1918 | 9º Jahresbericht – Germanischer Schulverein Belgrano
An die Mitglieder der Deutsch-Argentinischen Volksschule Belgrano, an die Freunde und Gönner unserer Schule!
Das Jahr 1918 brachte, uns eine solche Fülle von Geschehnissen, dass wir wohl Veranlassung hätten, einen sehr langen Bericht vorzulegen.
Trotzdem möchten wir uns dieses Mal besonders kurz fassen und abwarten bis normale Zeiten herrschen, die ja auch wieder einmal eintreten müssen. Unsere Freunde werden dies begreiflich finden, und nur für sie schreiben wir ja.
Nachdem durch die Güte der deutschen Kolonie die für den Schulbau nötige Summe zum grössten Teile geschenkt ist, werden wir bei Gelegenheit der Einweihung einen genauen Bericht über alle gesammelte Gelder und deren Verwendung erstatten.
Bis dahin mögen in grossen Zügen folgende Daten als Ausweis dienen:
Bis 31. Dezember 1918 von der Kolonie geschenkt $ 94.747,-
Bankzinsen auf Konten Deutsche Volksschule Belgrano $ 1.183,65
DeutscherTheaterverein:„Goldhärchen“-Vorstellung $ 2.028,22
Von der Deutschen Evangelischen Gemeinde zurückerhalten $ 6.000,-
Markkonto umgerechnet $12.240.68
Dagegen bezahlt für Grundstück und Notar $ 30.290,-
Verbleiben für Bau und Schulzimmereinrichtungen $ 85.909,55
Die von den Baufirmen freundlichst zur Verfügung gestellten Pläne übersteigen diese Summe allerdings noch erheblich; allein es ist zu hoffen, dass wir in absehbarer Zeit billigere Rohmaterialien bekommen können, sodass wir mit unseren Mitteln grösstenteils ausreichen.
Welche Fülle werktätiger Liebe seitens der Kolonie in diesen gedrängten Zahlen enthalten ist, wie viele gute deutsche Männer Monate lang schwer für uns gearbeitet haben um unvermeidliche Unstimmigkeiten aus dem Wege zu räumen, davon machen sich die meisten Landsleute keine Vorstellung, und wenn man mit anhören muss, was sich bezahlte oder gewissenlose Elemente in aller Öffentlichkeit gerade jetzt alles leisten; wie sie unseren guten deutschen Namen in schwerster Zeit noch in den Kot ziehen, da müssen wir bekennen: Es gehört doch Stärke dazu und kühler Blick, wenn unsere Freunde nicht ermüden. Und wir rufen: Es muss doch Frühling werden!
Habt Dank! unerschöpflichen Dank, all’ ihr Männer und Frauen, die ihr geholfen habt, und die ihr eines guten deutschen Namens wegen auch weiter helft! Es soll keiner von euch vergessen werden, die ihr in Wort und Schrift, in Bat und grösser Tat für uns eintratet als die Not am grössten war. Es wird doch einst der Tag kommen, wo wir euch laut preisen dürfen.
Auch in diesem Jahre stellte der Deutsche Theaterverein seine tüchtigen Kräfte in den Dienst unserer guten Sache. Die wohlgelungene Aufführung des Zaubermärchens „Goldhärchen“ zum Besten unseres Vereins brachte unserer Kasse einen bedeutenden Beitrag, den wir, wie aus obiger Aufstellung ersichtlich, dem Konto für Schulbau überwiesen. Dem Deutschen Theaterverein sei nochmals an dieser Stelle der wärmste Dank für seine nie ermüdende Tätigkeit ausgesprochen.
Über die sonstige Kassenbevvegung verweisen wir auf den Kassenbericht, der seinerseits zeigt, dass uns die Kolonie und die hohe Reichsregierung wie alljährlich wieder einen grossen Zuschuss zu unserem Werke überwies. Ihnen allen nochmals herzlichsten Dank! Die kommenden Zeiten werden für die deutschen Schulen hier weiter sehr schwer sein. Vergesst uns nicht!
Der Schulbetrieb ging seinen normalen Gang. Unser Rektor und das übrige Lehrpersonal haben es auch in diesem Jahre an nichts fehlen lassen, und wir blicken auf ein sehr gutes Endergebnis zurück. Wärmster Dank gebührt ihnen für ihre aufopfernde Arbeit.
Der Vorstand