bestand laut Jahresbericht 1918 $ 85.909,55

Schenkungen $ 6.480.-

Vorstellung Deutscher Theaterverein $ 2.500,-

Zuwendung Reichsregierung $ 293,62

Zinsen auf obige Beträge $ 3.941,09

davon bezahlt für Unkosten auf Neubau $ 688,80

Gesamtbetrag $ 98.435,46

Wir führen die einzelnen Schenker auch jetzt noch nicht auf, da wir zur Weihe des Baues das gesamte Material veröffentlichen werden. Einstweilen diesen, wie allen früheren Gebern allerwärmsten Dank für die hochherzigen Zuwendungen.

Es fehlen nun noch ungefähr $ 26.000,- zur Vollendung des Baues, ohne die notwendige Inneneinrichtung! Wäre es nicht möglich den Gesamtbetrag aufzubringen? Die Erweiterung der Schule, Lehrergehälter usw. erfordern allergrösste Zusammennahme unserer Mittel. Es wäre doch eine Erleichterung für uns, wenn wir nicht für Zinsendienst sorgen müssten. Unsere Schule – das möge man wissen – hat immer sehr haushälterisch gewirtschaftet und wird das auch weiter tun. Da unsere Mittel so gering sind, lassen sich vielleicht doch noch einige Herren, die bislang abseits standen, erweichen und steuern ebenfalls zu dem menschenfreundlichen Werke bei.

Die Eltern bitten wir, die bis zum Umzuge notgedrungen unterlaufenden Unzuträglichkeiten entschuldigen zu wollen und dem Direktor seine schwere Aufgabe durch gütige Riicksichtsnahme zu erleichtern.

Dem Deutschen Theatervereine und seiner wackeren Künstlerschar tiefgefühltesten Dank für seine Hingabe zum Besten der Schule und Dank auch all’ den anderen Helfern, die im Verborgenen doch ein Herz für unsere Sache hatten.

Ueber die Bewegung unserer Kasse verweisen wir auf den Kassenbericht.

Während des Schuljahres besuchte die Schule wieder unser früherer Herr Minister, Freiherr von dem Bussche Haddenhausen, und hat sich sehr befriedigt über das Gesehene und Gehörte ausgesprochen. Auch der neue staatliche Inspektor, Herr Busico, bekundete, wie sein Vorgänger, Herr Dr. Leguizamón, seine lobenden Eindrücke schriftlich im Schulbuche, sodass unser Herr Rektor und die Damen und Herren des Lehrerkollegiums befriedigt auf ihre Tätigkeit im verflossenen Jahre zuriickblicken dürfen.

Die Eltern machen wir auf die nachfolgenden Mitteilungen besonders aufmerksam und bitten sie, dafür sorgen zu wollen, dass die Vorschriften zum Besten ihrer Kinder strenge befolgt werden.

Der Vorstand.

Schulbericht

Die für unser geliebtes Vaterland so ereignisschwere Zeit des Jahres 1919 warf ihre düsteren Schatten auch in unsere sonst so stille geräuschlose Arbeit. Mit bangem Herzen verfolgten auch wir, jedem politischen Treiben abhold, den Schmerzensgang zum Golgatha, den unsere Feinde dem deutschen Reich auferlegten, um ihr Kriegsziel, es zu erwürgen zu erreichen. Doch wie dort auf die Leiden und tiefste Erniedrigung die glorreiche Auferstehung des Gekreuzigten folgte, so hoffen wir, wird auch hier zum Segen der gesamten Menschheit ein neues Deutschtum aus seiner Asche entstehen. Diese Zuversicht ist unser Leitstern und verleiht uns den Mut und Trost bei unserer Arbeit.

Schüler

Es besuchten im ganzen, 201 Schüler unsere Schule, gegen 192 im Vorjahre 184 im Jahre 1917, 183 i.J.1916 und 182 i.J.1915

Es ist also in den letzten Jahren eine langsame, doch stetige Steigerung in der Zahl der Schüler zu vermerken.

Von diesen 201 Schülern des letzten Jahres entfielen: auf Klasse 1 40 Kinder, 3 45, 4 34, 5 25, 6 16

Auch in diesem Jahre war die Zahl der die Schule besuchenden Knaben bedeutend grösser als die der Mädchen, 124 Knaben gegen 77 Mädchen. Da nun die Tochter in ihrer späteren Eigenschaft als Mutter einen weit mächtigeren Einfluss auf den Nachwuchs in Sprache, Sitte und Art im allgemeinen auszuüben vermag, als der mit Geschäften, Arbeit und Sorgen überlastete Vater, rufen uns allen, denen die Erhaltung deutscher Art im Auslande am Herzen liegt, diese trockenen Zahlen die Pflicht zu, dahin zu wirken, dass Mädchen deutschen Stammes mehr als bisher in deutschen Erziehungsanstalten ihre Ausbildung erhalten.