1911 | 1º Jahresbericht des Germanischen Schulvereins Belgrano


Jahresbericht

vorgelegt zur Generalversammlung am 29. Juli 1911.

Der »Germanische Schulverein« ging aus dem am 5. September 1908 gegründeten »Germanischen Verein« hervor, der den edlen Zweck, die Gründung eines Schulvereins, ins Auge gefasst hatte, was er durch Anwerbung von Mitgliedern und Sammlung von Geldern nach Jahren erreicht hatte, so dass man am 24. März 1910 zur Gründung des Germanischen Schulvereins mit 51 Mitgliedern und $ 1.454,45 Kassenbestand schreiten und bald darauf, am 15. April desselben Jahres, die Eröffnung der Schule folgen lassen konnte.

Als passendes Schullokal wurde das Haus in der Strasse Monroe 3021 gewählt, das wegen seiner gesunden, luftigen und äusserst günstigen Lage den zu stellenden Anforderungen am besten entsprach.

Die Miete, die sich anfänglich auf 120 $ belief, wurde nach und nach erhöht. Sie beträgt heute 160 $ monatlich. Diese Summe darf in Anbetracht der bedeutend gestiegenen Bodenpreise nicht als zu hoch angesehen werden, zumal zu dem Schullokale ein verhältnismässig grösser Spielplatz gehört.

Die Schule

Der Unterricht begann am 15. April 1910. Als Lehrer für den deutschen Unterricht wirkte bis zum Schluss des ersten Schuljahres Herr J. Voss; Den Unterricht in den spanischen Fächern erteilte Fräulein H. Bravo.

Mit Beginn des neuen Schuljahres übernahm Herr H. Offeney, der bisher au der Deutschen Schule Buenos Aires tätig war, als Rektor die Leitung und den inneren Ausbau der Schule.

Inzwischen war die Einrichtung einer weiteren Klasse zur Notwendigkeit geworden, für die man Herrn Lehrer H. Kieslieh, der bis dahin an der Höheren Knabenschule Belgrano wirkte, gewann.

Das zweite Schuljahr nahm sodann am 6. Februar 1911 mit 66 Zöglingen seinen Anfang, nachdem man im Vorjahre mit 25 Kindern den Unterricht beschlossen hatte. Heute besuchen 82 Kinder die Schule, von denen 9 Ermässigungen und 5 Freistellen geniessen.

Das Schulgeld der untersten Klasse beläuft sich auf 6 $, das der übrigen auf 7 $, wobei der Vorstand unbemittelten Eltern einen entsprechenden Nachlass in diskreter Weise gewährt.

Um den Charakter einer deutschen Schule möglichst zu Bewahren, hat der Vorstand es für zweckmässig erachtet, die Aufnahme nicht-deutschsprechender Kinder auf die Unterklasse zu beschränken, um den Unterricht in den höheren Klassen nicht zu hemmen.

Der Vorstand hält es für seine vornehmste Pflicht, den Zöglingen vor allen Dingen einen gründlichen deutschen Elementarunterricht erteilen zu lassen.

Die Schule wurde, wie schon eben betont, am 15. April 1910 mit vier Stufen eröffnet. Bei Beginn des neuen Schuljahres am 6. Februar 1911 wurde die fünfte Stufe angereiht. Der Lehrplan ist so abgefasst, dass den Zöglingen nach einem achtstufigen Lehrgänge die für das praktische Leben erforderlichen Kenntnisse mitgegeben werden.

Für die beiden oberen Stufen ist fremdsprachlicher Unterricht ins Auge gefasst, um der Schule den Charakter einer gehobenen Bürgerschule zu geben.

Sobald die Schule bis zu acht Klassen ausgebaut ist, soll der Anschluss an das Nationalkolleg nachgesucht werden.

Im ersten Schuljahr wurde die Schule zweimal von dem Vertreter der staatlichen Unterrichtsbehörde, Herrn Juan Devoto, inspiziert. Am 23. Mal dieses Jahres unterzog der Inspektor für Privatschulen unseres Bezirkes, Herr Jaime Uranga, die Anstalt einer Revision. Er wohnte in allen Klassen dem Unterrichte bei, revidierte die amtlichen Listen und sprach sich in seinem Protokolle anerkennend über die Schule aus.

Der Vorstand

Er setzt sich aus folgenden Herren zusammen:

F. Rademacher, erster Vorsitzender, Amtsdauer bis 30. Juni 1912;

B. Hoepfner, zweiter Vorsitzender, Amtsdauer bis 30. Juni 1911:

G. Pohl, erster Schriftführer, Amtsdauer bis 30. Juni 1912;

C. Prömmel, zweiter Schriftführer, Amtsdauer bis 30. Juni 1911;

E. Block, erster Kassenwart, Amtsdauer bis 30. Juni 1912;

C. Köhler, zweiter Kassenwart, Amtsdauer bis 30. Juni 1911;

Beisitzer: G. Janeck, A. Schönenberg, J. Oreschnik, Amtsdauer bis 30. Juni 1912;

Beisitzer: A. Lempen, A. Pfänner, R. Heinze, Amtsdauer bis 30. Juni 1911.

Während des verflossenen Vereinsjahres hielt der Vorstand monatlich regelmässig zwei, häufiger sogar drei bis vier Vorstandssitzungen ab, um über Ausbau der Schule und laufende Geschäfte zu beraten. Auch fanden zwei ordentliche und zwei ausserordentliche Generalversammlungen statt. Zu den Sitzungen im letzten Schuljahre wurde stets der Rektor Herr H. Offeney zugezogen, um über den Gang der Schule Bericht zu erstatten.

Zu dem fünften allgemeinen deutschen Lehrertage in Roldan hatte der Vorstand den Rektor Herrn Offeney abgesandt, um den Germanischen Schulverein zu vertreten. In der darauffolgenden Sitzung erstattete der Rektor Bericht über Verlauf und Beschlüsse des Lehrertages.

Die vom Germanischen Verein übernommenen Barbestände reichten teilweise zur Deckung der ersten Einrichtungen und notwendigsten Anschaffungen von Bänken, Anschauungsmitteln etc. aus. Anfang des zweiten Schuljahres mussten infolge Einrichtung einer dritten Klasse weitere Ausgaben gemacht werden. Da die Einnahmen den laufenden Ausgaben und Neuanforderungen momentan nicht vollständig entsprachen, sah sich der Vorstand zur Ausgabe von Schuldscheinen veranlasst. Die erforderlichen Beträge wurden von Vorstandsmitgliedern und einigen Vereinsmitgliedern gezeichnet.

Das jetzige Schullokal wird noch für etwa 1-2 Jahre den Anforderungen der Anstalt trotz der Zunahme der Schülerzahl, die in dem Anwachsen der deutschen Kolonie in Belgrano und Umgegend begründet ist, genügen.

Da jedoch schon im kommenden Schuljahre mit einem sehr bedeutenden Zuwachse gerechnet werden muss, so hält es der Vorstand schon jetzt für angebracht, den Ankauf eines günstig gelegenen Grundstückes und nachher die Erbauung eines eigenen Schulhauses in Erwägung zu ziehen.

Zu dem Zwecke wurde an zuständiger Stelle eine Eingabe um Reichszuschuss eingereicht und der Vorstand hofft, dass die Reichsregierung unserer jungen Anstalt diejenigen Sympathien entgegenbringen wird, die sie anderen ähnlichen Bestrebungen hat zuteil werden lassen.

Gleichzeitig hat sich der Vorstand durch die deutsche Presse an die so oft bewährte Opferwilligkeit der deutschsprechenden Kreise in Buenos Aires mit der Bitte um Unterstützung gewandt. Die bisherigen Sammlungen versprechen ein günstiges Resultat, was angesichts der hohen Bestrebungen des Vereins — Kindern auch unbemittelter Eltern eine gute deutsche Erziehung zu gewähren — um so freudiger zu begrüssen ist.

Der Vorstand gibt sich der Hoffnung hin, das die bisherigen Sammlungen für den Baufonds nicht nur der Ausdruck einer spontanen Sympathie für die Bestrebungen des Vereins sind, sondern auch eine Gewähr für das dauernde Interesse bieten das die deutschsprechende Kolonie von Belgrano und Umgegend an dem Bestehen und der Weiterentwicklung der Schule nimmt.

Feste und Ausflüge

Unsere Kinder nahmen am 14. Juli am Besuche im Zirkus Hagenbeck, den der Deutsche Lehrerverein vermittelt hatte, teil. Auch wurde nicht versäumt, die verschiedenen Centenar-Ausstellungen mit den Zöglingen zu besuchen.

Am 13. November 1910 fand ein Bazarfest, verbunden mit Konzert und Ball, in dem Saale der Sociedad Española de Belgrano statt, das einen vorzüglichen Verlauf nahm und dem Verein viele neue Mitglieder und Gönner zuführte.

Das Weihnachtsfest sollte für die Schulkinder nicht ohne Sang und Klang vorübergehen. Am 25. Dezember wurde deshalb im Saale des Herrn Block eine kleine Feier, bestehend in Verteilung von zahlreichen Geschenken, sowie Tanz und Verlosung abgehalten.

Die patriotischen Tage, 25. Mai und 9. Juli, wurden jedesmal durch Schulfeierlichkeiten in entsprechender Weise festlich begangen. Auch die Centenarfeier des grossen Patrioten und Schulmannes Faustino Sarmiento versammelte Kinder, Eltern und Vorstand zu einer würdigen Feier. 

Am 12. März d. J. fand ein gemeinschaftlicher Ausflug nach Olivos F. C. C. A. in Form eines Picknicks statt.

Bei schönem Wetter besuchten die Zöglinge im April unter Leitung ihrer Lehrer den Zoologischen Garten.

Schenkungen

Bei Gelegenheit der Schuleröffnung und im Laufe des abgeschlossenen Vereinsjahres wurden von einigen opferfreudigen Mitgliedern teils Schul- und

Lehrmittel-Utensilien, teils Einrichtungsgegenstände geschenkt oder zum Selbstkostenpreise ohne Berechnung von Arbeitslöhnen geliefert.

Wir erwähnen:

Andreas Gassner : $ 100. –

Gualterio Janeck: 50 $ und zahlreiche Lehrmittel,

Edmund Hermann: $ 10.-

Rosconi & Loureiro: 1 Ess-Service,

Bruno Hoepfner: 1 Schuluhr,

Schenzle Gebrüder: Kleiderhalter und diverse Utensilien,

H. Offeney: Rechentafeln, anatomische Tafeln und verschiedene Gegenstände des Naturalienkabinetts,

Gustavo Pohl: 2 Fahnen,

Enrique Block: Beiträge zum Naturalienkabinett und einige Möbel,

Otto Poggensee: Kuchen zur Weihnachtsfeier, «Palermo – Quilmes – Pilsen»

Norbert Rixner: Anfertigung eines Barren und Sprunggerätes,

Carlos Balzer: Verschiedene Anschauungsbilder,

Albert Lempen: Verschiedene Gläser und Maler-Arbeiten,

Johann Oreschnik: 2 Schulschränke,

Frau Goldstein: Verschiedene Arbeiten zum Selbstkostenpreis F. Hoppe

César Prömmel: Ein Dampfmaschinen-Modell,

Enrique Jacod: Mineralien,

Walter Weber: Zeichenvorlagen,

Karl Köhler: Einige Druckarbeiten für Vereinszwecke.

Der Vorstand fühlt sich veranlasst, den edlen Gebern, die durch Schenkungen oder uneigennützige Arbeitsleistungen zum Wohle und Gedeihen der Schute beisteuerten, seinen tiefgefühlten Dank auszusprechen. Gleichzeitig sei an dieser Stolle der deutschen Tagespresse, der Deutschen La Plata Zeitung, dem Argentinischen Tageblatt und der Argentinischen Sonntags-Zeitung unser besonderer Dank ausgesprochen für die Liebenswürdigkeit, mit der sie uns ihre Zeilen zur Verfügung gestellt haben.

Die aus vorliegendem Jahresbericht hervorgehende, geradezu rapide Entwicklung des Germanischen Schulvereins legt ebensosehr von der Opferfreudigkeit seiner Mitglieder als von der Notwendigkeit der Schule ein hervorragendes Zeugnis ab. Der Vorstand gibt sich der Hoffnung hin, dass das Wohlwollen für den Verein in dem bisherigen Maase steigen werde als ein beredter Beweis für das einmütige Bestreben der Deutschsprechenden von Belgrano und Umgegend, unseren Kindern – deutsche Erziehung, deutsche Zucht, deutsche Sitte, deutsche Ordnung – als das Beste auf den Lebensweg mitzugeben. Mögen alle diejenigen, die den Bestrebungen unseres Vereins wohlwollend gegenüberstehen, ihr Interesse durch Eintritt als Mitglied oder durch Unterstützungen anderer Art bekunden. Das Bewusstsein, auf diese schönste Weise das Deutschtum zu fördern, wird den Freunden und Gönnern des Vereins die beste Genugtuung für ihre Opferfreudigkeit sein. –

Zum Schlüsse sei den Mitgliedern des Lehrkörpers, besonders unserem Herrn Rektor, auch noch unser Dank abgestattet für ihre treue Erziehungsarbeit an den Kleinen.

Der Vorstand

F. Rademacher, erster Vorsitzender.

B. Hoepfner, zweiter Vorsitzender.

G. Pohl, erster Schriftführer.

C. Prömmel, zweiter Schriftführer.

E. Block, erster Kassenwart.

G. Köhler, zweiter Kassenwart.

Beisitzer:

A. Schönenberg,

J. Oreschnik,

A. Lempen,

A. Pfänner,

R. Heime. 

Mitglieder Verzeichnis

Alguiñaríz, Eloy Aschmann, Urban Bachmann, Constantino Baczko von, Ottomar Bai, Enrique Banick, Emilio Becker, Otto Bercht, C. Bianchini, Julio Block, Enrique Bock, Rudolf Boden, Cárlos Bohl, Ernst Böhm, José Bohn, Francisco Bonsack, Ernst Borggren, A. P. Bosch, Jakob Breekond, Franz Brosig, Fritz M. Bruhn, Guillermo Buschendorf, Frau Maria Bussinger, Victor Cappus, Guillermo Castetnebieilh, Juan Christoph, Jacobo Conrad, Gustavo Cox, Walter Cramer, Cárlos Demler, José Denegrí, Julio Derkhiem, Marcus Friedr. Detlefs, Enrique Diaz, Francisco Diezel, Hermann Ellinger, Adolf Fabian, Cárlos Faust, José Fischer, Robert Foerster von, Erich Freiesieben, Paul Freimann, Frau Mathilde Friebel, Luis Fuseck, E. Gassner, Andrés Gerhardinger, Leopoldo Godets, Cárlos Goldstein, Frau Dora Gotting, Ludwig Grimm, Georg Grossmann, Martin Gubernatis, Fernando Gundlach, Friedrich Gutbrod, Hermann Haaf, Georg Hager, Alfredo Hammer, G. Häring, Juan J. Hasenbalg, Max Hausammann, P. Heinze, Rodolfo Hendreich, Paul Henzi, Francisco Herrmann, Francisco Hinsch, Bernhard Hobert, Eugen Hochegger, Adolfo Hoepfner, Bruno Hoerth, Í > aniel Hoffmann, Federico Борре, Franz Horn, Carlos F. Hunzinger, Emilio Irigoyen, Pedro Jacod, Enrique Janeck, Gualterio Kaiser, Gustavo Kaiser, Juan Kastrup, Victor Kersten, Carlos Kirsch, Guillermo Kirsch, Pablo Klemm, Ernst Kletschka, Jaroslao Knobloch, Otto Köhler, Cárlos Kolbe, Pablo Kraus, Cárlos Kremser, Albin Kress, Adolfo Kropff, Adolf Kropff, Oscar Latendorf, Gustavo Lempen, Alberto Leucht, Max Lieske, Erich Loo van, Wilhelm Loos, José Loureiro, Rogelio Mateo, J. J. Mayer, Enrique Meyerhans, H. Mirre, Federico Mokesch, Victor Mulatero, Señora de Müller, Christoph Müller, Enrique Müller, Frau Müller, Hermann Nessi, Antonio Neumann, Ernesto Nimphius, J. H. Nuesch, Godofredo Oertly, Santiago Oreschnik, Juan Pelikan, Carl Petersen, Pedro R. Pfänner, Anton Pfeiffer, Cárlos Pfeiffer, Erwin Piepho, Adolfo Poggensee, Otto Poggi, Juan Pohl, Gustavo Poppe, Wilhelm Prichard, Adolfo Prömmel, César Rademacher, Fritz Ramón, Cárlos Rasmussen, Carl F. Reck, F. J. Reimers, Hans Reiss, Moritz Richter, Emilio Rittershaus, Guillermo Rixner, Roberto Rizzonico, Arturo Robles, Diego Rothenburger, Cárlos Rosa, Cárlos Rosconi, Cárlos Rössler, Hermann Rossoly, Otto Säger, Julio Schäfer, Rodolfo Scharf, Carlos Schenzle, Carlos Schlapbach, Federico Schmalzbach, Ignacio Schmid, Otto Schmidt, Cárlos Schmidt, Luís C. Schmidt, Max Schmidt-Hartman, Li Schmuck, Gottlieb Scholz, Enrique Schönenberg, Adolpho Schönwiese, Pablo Schrapper Schrey, Julius Schuhmann, Guillermo Schwarz, Guido Seidenberger, Max Springer, Cárlos Steidl, Anton Thefs, H. Thiele, Otto Timm, Juan Trinks, Hugo Uhlenburg, Ernst Vahrenholz, Enrique Venner, Julio Vierlich, Georg Vierlich, Ricardo Wachtarz, Max Wagner, Paulina Wandschur, Juan Weber, Walter Wegerer, Joseph Weill, Mauricio Weissbein, M. Wepfer, G. Wohlers, Frau Anna Wolf, Hugo Wolter, Max Würzburger, Zeschke Cárlos